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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nach Arnheim reinfahren, um ½ 3 Uhr ins Kino zu gehen und dann zurückzulaufen, aber der Omnibus kam erst um 4 Uhr und dann regnete es, ich glaube, das habe ich Dir schon geschrieben. Vorgestern habe ich den Lehrgang abbrechen müssen und bin nun als Geräteverwalter bei der Kompanie eingesetzt. Allerdings ist es kein selbständiges Arbeiten, da noch ein Oberfeldwebel als Funkmeister da ist. Vorläufig kann ich ja allerhand noch aufschnappen, aber wenn ich mal alles intus habe, dann sehe ich zu, dass ich für mich eine Planstelle erwische. Würdet Ihr nun veranlassen, dass ich wieder die Zeitung ab 1.6. zugeschickt bekomme? Und nun zum Schluss bitte ich Dich, kleine Frau, mach Dir keine Sorgen wegen mir, das ist wirklich unnötig. Mit Schreiben muss ich jetzt aufhören, denn sonst geht der Brief nicht mehr weg. Ich grüsse und küsse Dich vielmals, drück Heidi recht von mir und sollst Du wieder mal wissen, dass ich Dich ganz toll lieb habe..
    Dein Hans.
    Bitte richte an alle Grüsse aus.
     
     
     
    Leipzig, den 28.5.1943
    Mein lieber alter Strolch!
    Nun liegt Heidis erster Geburtstag auch hinter uns und der kleine Kerl geht nun schon in das zweite Jahr.Wie doch die Zeit vergeht! Da will ich Dir aber erst mal für Deinen lieben Brief am Mittwoch und die Karte heute danken. Weißt Du, noch mehr hätte ich mich gefreut, wenn Du ihr selber ein Kärtchen geschrieben hättest. Gewiß, sie versteht es jetzt noch nicht, aber später, wenn sie älter ist, hätte sie ihre doppelte Freude dran. Mir darfst Du nicht böse sein, daß ich Dir erst heute schreibe, es ging eher beim besten Willen nicht. Am Dienstag war ich ja, wie ich Dir schon schrieb, von Frau Kühn in den Kristallpalast eingeladen, und ich muß sagen, es hat mir wunderbar gefallen. Die Riffels ganz große Klasse, und auch sonst ein erstklassiges Programm. Am Mittwoch habe ich dann für Heidi ein Spielhöschen genäht und ein bissel bestickt, und bin ich sehr stolz auf mein Werk. Gestern war nun der bewußte große Tag, und ist Heidi allerhand beschenkt worden. Das Deine weißt Du, von der Mutti Spielhöschen, Bilderbuch, Kuchen, Maiglöckchen, von Mutter 20 M zum Wagen, Spielhöschen, Strümpfchen, Eule, Blumen, von Mutti drei wunderhübsche Lätzchen, bestickte Hemdchen, Serviettenring, 10 M, Blumen, von Lisa 10 M und Blumen, Tante Anna 20 M zum Sportwagen, kleine Puppenwiege, Blumen, Tante Gretchen 10 M, Frau Kühn ein Paar Schuhchen, Frau Lehmann ein Kettchen, Blumen, und dann kam noch Karin mit Blumen. Ich hatte alles hübsch aufgebaut, in die Mitte einen Kranz von Maiglöckchen gelegt und ein Licht darin. Am liebsten aber hat Heidi ihre neue Puppe von Dir und ihren Nelle. Alles andere Spielzeug wirft sie nur in der Gegend rum, und werde ich es jetzt wieder wegpacken. Sie kam sich wie der Mittelpunkt vor und war ziemlich aufgeregt, und am Abend todmüde. Und immerzu wollte sie babab haben, sowie jemand mit dem Munde wackelt. Heute ist nun der ganze Zauber wieder vorüber und geht alles seinen gewöhnlichen Gang.
    Am Montag zum Impfen hat Heidi sich tadellos benommen und keinen Laut von sich gegeben. Nur als sie den alten Arzt sah, sagte sie “Obba”. Bis jetzt ist sie noch vergnügt und guter Dinge, der Höhepunkt der kritischen Zeit soll aber erst am 8.-10. Tag sein. Na, es wird schon alles gutgehen. Hast Du denn nun meine Karte und Brief bekommen, wo ich Dir Näheres über das Paket schrieb? Es müßte doch eigentlich schon in Deinen Händen sein. Mutter, Mutti, Schramms und Kunads haben ihre Sachen bezahlt, der große Teil des Kaffeegeldes aber steht aus. Ich werde Dir morgen das Geld wegschicken, nur der Sicherheit halber alles mit der Post. Höchstens 50 M werde ich in einen Brief stecken. Zur Feier des Tages haben wir gestern Abend noch mal Doppelkopf gespielt, die Eltern, Mutti, Kunads und ich, und auf Heidis Wohl ein Glas Bier getrunken. Dann, als unsere Gäste gehen wollten und sich unten an der Haustür ½ 10 Uhr verabschieden wollten, bekamen wir doch tatsächlich Alarm. Das war wirklich noch nicht da, denn es war noch hell wie am Tage. Unsere Gäste mußten wohl oder übel noch dableiben. Gottlob ging alles glatt, und dauerte der ganze Zauber nicht länger als eine halbe Stunde. Am Mittwoch war ich mit Mutter und Heidi mal bei der jungen Frau Naumann. Sie sah wirklich sehr schlecht aus und tat mir in der Seele leid. Sie und auch die alte Frau Naumann wollen uns kommende Woche mal besuchen. Das Wetter ist bei uns jetzt auch mies geworden, aber

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