Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
tun, bis Du kommst. In meine kaputten Strümpfe kommen schon die Motten, und für Heidi liegt auch allerhand da. Die Zeit, die ich jetzt immer im Garten bin, fehlt eben. Lisa ist zwar auch immer mit draußen, aber so ein großes Stück will eben durchgesehen werden.
Nun bleib also gesund, am Sonntag hast Du wieder einen Brief, und sollte er schon am Sonnabend da sein, so hast Du ihn erst am 27. aufzumachen. Dir nun 1000 liebe Grüße und einen Kuß und behalt lieb
Deine Lenifrau und Heidikind.
O.U., den 21.6.43
Meine liebe kleine Lenifrau!
Heute schreibe ich in grosser Eile, eben bin ich von meiner Reise Appeldoorn – Soesterberg – Utrecht zurück, als ich schon wieder angerufen wurde, dass ich nun morgen mit in die Lüdenscheider Gegend soll. Da ich aber unverschämt viel Arbeit vorliegen habe, will ich sehen, dass ich es auf übermorgen verschieben kann.
Leider hat es mit einem Abstecher nach Zwolle heute nicht geklappt, aber wenn ich vom Reich in drei oder vier Tagen zurückfahre, fahre ich über Zwolle zurück und kaufe da ein. Ich dachte, nachdem gestern keine Post von Dir da war, heute bei meiner Rückkehr welche vorzufinden, aber damit war’s Essig, na, vielleicht morgen. Das Paket mit den Stoffen ist nun am 18. weg und wird Dir aus Frankfurt zugehen. Heute wollte ich Dir nun einen grossen Brief schreiben und auch Mutters Brief beantworten, aber da wird nun nichts draus und seid Ihr mir deswegen wohl nicht böse. Jetzt will ich meinen bestimmt kürzesten Brief schliessen, es ist schon wieder 12 Uhr und um 5 Uhr muss ich wieder raus.
Für heute Dir recht viele Grüsse und Küsse und behalt mich lieb. Drück Heidi von mir und grüsse alle vielmals.
Dein Dichliebender Hans.
O.U., den 22.6. 43
Meine liebe kleine Lenifrau!
Du hast ja nun meinen kurzen Eilbrief bekommen und fahre ich nun morgen, Mittwoch, früh 09.15 Uhr auf vier Tage nach Lüdenscheid. Heute traf Dein lieber Brief vom 19.6.ein und habe ich mich sehr gefreut, um so mehr, als ich nun annehmen kann, dass Du gesund und munter bist. Dass Du mich nicht vergisst, das weiss ich ja und bin durchaus nicht böse, wenn die Post sich mal verzögert, aber man wartet eben immer darauf. Dass die Butter so knapp geworden ist, wird wohl auf die Laufdauer zurückzuführen sein, es geht aber nicht zu ändern.
Ich würde es an Heidis Stelle auch übel auffassen, wenn man mich im Schlafe stört. Bei mir ist es auch ähnlich. Ich liege mit drei Unteroffizieren zusammen, wo einer mit dem nötigen Krach immer früh um 3 Uhr aufsteht, so dass ich vor 4 Uhr nicht wieder einschlafe. Dann wummert noch dazu fast jede Nacht die Flak von
½ 2 - 2 Uhr, dass an einen durchgehenden Schlaf kaum zu denken ist, ist ja überhaupt ein komischer Haufen hier. Dass Ihr auch wieder um Eure Nachtruhe gekommen seid, tut mir wirklich leid, aber es dauert wenigstens nicht zu lange. An Heidi hast Du ja eine ganz grosse Hilfe beim Schoten ausbuddeln, aber da macht sie wenigstens keine Dummheiten. Hoffentlich hat sie auch von ihrem Vati geträumt, Du glaubst gar nicht, wie ich mich freue, Dich und sie bald wieder zu sehen. Was Du von Herbert schreibst, ist wenig erfreulich, hoffentlich hilft ihm die Operation und es ist klar, dass wir ihn in meinem Urlaub besuchen. Mit der Erdbeerernte ist es wohl nun auch bald vorbei, so dass Du im Garten wohl weniger gebraucht wirst. Das Geld ist alles eingetroffen, dass es mit Zwolle nicht geklappt hatte, hab ich Dir ja geschrieben, aber auf der Rückfahrt vom Reich fahre ich über Zwolle. Mit den Preisen hast Du schon recht, aber dabei muss man noch froh sein, wenn die Quellen noch nicht hops gegangen sind. Ich will jedenfalls für das ganze Geld kaufen. Mit dem Urlaub wird es sich wohl nun noch um ein paar Tage verschieben und will ich doch sehen, ob ich Dir, wenn ich die Heimfahrt antrete, telegrafieren kann. Aber ich wäre Dir dankbar, wenn Du mir wenigstens den Kippentabak schicken würdest, denn mit Rauchwaren bin ich wieder mal gänzlich zu Ende. Das Stoffpaket muss ja nun bald bei Dir sein, dann schicke ruhig das Geld wie immer, vielleicht kann ich dann noch was besorgen.
Heute gibt es bei uns zum Abend Wurst und Käse und Marga, also ein frugales Mahl. Von Helenchen kam heute auch ein Brief, aber die Beantwortung, auch von Mutters Brief, muss ich was verschieben. Nun muss ich schliessen, denn es ist gleich Parole und dann fahre ich nach Arnheim baden und dann ins Lazarett zum Arzt zur Untersuchung für die
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