Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Abrechnung herschicken, denn ich habe ganz vergessen, mir eine Abschrift zu machen und bin nun etwas im Unklaren. Schreibe gleich die Summe dazu, die Du mir geschickt hast dann im Ganzen. Sieh zu, dass Du bis zum 9. oder 10.11. alles Geld schicken kannst, es kann auch was mehr sein, denn je mehr ich habe, desto mehr kann ich an Butter und Käse kaufen, d.h., soweit ich was bekomme. Lass Dir bei der Zeitungstante M 220.– geben, ich schreibe heute nach Zwolle und bestelle ein Pfund Kaffee mit, was er zur Zeit kostet, weiss ich auch nicht. Wenn es nicht klappt, bekommt sie ihr Geld dann wieder, bloss ich muss es in Zwolle haben, denn dann komme ich erst im Dezember wieder hin. Schlitten und Fussäcke erledige ich nach der Zwollefahrt, da ich das ganze Geld für Fettigkeiten gebrauchen will. Wenn es klappt, dass ich alles bekomme, dann schicke ich das ganze Zeug per Express, wie das Obst, ist doch in gutem Zustand angekommen und aufmachen braucht ihr es wohl auch nicht auf der Bahn? Ist denn der Verschlag mit den Äpfeln nun endlich angekommen, der hat ja ziemlich lange gebraucht. Mit den Zwiebeln und den 13 Pfund Äpfeln hat es diesmal nicht so hingehauen, die sind erst gestern per Express weg, dazu noch ein Karton mit einem Brot und den zwei Tüten Mehl, darüber hatte ich Dir ja schon geschrieben. Heute lege ich Dir mal wieder paar Kuchenmarken bei, viel ist es ja nicht, aber paar weissliche Brötchen fallen allemal dadurch ab. Mit dem Pelz für Heidi bin ich schon auf der Suche, so schnell geht das nun nicht, aber sowie ich was habe, schicke ich es per Päckchen los. Kleine Frau, nun zerbrich Dir wegen dem Wörtchen aggressiv nicht den Kopf und lassen wir das Thema fallen. Hoffentlich kommst Du noch zu dem Taler, was ja für Dich ein ganz schöner Zuschuss wäre, übrigens bekommt Ihr ja zu Weihnachten wieder eine ganz horrende Sonderzuteilung. Ich weiß gar nicht, ob ich in meinen 14 Tagen Urlaub die mir zustehenden 65 Gramm Urlauberbohne bewältigen kann, da muss ich wohl Dich mit zu Hilfe nehmen. Solche teuren Strümpfe hätte ich sowieso nicht gekauft, taugen denn die geschickten wenigstens was? Und bist Du die Seife losgeworden, bei Butter und Käse brauche ich ja nicht erst zu fragen. Hast Du Schramms mehr als das eine Kilo, was ich direkt geschickt habe, abgelassen? Es tut mir leid, dass Du zu der Überzeugung gekommen bist, dass ich Deine Schilderungen über den Angriff auf Leipzig als übertrieben ansehe. Wenn Du Dir vorstellen kannst, wie es mir zumute ist, wenn ich weiss oder erfahre, dass Ihr den Fliegerangriffen ausgesetzt seid, während ich doch immerhin noch sicher bin, so würdest Du nicht zu solcher Auffassung kommen. Es ist für mich dann auch schwer, Euch zu trösten, denn man hat ja gut trösten, wenn man selbst nicht so was durchmacht und wenn man dann optimistisch oder zuversichtlich in Bezug auf die Fliegerangriffe ist, dann ist es ja die Hoffnung, dass die eigenen Angehörigen ja von all dem Leid und Unglück verschont bleiben mögen.
Sag mal, konnte denn Martin Dir nicht die Zuckerrüben mal rausbringen? Da hast Du ja allerhand Arbeit damit, aber ich werde es im Urlaub auch zu würdigen wissen, denn ich esse Sirup wirklich sehr gern. Ja, mit den Zähnen hat es Dich ja ganz schön angeschmiert, kleine Maus, und dabei noch so viel Pech, wo doch auch der Trost von Schleinach nachher nicht gegen die Schmerzen geholfen hat. Na, hoffentlich hast Du es bei ihm auch bald überstanden und ist dann alles wieder in Ordnung. Ich werde morgen an Dich denken, um diese Zeit stehe ich vielleicht gerade unter der Dusche, denn ich will morgen baden fahren.
Mit dem Abstreichen habe ich am 1. begonnen, ich hoffe, dass ich in 36 Tagen zu Hause bin, es wird aber auch Zeit, denn man hat ja hier zu nichts mehr Lust. Hat denn Tante Anna am Sonntag meinen Brief bekommen? Gestern habe ich an Tante Gretchen geschrieben und wenn ich Helenchen zum 16. gratuliert habe, dann habe ich wieder eine Weile Land. Fühlte sich denn Tante Anna wieder mit ihrem Butterquantum benachteiligt oder war sie diesmal zufrieden? Dass Ihr früh den Apfelkuchen gegessen habt, war doch äußerst unvorsichtig, da Ihr doch noch zum Gratulieren gehen wolltet. Ich bin wirklich neugierig, wie unser kleiner Strolch jetzt ausschaut. Ihr scheint ihn ja ganz nett auszustaffieren. Du, ich habe in Tante Gretchens Brief den Brief für Rydbergs mit beigelegt, leg doch von Heidi paar schöne Bilder bei und schicke ihn balde weg. Der kleine Kerl scheint
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