Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Hause konnte. Siehst Du sie hat ein zu Hause und hat auch keins. So warte ich nun von einem Tag zum andern, was wird wohl noch alles kommen.
Wie geht es Dir, warst Du im Revier und was hat der Arzt gesagt, laß es nur nicht so lange hinhängen.
Von Vater viele Grüße. Ich will nun zum Schluß kommen, habe Dir mal wieder die Ohren vollgejammert, sei mir deshalb nicht bös. Es grüßt und küßt Dich
Deine alte Mutter.
d. 31.10. 43
Mein lieber Junge!
Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief vom 27.10. Ich danke Dir recht vielmals dafür. Habe mich sehr darüber gefreut, da ich ihn schon sehnlich erwartet habe. Endlich habe ich auch eine Karte von Elli, sie schreibt zwar etwas sehr zerfahren, aber sie teilt mir mit, daß es ihr gut gehe und daß sie auch Post von Dir erhalten habe. Ich will sie nun, wenn alles klappt nächsten Sonntag besuchen. Sie ist nicht mehr in Bräunsdorf. Ihre neue Adresse lautet: Landesanst. Hochweitzschen, Abt. Hilbersdorf, in Hilbersdorf bei Freiberg/Sa. Bezirksheim, Post Muldenhütten, Landkreis Freiberg i. Sa. Dass ist doch eine lange Litanei. Die Anstalt liegt bei Freiberg nach Dresden zu. Da die Verbindungen so schlecht sind, muß ich erst nach Dresden fahren. Ich habe Tante Bertha geschrieben ob ich ein oder zwei Nächte bei ihr bleiben könnte. Ich würde dann Sonntag früh 7 Uhr nach Freiberg fahren und muß ich dann noch eine halbe Stunde laufen. Es ist einem reichlich schwer gemacht. Ich glaube, sie wird sich sehr freuen, wenn ich komme, was meinst Du? Ja, mein lieber Junge, Du versäumst wirklich viel, daß Du den Werdegang Deines Kindes nicht mit erleben kannst, gerade die ersten Jahre sind ja so reich an Schönem. Mir gibt das kleine Kerlchen viel, ich weiß nicht, ob ich alles überwinden könnte. Es fällt mir nicht leicht, Ellis Krankheit und Du nicht daheim. Ihr wart ja mein Lebensinhalt, darum bin ich ja auch so glücklich über Heidi. Leni wird Dir wohl geschrieben haben, daß sie neuerdings Vati und Mutti sagt, die t stark betont, es klingt zu lieb. Doch manchmal kommt auch ihr Rappelköpfchen durch und sie stampft mit den Füßchen. Das darf man aber natürlich nicht durchgehen lassen. Da gibt’s dann immer Tränen. Wenn Du ihr aber das erklärst, so ist sie wieder unser braves Kind.
Da hast Du ja wieder recht für uns gesorgt. Ich freue mich schon wieder auf Äpfel und Zwiebeln. Die Äpfel sind noch nicht da, es dauert jetzt eben alles länger. Wann hast Du sie denn abgeschickt? Ja, Du kannst schon glauben, daß Du uns mit dem Wein eine große Freude bereitet hast, zumal er sehr gut schmeckt. Es sind alle Pakete eingetrudelt. Schönen Dank für die Malebücher und die Buntstifte. Ein Paket Buntstifte habe ich Dieter und das kleine Malebuch (Postkarten) Karin geschenkt. Das andere hebe ich für Heidi auf. Wenn ich es nicht erleben sollte, so gebt ihr es Heidi von der Oma. Ich glaube, sie wird sich dann auch darüber freuen, natürlich schöner ist es, wenn ich es ihr selbst geben könnte. Für den Füller danke ich Dir herzlich, Du schreibst wohl mit, was er kostet, damit ich Leni gleich das Geld dafür geben kann. Ich glaube, ganz so begeistert sind Kürbis’ nicht mehr. Ja, an die Schwestervorstellung im Neuen Theater können wir uns noch gut erinnern. Es war ein sehr schöner Abend. Weißt Du noch, wie Erich Zimmer... als Mädel auftrat. Der war doch da ganz groß.
Ich freue mich, daß es Dir gesundheitlich geht. Wie ist es denn, soll ich Dir den grauen Wollschal hinschicken? Sieh nur zu, daß Du immer recht warme Füße hast, damit Du über Deine üblichen Erkältungen hinwegkommst. Ich verstehe nicht, daß Du keine Einlagen bekommst. Das hat Dir doch schon einmal gut getan. Laß nur nicht locker und rücke dem Arzt nochmal auf die Bude. Es wäre wirklich sehr schön, wenn Du wieder einmal Kakao bekämst. Leni schickt Dir auch heute in meinem Brief wieder 200 M mit. Es wird wohl gut in Deine Hände gelangen, und kannst Du Dich dann wieder für uns abrackern. Hoffentlich hast Du damit keine Schwierigkeiten.
Heute waren wir drei, Leni, Heidi und ich spazieren. Erst war Mutter Jentzsch da. Da haben wir erst Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Wir hatten uns Apfelkuchen gebacken. Ich habe dabei sehr an Dich gedacht, denn das ist doch was für meinen Jungen. Dann haben wir Mutter an die Straßenbahn gebracht. Sie wollte sich mit dem Meister am Friedhofsweg treffen um dann nach Stötteritz zu gehen. Sie wollen sich den Bombenschaden ansehen. Ich mag
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