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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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es gar nicht sehen. Wir drei sind dann durch den Wald, welcher wieder freigegeben ist, er war doch wegen Blindgängergefahr gesperrt, nach der Rennbahn zu gegangen. Da waren an den beiden Türmen die Dächer alles durchlöchert, die Fenster kaputt. Es sieht wüst aus. Von der anderen Seite ist es noch schlimmer. Als wir dann den Waldweg nach der Jahnstraße zu gingen, waren vier Bombenlöcher, das größte wie Eure Stube. Ein großer Baum war zur Hälfte abgebrochen, das Holz lag zersplittert herum. Es ist doch eine jammervolle Zeit. Vater war heute in der Sidonienstraße gewesen, er meint, es sei ein trostloses Bild. Wann wird wohl wieder Ruhe in der Welt eintreten. Es sieht noch gar nicht nach Frieden aus. All die Menschen, die darunter zu leiden haben, tun mir sehr leid.
    Frau Kühn schläft nun auch nicht mehr bei uns, sie ist nun zu Herrn Voigt gezogen. Zufrieden ist sie aber noch nicht, sie meint, sie hätte ihren Mann in diesen Zeiten nicht im Stich lassen sollen. Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll. Erst jammert sie, daß sie fort will, und nun möchte sie am Ende wieder zu ihm. Ich glaube nicht, daß es gut gehen würde. Vielleicht ein halbes Jahr, und dann wär das Alte wieder an der Ordnung. Ich traf jetzt auch Mayens Frau. Sie läßt Dich grüßen und Dir alles Gute wünschen.
    Nun will ich noch an Herrn Gaudlitz schreiben, der morgen Geburtstag hat. Darum will ich mit meinem Brief Schluß machen. Noch das eine will ich Dir sagen, daß ich mich jetzt schon sehr auf Deinen Urlaub freue. Bleib mir recht gesund. Viele Grüße von Vater und mir. In aller Liebe
    Deine alte Mutter.
     
     
     
    d. 13.11. 43
    Mein lieber Junge!
    Für Deine lieben Zeilen vom 7.11.43. vielen Dank. Ich fand sie vor als ich am Mittwoch wieder von Dresden zurückkam. Ich danke Dir recht dafür. Ich bin am Sonnabend Mittag 1 Uhr 30 von hier nach Dresden gefahren und war ¾ 5 Uhr bei Tante Bertha. Ich fand sie im Waschhaus bei der großen Wäsche. Wir sind schon ½ 8 Uhr zu Bett gegangen. Am Sonntag früh 7 Uhr bin ich dann nach Freiberg gefahren, wo ich ½ 9 Uhr ankam. Hatte dann eine Stunde zu laufen. Ich muß Dir sagen, ich kam mir recht verlassen vor, habe auf dem Weg vielleicht drei Menschen gesehen. Endlich kam ich nach Hilbersdorf, das Bezirksheim liegt auf einer Anhöhe. Es ist ein ehemaliges Rittergut. Das Herrenhaus beherbergt die Kranken. Ich habe erst eine ganze Zeit gesucht, ehe ich einen Menschen fand, der mich anmeldete. Dann kam eine Wärterin mit Elli. Sie weinte gleich, als sie mich sah. Wir waren dann eine ganze Zeit für uns allein, ehe noch zwei Besucher kamen, und konnte ich Elli mal für mich haben. Ich habe Dir auf die Karte geschrieben, daß es Elli gut gehe, aber sie las mit, was ich schrieb. Ich muß sagen, sie gefällt mir gar nicht, erstens sehr abgemagert und ihr Gesichtsausdruck ist so anders. Nicht häßlich ist sie, ich kann es Dir nicht so sagen, was es ist. Sehr traurig war sie. Sie wollte nun gern mit mir spazieren gehen, und fragte ich die Wärterin, ob es ging. Sie meinte, was ich machen würde, wenn Elli einen Anfall bekäme. Ich sagte ihr, daß ich das nicht nur einmal erlebt hätte, da durfte ich Elli mitnehmen. Sie hat erst Mittag gegessen, dann sind wir ins Dorf runter, da hat sie nochmals mit mir gegessen. Ich glaube sie ist richtig ausgehungert. Weihnachten möchte sie gern nach Haus. Wir sind dann ein Stück spazieren gegangen und haben dann im Gasthof Kaffee getrunken. Elli saß immer still und traurig neben mir. Als wir dann wieder nach dem Heim gingen, meinte sie, ich solle sie doch nicht dort begraben lassen. Auch der Abschied wurde ihr sehr schwer. Mir war schlimm zu Mute, als ich dann so allein wieder nach Freiberg wanderte. Ich war froh, als ich dann bei Tante Bertha war. Ich frag mich manchmal, warum muß das sein. Sei mir nur nicht bös, daß ich Dir so vorjammere.
    Am Montag früh habe ich Tante Bertha gleich die Wäsche mit ausgerungen, Leine gezogen und aufgehängt. Nach dem Essen bin ich nach Cossebaude gefahren und habe Helms guten Tag gesagt. Sie waren sehr erstaunt mich zu sehen. Ihnen tut Elli auch recht leid. Dich lassen sie vielmals grüßen. Am Dienstag bin ich mit Tante Bertha an Onkel Pauls Grab und sind wir dann nach Heidenau zu Verwandten von Tante Bertha gefahren. Sie haben eine Gärtnerei. Ich habe für Leni und uns je einen Blumenkohl erwischt und ein paar Zwiebeln. Als wir wieder zu Hause waren, habe ich Tante Bertha noch Wäsche gelegt und bin am

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