Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Meine große Stube habe ich noch nicht machen können. Heut Nachmittag war ich im Garten, Sonnabend Nachmittag geht Papa noch mal raus, dann wird nur noch sonntags rausgegangen. Gläser von Dir habe ich reingeholt, voll sind sie noch nicht, es wird aber noch. Heute Nachmittag gehe ich mit Lischen nach der Steubenstraße. Wir machen Deine zwei Zimmer sauber und den Korridor. Der Eltern Zimmer wird wohl Frau Kühn machen können, da möchte ich nicht drin rumfunken. Jedenfalls in den Dreck solltet Ihr nicht reinkommen.
Dienstag und Mittwoch war Alarm. Dienstagnacht um 4 Uhr, aber nur ganz kurz. Mittwoch ¾ 11 Uhr eineinhalb Stunde.
Gretel hat noch eine Karte geschrieben aus Teplitz. Ich will ihr wieder mal schreiben. Sie freut sich sicher auch. Mutter sag vielen vielen Dank für ihre liebe Karte.
In Heidis Bett lag ein Paket. Es war wohl das Kaffeepaket. Ich habe nicht hineingeguckt, aber ich nehme es an. Erikas Brief kannst Du ruhig von dort wegschicken. Ich habe den meinen auch nach Budapest gesandt. Heinz kann ihn ja nachsenden, wenn sie noch in den Karpaten sein sollte. Wir haben länger nichts von ihr gehört. Blumenzwiebeln wollen wir keine haben, die hatten sie im vorigen Jahr rausgemacht, Bohnenkaffee kommt für mich persönlich auch nicht in Frage, da muß Papa sein Geld zu schwer verdienen. Es muß auch so gehen.
... Nun wünsche ich Euch noch recht schöne Heimfahrt und verbleibe mit den besten Grüßen an Dich, Heidi und die Eltern
Deine Mutter
Ich wollte Mutter Helm extra einen Brief schicken, aber ich schaffe es nicht, sag ihr einen recht schönen Gruß von mir.
Grüße von Papa.
Brief nach Budapest an Erika, Heinz und Uli Schlicht
Leipzig, den 26. Okt. 43
Meine liebe Erika, lieber Heinz, lieber kleiner Ulimann!
Heute morgen erhielt ich nach langer Zeit eine Nachricht von Euch. Wir waren bereits in großer Sorge, es könnte etwas passiert sein und von diesem Gedanken kam ich nicht los, keine Bestätigung des blauen Mäntelchens, nichts kam, bis Lisa am Sonntag Post und Bild bekam und Papa mir den Brief am Abend vom Garten mit hereinbrachte. Ich dachte, was ist da los, nicht mal ein Gruß für uns dabei und war ich recht traurig darüber, bis ich heute, zwei Tage später, den langersehnten Brief bekam und auch noch Post von Berlin. Heinz’ Mutter wartete seit 20. September auf ihren Jungen und fragte verschiedentlich bei uns an. Da ich noch in Sorge war, wollte sie evtl. zum Auswärtigen Amt gehen und nachfragen lassen. Ich habe ihr postwendend geantwortet, sie sollte das nicht tun, wir wollten erst noch vier Wochen warten. Ich habe aber als Lisas Brief kam und auch keine Bestätigung über das Mäntelchen darin vorfand, eine Antwortkarte nach Meiningen geschrieben und hoffe ich, morgen Antwort zu erhalten. Auf den Gedanken brachte mich Frau Faber. Vielleicht fährt nun die Frau gar nicht mehr weg, evtl. hat es mit dem Visum gehapert, dann lasse ich mir das Paket zurückschicken und schicke es mit der Post ab. Ich habe mich heute auf dem Postamt erkundigt und geht es dann durch den Zoll. Es ist ja das Mäntelchen aus altem Material und die zwei alten Bezüge erst recht. Dann war noch das gelbe Kopfkisseninlett aus Amerika drin und für Uli die kleinen Tierfiguren zu seinem Geburtstage, ein Brief für Dich und einer für Uli. Wir waren am 7. September aus Kärnten zurück und war es Opas erste Arbeit, am 11. Sept. habe ich es frühmorgens zur Post gebracht und am 13. der Frau Dr. Leyd einen Brief geschrieben und sie gebeten, das Paket mitzunehmen, evtl. auszupacken und in ihrem Gepäck zu verstauen. Du hattest mir zwar geschrieben Ende Juli, Du würdest mir zuvor noch mal schreiben, da aber nichts ankam, habe ich es aufs Geratewohl abgeschickt und nun liegt das alles in Meiningen und jeder von uns beiden wartet auf ein Lebenszeichen des anderen. Gefeiert haben wir schon Ulimanns zweiten Geburtstag und den ganzen Tag waren wir in Gedanken bei ihm. Ich dachte immer, wenn die Frau am 20. fährt, habt Ihr das Päckchen auch am 21. oder 22. September. Doch nun ist das nicht mehr zu ändern und müssen sehen, wie wir es machen. In Kärnten hatten wir uns sehr gut erholt, die Verpflegung war zeitgemäß, doch deswegen macht man nicht weg. Buttermarken hatten wir uns genügend mitgenommen und auch verbraucht. Frühmorgens bekamen wir jeder einen Viertelliter Milch und einen Viertelliter Kaffee halb zu halb. Das war unsere Erholung. Mittagbrot im Gasthof hat Papa nicht geschmeckt und Martin
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