Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
angucken.
Nun möchten Papa und ich Dir erst einmal zu Deinem Geburtstage gratulieren. Bleibe uns vor allem recht gesund für Dich, Deinen Mann und dem Buben, denn gesund sein und bleiben ist viel, ist alles, und wir wollen hoffen und wünschen, daß Dir und Heinz eine gute Zukunft bevorstehen möchte, so recht sorgenfrei und Ihr vor allem gesund an Leib und Seele diesen Krieg übersteht, das wünschen wir Euch von ganzem Herzen. Von Mutter Schlicht erfuhr ich, daß Heinz ja auch am 1. November Geburtstag hat, also auch ein Skorpion-Mensch ist, wir wünschen Dir, lieber Heinz, leider nachträglich auch alles Gute. Gesundheit, viel Freude an Deinem Beruf und Deiner Familie. Es ist doch schön, wenn man für das Deutschtum im Ausland erfolgreich tätig sein kann. Post und ... haben wir von Erika bekommen, worin Du uns mitteilst, daß Frau Dr. Leyd nach B. fährt. Mehl hat Mutter Schlicht bekommen und nachträglich auch das Halstuch und Pastete. Eine Dame hatte ihr geschrieben, daß sie das Päckchen nicht eher abschicken konnte. Sie hatte sich sehr darüber gefreut.
Liebe Erika. Mit dem Mehl denke erst mal an Deinen Haushalt, zumal bei der großen Teuerung in Budapest. 50 Pfund kannst Du ruhig im Hause haben, entweder in einem großen Steintopf oder in einem Säckchen. Eine Mehlzulage anstelle von Brot haben wir erhalten, wenn auch nicht so schön, wie das Eurige sein wird, Typ 1050, wenn ich da an das Mehl im Weltkriege denke. Also wie gesagt, erst kommt Dein Vorrat dran und wenn Du dann etwas übrig hast, vorausgesetzt, daß es nicht so teuer ist, da kann ja Annemarie eine Kleinigkeit mitbringen. Was kostet denn dort der Honig? Papa hat jetzt zweimal ein Pfund von Lischen bekommen, die hatte bei Schaffen geschleudert, dann hat jemand aus der Lüneburger Heide Papa etwas zugesagt und warten wir täglich darauf. – Mußt Du unbedingt einen Mantel haben für den Winter? Der helle ist wohl zu empfindlich, zum Einkaufen geht ja der alte schwarze. Schade, im Sommer hätten wir hier noch einen Stoff bekommen können, jetzt gibt es nichts mehr. Nach Deinen Schlangen.... bin ich schon zweimal gewesen, die Sache kommt mir auch etwas komisch vor. Da muß Lischen mal gehen, evtl. mit Frau Schwarzenberg. Er sagte mir, er hätte zweimal geschrieben, ich habe mir aber keine Unterlagen zeigen lassen. Ich habe mir von Frau Krause eine Adresse in Frankfurt geben lassen, die die Sachen machen, da werden wir einmal hinschreiben, evtl. Du selbst. Er sagte mir, er wollte die Sache gern aus der Welt schaffen. Ich meine, wenn eine Sache reell ist, gibt es nichts aus der Welt zu schaffen. Jedenfalls behalten wir die Angelegenheit im Auge.
Herr Maschner ist nun diese Woche auch gestorben an einem Blasenleiden. Nun ist sie wieder allein, die Martha, und Du kannst, solltet Ihr wieder rüber kommen, gut bei ihr wohnen, Platz ist genügend da und würde sie Euch gern aufnehmen, das steht fest, denn für die Zukunft wird es mies mit Wohnungen aussehen.
Ein paar alte Normalhemden von Papa sind schon noch da, woraus Du für Uli etwas machen kannst. Zwei alte Bezüge hatte ich ja mit nach Meiningen geschickt. ... Zwei andere Hemden habe ich noch da, wo für Uli etwas wird, ich bin nur noch nicht zum Nähen gekommen, oder willst Du sie selbst nähen, damit sie nicht zu groß werden. Ich hatte sie für den Zweck von einer Dame gechenkt bekommen, als sie einmal Ulis Bild beim Papa hängen sah und ihr der kleine Kerl gefiel. Ich hatte ihr zweimal ein Pfund Erdbeeren hingetragen. So wäscht eine Hand die andere. Wieviel Bettbezüge hast Du eigentlich und wieviel Bettücher? Wir müssen jetzt alle furchtbar haushalten, es ist das fünfte Kriegsjahr. Tischwäsche kommt für mich schon lange nicht mehr in Frage, will man nicht ganz abbrennen.
Ich will nun rasch schließen und meinen Brief, ehe es finster wird, zur Post bringen. Verlebe Deinen Geburtstag mit Heinz und Uli recht schön. Wir sind in Gedanken dabei und grüßen Euch herzlichst
Eure Eltern
Dir, liebe Erika, einen lieben Geburtstagskuß
Leipzig, d. 31. Oktober 43
Lieber Hans!
Seit Kärnten habe ich Dir wohl noch nicht wieder geschrieben. Ich bin aber tatsächlich noch nicht zu Verstande gekommen. Jetzt wird es vielleicht etwas besser, indem wir oder vielmehr ich sonntags nicht mehr nach dem Garten raus gehen, so dass ich den Sonntagnachmittag für mich verwenden kann. Wochentags gibt es da unendliche tägliche Arbeit, nebenbei trennen und staffieren. Seit dem letzten Alarm
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