Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
sein. Der Schnellzug, der von München kommend um 9 Uhr in Gastein sein mußte, lief erst ½ 5 Uhr dort ein, als wir gerade dort hielten. Übrigens, Gastein liegt herrlich, unbeschreiblich schön.
    Damit grüßt Dich herzlichst
    Mutti
     
     
     
    Sonnabend, d. 18. 9. 43
    Liebe Leni!
    Besten Dank für Deine heutige Karte und ebenso für den lieben Brief. Wenn das Wetter schön ist, bleibt ruhig bis 27. September. Die Tage sind freilich nicht mehr so lang, aber der September ist immer schön. Erhol Dich nur recht gut.
    Die Kellerarbeit haben wir hinter uns. Das haben wir am Donnerstag gemacht. Früh ½ 9 Uhr kam Lischen mit einem Ukrainer und brachten drei Körbe mit. Ich hatte, ehe wir wegmachten, die neuen 30 Zentner noch geschichtet. Papa und der Russe haben immer getragen, ich habe eingesackt und Lischen und Frau Dettenborn haben hinten im neuen Keller immer geschichtet bis 12 Uhr. Dann ist Firma Kunad fort. ½ 2 Uhr bin ich wieder mit Frau Dettenborn und den Kindern runter, dann haben wir das übrige umgeräumt, alles fein säuberlich hinterlassen und war ich dann ½ 6 Uhr fertig. Oben bin ich natürlich noch nicht zu Verstande gekommen, denn Frau Seydel hat sich noch nicht wieder sehen lassen. Ich weiß nicht, woran ich bin, ob sie krank ist oder nicht mehr kommen will, ich weiß es nicht. Na, ich werde schon wieder ins Geschick kommen. Am Sonntag werden wir die die linken hinteren Birnen abnehmen, da will ich alle verfügbaren Gläser voll machen und Deine hereinholen. Die anderen linken, die Williams Christ, sind nun alle. Wir mußten sie schleunigst wegessen, zehn Pfund habe ich weggegeben, da sie sich nicht halten. Sie mußten acht Tage früher abgenommen werden. Ich hätte Dir gern einmal welche geschickt aber Papa meinte, man könnte das nicht riskieren, sie würden teigig unterwegs, schade, denn sie schmecken so gut. Wenn Du für Heidi dort einmal Äpfel bekommst, so genügt das ja vorläufig, die anderen kommen schon noch zurecht, denn soviel gibt es sowieso nicht. Papa kauft diese Woche von einem Kunden noch 40 Pfund. Wir wollen in diesem Herbst viele kleine Obstbäume pflanzen, da kannst Du mit helfen, oder pflanze Dir selbst einen, das macht Spaß.
    Fiedler Ella ihr Mann ist auch gestorben, ich werde aber wohl nicht auf den Friedhof gehen, aber am Nachmittag möchte ich mal mit nach dem Garten, denn die wenigen schönen Tage, die wir noch haben, sind gezählt.
    Heute bekam ich einen Brief von Hedwig Schlicht, welcher am 26. August in Berlin abgestempelt ist. Sie schreibt unter anderem darin, daß Heinz Ende September nach Berlin käme. Ulimann wird ja am 20.9. nun zwei Jahre und ich habe seinen Geburtstagsbrief nach Meiningen geschickt, wo die Frau Dr. Leyd am 20.9. nach Budapest fährt
    Mein Brief ist nun nicht fortgekommen. Papa ist heut Abend zum Festessen vom Stammtisch und ich will meinen Brief an Dich beenden. Denk Dir, die Äpfel halten sich auch nicht. Wir hatten doch Anfang des Sommers Hagelschlag bekommen, ich weiß nicht, ob das schuld ist. Vor einigen Tagen gepflückt, fängt man schon an auszulesen und wegzuwerfen und riskiere ich auch nicht, Dir welche zu schicken. Die Pakete gehen zu lange und werden geworfen. Heidi kann schon noch genügend essen und ihr auch. Zum Aufheben ist also nicht zu hoffen. Tomaten tragen gut und kannst Du Dich noch satt essen. Wann kommst Du nun eigentlich wieder? Doch so gegen Abend mit dem Zug, schreib mir den Tag nur mit. Wenn ich es möglich machen kann, hole ich Dich ab. Jetzt spricht der Führer...
    Ich will nun schließen. Ich wünsche Euch allen noch recht schönes Wetter und schöne Tage und bin mit den herzlichsten Grüßen bis zum Wiedersehen
    Eure Mutti
     
     
     
    Leipzig, den 25. 9. 43
    Liebe Leni!
    Da Du so fleißig geschrieben hast, sollst Du noch einmal Post von mir bekommen. Für Deinen letzten Brief und Karte habe vielen Dank. Die Fleischmarken konntest Du aber ruhig etwas früher schicken. Lediglich die 4 hatte noch Gültigkeit. Meine letzte Zuflucht war Else Matthes. Sie nimmt sie mit auf den Großmarkt zu Berthold. Frau Seydel ist heute wieder nicht da gewesen. Ich nehme an, da ist etwas nicht in Ordnung. Sie wollte ja nach Halle zur Entbindung ihrer Schwiegertochter und ist evtl. dort aufgehalten, anders kann ich es mir nicht denken. Mir bleibt aber auch keine Zeit sie einmal aufzusuchen. Denn ich komme selbst nicht durch mit meiner Arbeit, dazu bei uns dauernd Abhaltungen. Papa weiß nicht, wo ihm der Kopf steht vor lauter Arbeit.

Weitere Kostenlose Bücher