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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Grüße und einen Kuß
    von Deiner Lenifrau und Heidikind.
    Gruß von Mutti und Papa.
     
     
     

E.O., den 28.2. 44
    Meine liebe kleine Frau!
    Ich danke Dir recht vielmals für die lieben Zeilen, auf die ich mit Ungeduld gewartet habe. Deine Karte vom 22. traf gestern ein, während die Briefe vom 22. und 25. sowie Mutters Brief vom 23. aus Oschatz heute mich erreichten. Es ist wirklich schwer für Euch in der Heimat, und ist es wirklich bewundernswert, wie Ihr alle diese schrecklichen Zeiten übersteht. Hier sitzt man dann wie auf Kohlen und kann nicht weg, sondern der Dienst und die Arbeit muss gemacht werden. Dein Herzklopfen, als Du Dich der Steubenstrasse nähertest, kann ich mir vorstellen, denn mir ging es ja zu meinem Weihnachtsurlaub ebenso und dabei haben wir also wieder mal Glück gehabt. Hoffentlich ist es der letzte Angriff gewesen, viel ist ja auch zum Zerstören nicht mehr da und vielleicht dauert es auch nicht mehr so lange, bis die Entscheidung fällt. In Schleussig scheint es ja nun auch recht lieblich auszusehen, aber Schramms scheinen doch auch davongekommen zu sein, denn sonst hättest Du mir doch davon geschrieben. Als ich von Mutter die Karte bekam und darauf gleich den Brief, wo sie mir von dem Telegramm schrieb, konnte ich es mir vorstellen, dass es mit Elli zu Ende geht und gönne ich ihr die Ruhe nach diesen jahrelangen Leiden von ganzem Herzen. Ich bedaure nur, sie nicht noch einmal gesehen und gesprochen zu haben, aber im letzten Urlaub kam ich ja nicht dazu. Mutter machte sich in ihrem letzten Briefe Vorwürfe, dass sie sich um Elli zu wenig gekümmert hätte, ich habe ihr darauf gleich dementsprechend geantwortet. Ihr heutiger Brief ist zwar gefasster, aber wenn sie wieder Zeit zum Grübeln hat, kommt sie vielleicht wieder auf solche Gedanken. Ich schreibe ihr dann gleich und werde ihr gut zureden. An Vater werde ich auch schreiben und ich verstehe nur nicht, warum er dagegen ist, dass die Urne nach Leipzig überführt werden soll. Für Mutter wäre es wirklich ein Trost, durchaus erfüllbar, d.h. wenn Elli in Grossschweidnitz eingeäschert wurde. Meinen Brief hast Du wohl nun erhalten, sie fallen in der letzten Zeit nicht gerade gut aus, aber viel Arbeit und Unruhe sind nicht gerade dienlich um lange Briefe zu schreiben. Mit dem Sonderurlaub ist es so eine Sache, da bei uns Urlaubssperre ist, so dass man kaum damit rechnen kann. Ich werde mich morgen aber beim Chef melden lassen und alles versuchen um ein paar Tage zu bekommen. Allerdings könnte ich vor Sonnabend, Sonntag auch nicht hier weg, da wir gerade bei einem Umbau sind, bis zu dessen Vollendung ich unbedingt da sein muss und vorher auch nicht weggelassen werde... Mutter schreibe ich aber von der Eventualität nichts, damit sie nicht für umsonst auf meine Ankunft wartet. Dir habe ich auch nur davon geschrieben, damit Du eventl. nach Leipzig kommst, denn es wird ein kurzer Urlaub, aber wie gesagt, Du kommst auf gut Glück.
    Du tust mir wirklich leid, was Du in Leipzig hast laufen müssen, da musst Du ja todmüde in Oschatz angekommen sein. Nur gut, dass es bei der Sonderzuteilung wieder etwas Kaffee gibt, das pulvert die Nerven wieder auf. Ich habe in Apeldoorn auch ein halbes Pfund Kaffee, kostet M 155.–, bestellt, sieh nur zu, dass Du auch was davon nehmen kannst. Die 20.– M habe ich dem Brief entnommen und Deinem Konto gutgeschrieben, allerdings muss ich mir wahrscheinlich 120.– M noch borgen, damit ich das Geld für Butter, Käse und Kaffee zusammenbekomme. Ja, kleine Frau, dass ich nicht immer glänzende und lange Briefe zusammenkriege, weiss ich, aber ich habe es ja schon angedeutet, woran es liegt. Also wenn mal die Briefe von mir nicht so wunschgerecht ausfallen, dann sei mir bitte nicht böse. Es freut mich, dass das Päckchen mit der Schoko angekommen ist und es Heidi gut schmeckt, aber Du hast doch auch mal gekostet, viel war es ja nicht, aber besser wie gar nichts. Sag mal, da waren doch auch die Strümpfe und das Gummiband mit drin? Gestern ist an Heidi ein Feldpostpäckchen mit einer Tüte Spekulatius und drei Cartons Wehrmachtsbonbons weggeschickt, die zweite Tüte ist für Dich, lasst es Euch recht gut schmecken. Von dem Karnickel und Alfreds Besuch hat mir Mutter geschrieben und sind Euch solche zusätzlichen Leckerbissen nur zu gönnen. Ist denn nun wieder das Licht in Ordnung oder behelfen sie sich zu Hause immer noch mit Kerzen? Hoffentlich sind sie in dieser Zeit wenigstens von Alarmen verschont

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