Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
hier erledigen. Das Wetter ist jetzt hier sehr prächtig und wenn ich nicht immer so kaputt auf den Füssen wäre, hätte ich am Sonntag oder Montag schon einen Spaziergang gemacht. Ihr habt ja die schöne Witterung auch gut ausgenützt und wäre ich gern dabei gewesen, als Heidi die Ostereier und Bonbons gesucht hat; sie kommt ja jetzt in das Alter, wo sie sich schon was vorstellen kann. Da habt Ihr ja eine nette kleine Landpartie gemacht, kleine Frau, wenn Dir das jemand so vor fünf bis sechs Jahren gesagt hätte, dass Du mal ganz sittsam und zufrieden Dich an so einem Familienausflug ergötzen könntest, ich glaube, den hättest Du nur ganz gross angeschaut. Dass es nun mit der Reise nach Bad Elster klappt, freut mich für Dich und die Eltern ganz besonders, hoffentlich hilft Dir die Kur, dass Du Dich recht gut erholst und Du vor allem auch recht viel Ruhe hast, d.h., soweit Dir unser kleines Kerlchen die Ruhe lässt. Man muss schon sagen, dass Vater doch eine gute Ueberredungsgabe hat und hat er auch wahrscheinlich schon alles über Unterkunft und Verpflegung geregelt. Dass sich Mutter über Euer überraschendes Kommen sehr gefreut hat, ist doch klar und ist es für sie bestimmt ein schönes Geburtstagsgeschenk gewesen. Wie war denn die Feier, habt Ihr ein paar schöne Stunden zusammen verlebt, vielleicht mit einem scharfen Doppelkopf. Leider habe ich Mutter gar nichts schicken können, ich wusste tatsächlich nicht, was ich hätte schicken können. Vielleicht ist wenigstens das Päckchen mit dem einen Pfund Butter beizeiten angekommen. Mutter schrieb mir übrigens auch, dass das Paket mit den Flaschen und auch das andere gut angekommen ist. Verstaue nur alles gut im Keller, damit wir im Urlaub mal bisschen was Alkoholisches haben. Dabei waren übrigens auch zwei Batterien für Dich, kleine Frau, also Dein Hilferuf war nicht für umsonst. Es tut mir sehr leid, dass es nicht das Richtige ist mit der Wohnung für den Meester und Helenchen, aber wohlfühlen müssen sie sich, das ist richtig. Sag mal, wollen sie nicht mit zu uns raus ziehen, es ist zwar in der vierten Etage etwas beschwerlich für Helenchen, aber wohlfühlen könnten sie sich doch bestimmt. Oder wollen sie doch noch mit Langneeses bauen? Hat denn Erie was verlauten lassen, ob sie nun nach Deutschland zurückkommen oder haben sie jetzt in Ungarn keine Bedenken mehr, ausgenommen natürlich die Fliegerangriffe? Habt Ihr denn nun Maschwitzens Lotte besucht? Es wundert mich, dass es sie so mitgenommen hat, sie war doch an und für sich sehr resolut, aber man kann sich ja vorstellen, bei dem, was sie durchgemacht hat. Hoffentlich ist es nur eine vorübergehende Schwäche durch all die Aufregungen, denn für das Kind wäre es doch schlecht, wenn die Mutter ernstlich krank wäre. Für das Bild von Grete besten Dank; ich muss aber schon sagen, dass sie doch auf dem Bild sehr gut aussieht, man wundert sich nur, dass sie noch nicht den Mann gefunden hat, mit dem sie wirklich glücklich wird. Das Bild lege ich wieder bei, oder wärst Du gar nicht eifersüchtig geworden, wenn ich es in meiner Brieftasche aufbewahrt hätte? Dafür lege ich aber heute die zehn Abzüge von Heidi mit bei, gefällt Dir die Aufmachung? Ferner habe ich den Wunsch Deines Cousin erfüllt und habe den Kamm besorgt. Ausserdem habe ich für Onkel Hans vier Pakete Pfeffersurrogat gekauft, da es momentan unmöglich ist, reinen Pfeffer zu bekommen. Dazu habe ich noch ein Stück Kernseife und ein Stück Toilettenseife gekauft, die ganzen Sachen packe ich zusammen und schicke sie per Einschreiben an Tante Emma, da ich nicht weiss, ob Du nicht schon in Bad Elster bist. Will Tante Emma die Seife behalten, so ist es gut, anderenfalls soll sie Dir die Seife schicken. Und nun die Preise: ein Kamm M 4.50, viermal Pfeffer M 1.40, einmal T’Seife M 4.–, einmal Kernseife M 2.60 = M 12.50. Letzter Stand M 1.120.– ./. 12.50 = M 1.107.50.
Gestern bin ich nun in Apeldoorn wegen Butter gewesen und hatte stark gehofft, dass es nun klappen würde. Ich hatte Dir ja geschrieben, dass ich da eine neue Adresse aufgegabelt habe, aber es war wieder Essig. Nun soll ich auch noch dem Chef paar Pfund besorgen und habe ich gestern gleich nach Zwolle geschrieben und bestellt. Wir müssen uns aber nun einig werden, wie wir die Butter schicken. Wir wollen annehmen, dass ich für Euch 30 Pfund Butter bekommen, was bekommt Ihr dann nach Bad Elster, was bekommen Schramms, Lehmanns, Liebaus, Lisa, Helenchen, Tante Bertha
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