Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Aber gleichzeitig konnte ich die unendliche Weite des Schöpfers spüren, konnte sehen, wie winzig klein ich im Vergleich zu ihm war. Ich werde Gott gelegentlich Om nennen, weil ich diese Bezeichnung für ihn ursprünglich in meinen Aufzeichnungen nach dem Koma benutzt habe. »Om« war der Klang, den ich im Zusammenhang mit dem allwissenden, allmächtigen und bedingungslos liebenden Gott gehört hatte, aber jede Beschreibung von ihm greift zu kurz.
Die reine Weite, die das Om und mich trennte, war, wie ich erkannte, der Grund, warum die Lichtkugel mein Begleiter war. Ich konnte es zwar nicht ganz begreifen, aber ich war mir dennoch sicher, dass diese Kugel eine Art »Übersetzer« zwischen mir und dieser außerordentlichen Präsenz bildete, die mich umgab.
Es war, als würde ich in eine größere Welt geboren. Das Universum glich einem gigantischen kosmischen Mutterleib und die Lichtkugel (die auf irgendeine Weise mit der jungen Frau auf dem Schmetterlingsflügel, der in Wirklichkeit eins mit ihr war, verbunden blieb) führte mich durch diesen Prozess.
Später, als ich mich wieder in dieser Welt befand, stieß ich auf einen Satz des christlichen Dichters Henry Vaughan aus dem 17. Jahrhundert, der diesen Ort ziemlich gut beschreibt – dieses gewaltige, tintenschwarze Zentrum, welches das Göttliche beheimatet: »In Gott ist, sagen manche, eine tiefe und doch blendende Dunkelheit …« Genau das war es: eine tiefschwarze Dunkelheit, die zugleich übervoll von Licht war.
Das Wechselspiel aus Fragen und Antworten wurde fortgesetzt. Obwohl wir nach wie vor nicht in Form einer Spra che, wie wir sie kennen, kommunizierten, war die »Stimme« dieses Wesens warm und – ich weiß, das mag seltsam klingen – persönlich. Es verstand die Menschen und verfügte über Eigenschaften, die wir auch haben, nur in einem unendlich größeren Ausmaß. Es kannte mich in- und auswendig und sprudelte über vor Eigenschaften, die ich mein ganzes Leben lang mit menschlichen Wesen – und nur mit menschlichen Wesen – in Verbindung gebracht hatte: Wärme, Mitgefühl, Pathos … ja, sogar Humor und Ironie.
Über die Lichtkugel teilte das Om mir mit, dass es nicht nur ein Universum gibt, sondern viele – in der Tat mehr, als ich begreifen konnte. Doch die Liebe war das Herzstück von ihnen allen. Auch das Böse war in jedem anderen Universum präsent, aber nur in winzigen Mengen. Das Böse war notwendig, denn ohne es war die Ausübung des freien Willens nicht möglich. Und ohne freien Willen konnte es kein Wachstum geben – keine Vorwärtsbewegung und keine Chance für uns, das zu werden, was sich Gott für uns ersehnte. So schrecklich und allmächtig das Böse in einer Welt wie der unseren manchmal auch zu sein schien, insgesamt betrachtet war die Liebe von überwältigender Dominanz und würde letztlich triumphieren.
Ich sah den Überfluss des Lebens in den zahllosen Universen, auch in manchen, in denen die Intelligenz sehr viel weiter entwickelt war als die der Menschheit auf der Erde. Ich sah, dass es unzählige höhere Dimensionen gibt und dass die einzige Möglichkeit, diese Dimensionen kennenzu lernen, darin besteht, sich dort hineinzubegeben und sie di rekt zu erfahren. Sie können von einer niedrigeren Dimen sion aus nicht erkannt oder verstanden werden. Ursache und Wirkung existieren auch in diesen höheren Bereichen, doch jenseits unserer irdischen Auffassung von ihnen. Die Welt aus Zeit und Raum, in der wir uns in diesem irdischen Bereich bewegen, ist eng und vielfältig mit diesen höheren Welten vernetzt. Mit anderen Worten: Diese Welten sind nicht völlig von uns abgesondert, weil alle Welten ein Teil derselben allumfassenden göttlichen Realität sind. Von diesen höheren Welten aus hat man Zugang zu jeder Zeit und jedem Ort in unserer Welt.
Ich werde den Rest meines Lebens und noch viel mehr brauchen, um verarbeiten zu können, was ich dort oben gelernt habe. Das Wissen, das ich erhielt, wurde mir nicht so vermittelt, wie es etwa im Geschichtsunterricht oder bei einem mathematischen Lehrsatz üblich ist. Die Einsichten stellten sich unmittelbar ein und mussten nicht beschworen und eingeordnet werden. Das Wissen wurde ohne Auswendiglernen gespeichert, sofort und für immer. Dieses Wissen verblasste auch nicht, wie das bei gewöhnlichen Informationen der Fall ist. Es steht mir bis zum heutigen Tag zur Verfügung und ist sehr viel klarer und deutlicher als alles Wissen, das ich während meiner Schulzeit erworben
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