Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eben Alexander
Vom Netzwerk:
hatten, die Maßstäbe für die Neurochirurgen des nächsten halben Jahrhunderts, einschließlich meiner Generation.
    Meine Eltern waren zur Zeit der Weltwirtschaftskrise aufgewachsen und vertraten eine rigide Arbeitsmoral. Papa kam immer gerade rechtzeitig zum gemeinsamen Abendessen um 19.00 Uhr nach Hause, normalerweise in Anzug und Krawatte. Manchmal hatte er aber auch noch den OP-Kittel an. Dann ging er anschließend noch einmal zurück ins Krankenhaus und nahm oft eins von uns Kindern mit. Wir machten dann Hausaufgaben in seinem Büro, während er auf Patientenvisite war. Für meinen Vater waren Leben und Arbeit im Grunde ein und dasselbe, und er hat uns entsprechend erzogen. Normalerweise mussten meine Schwestern und ich sonntags Gartenarbeiten verrichten. Wenn wir zu ihm sagten, wir würden lieber ins Kino gehen, entgegnete er: »Wenn ihr ins Kino geht, muss ein anderer arbeiten.« Er war auch ein harter Wettkämpfer. Auf dem Squashfeld betrachtete er jedes Spiel als »Kampf um Leben und Tod«, und sogar als er schon um die achtzig war, hielt er immer Ausschau nach neuen Gegnern, die oft Jahrzehnte jünger waren als er.
    Er war ein fordernder Vater, aber auch ein wunderbarer. Er begegnete jedem mit Respekt. In der Tasche seines Laborkittels hatte er stets einen Schraubendreher, um jede lose Schraube, die er auf seinen Runden durch das Krankenhaus möglicherweise entdeckte, wieder festzuziehen. Seine Patienten, die anderen Ärzte, die Schwestern und das gesamte Krankenhauspersonal liebten ihn. Ob er nun Patienten operierte, dazu beitrug, die Forschung voranzutreiben, Neurochirurgen ausbildete (seine ganz besondere Leidenschaft) oder die Zeitschrift Surgical Neurology herausgab (was er einige Jahre lang tat), immer sah Papa seinen besonderen Weg durchs Leben klar vor sich. Selbst nachdem er sich schließlich mit einundsiebzig Jahren endgültig aus dem Operationssaal verabschiedet hatte, informierte er sich weiterhin ständig über die neuesten Entwicklungen auf seinem Fachgebiet. Nach seinem Tod im Jahr 2004 schrieb sein langjähriger Kollege Dr. David L. Kelly jr.: »Wir werden Dr. Alexander wegen seines Enthusiasmus und seiner Fähigkeiten, seines Durchhaltevermögens und seiner Liebe zum Detail, seines Mitgefühls, seiner Ehrlichkeit und seiner Vortrefflichkeit in allem, was er tat, stets in guter Erinnerung behalten.« Kein Wunder also, dass ich ihn ebenso verehrte wie so viele andere.
    Schon sehr früh, so früh, dass ich mich nicht einmal mehr erinnere, wann genau es war, erzählten mir Mama und Papa, dass sie mich adoptiert hatten (oder »ausgewählt«, wie sie sich ausdrückten, denn sie versicherten mir, dass sie schon in dem Moment, in dem sie mich zum ersten Mal sahen, wussten, dass ich ihr Kind war). Sie waren nicht meine biologischen Eltern, aber sie liebten mich so innig, als wäre ich ihr eigenes Fleisch und Blut. Ich wuchs mit dem Wissen auf, dass man mich im April 1954 im Alter von vier Monaten adoptiert hatte und dass meine biologische Mutter sechzehn Jahre alt gewesen war, als sie mich im Jahr 1953 zur Welt brachte – eine Schülerin an der Highschool und unverheiratet. Ihr Freund, ein Oberstufenschüler, der in nächster Zukunft nicht in der Lage gewesen wäre, ein Kind zu ernähren, war einverstanden, mich zur Adoption freizugeben, auch wenn mich beide lieber behalten hätten. Das Wissen um all diese Dinge kam so früh, dass es einfach ein Teil von mir war, genauso fraglos akzeptiert wie das Rabenschwarz meiner Haare und die Tatsache, dass ich Ham burger mochte und Blumenkohl nicht. Ich liebte meine Adoptiveltern, als wären sie meine Blutsverwandten, und sie hatten mir gegenüber genau die gleichen Gefühle.
    Jean, meine ältere Schwester, war ebenfalls adoptiert worden. Doch fünf Monate nachdem meine Eltern mich adoptiert hatten, wurde meine Mutter selbst schwanger. Sie bekam ein Mädchen – meine Schwester Betsy. Fünf Jahre später wurde dann Phyllis geboren, unsere jüngste Schwester. Wir waren in jeder Hinsicht richtige Geschwis ter. Ich wusste, dass ich ihr Bruder war, wo immer ich auch herkam, und dass sie meine Schwestern waren. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die mich nicht nur liebte, sondern die auch an mich glaubte und meine Träume unterstützte. Einschließlich des Traums, der mich schon in der Highschool packte und nie mehr losließ, bis er sich für mich erfüllt hatte: Neurochirurg zu werden wie mein Vater.
    In meiner Zeit am College und an der Medizinischen

Weitere Kostenlose Bücher