Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
zuversichtlich, dass sich, wenn ich hart daran arbeite, auch weiterhin vieles von diesem Wissen entfalten wird.
Dass sich zwischen unserer gegenwärtigen wissenschaftlichen Auffassung vom Universum und der Wahrheit, wie ich sie gesehen habe, immer noch ein tiefer Abgrund auftut, ist eine ziemliche Untertreibung. Ich bin immer noch ein Freund der Physik und der Kosmologie, und ich liebe es nach wie vor, unser riesiges und wunderbares Universum zu erforschen. Nur dass ich jetzt eine sehr stark erweiterte Vorstellung davon habe, was die Begriffe »riesig« und »wunderbar« in diesem Zusammenhang wirklich bedeuten. Die physische Seite des Universums ist ein Staubkörnchen im Vergleich zu seinem unsichtbaren, spirituellen Teil. Früher hätte es mir meine Auffassung verboten, ein Wort wie spirituell in einem wissenschaftlichen Gespräch zu verwenden. Mittlerweile halte ich es für ein Wort, das wegzulassen wir uns gar nicht leisten können.
Als ich mich im Zentrum befand, schien mein Verstand klare Erklärungen für das zu haben, was wir als »dunkle Energie« und als »dunkle Materie« bezeichnen, ebenso wie für sehr viel weiter entwickelte Bestandteile unseres Universums, mit denen sich die Menschen noch ewig lange nicht beschäftigen werden. Das heißt allerdings nicht, dass ich sie Ihnen erklären könnte, was daran liegt, dass ich – paradoxerweise – immer noch selbst dabei bin, sie zu verstehen.
Am besten lässt sich dieser Teil meines Erlebnisses vielleicht so formulieren, dass ich einen Vorgeschmack auf eine andere, größere Art von Wissen bekam – in Form eines Wissens, zu dem, wie ich glaube, in Zukunft sehr viel mehr Menschen Zugang haben werden. Dieses Wissen jetzt weiterzugeben fühlt sich jedoch etwa so an, als sei man ein Schimpanse, der einen einzigen Tag lang Mensch geworden ist, um alle Wunder menschlichen Wissens zu erfahren, und der dann zu seinen Schimpansenfreunden zurückkehrt und ihnen verständlich zu machen versucht, wie es war, mehrere romanische Sprachen zu sprechen, diverse Rechenarten zu beherrschen und über das enorme Ausmaß des Universums Bescheid zu wissen.
Dort oben entstand eine Frage in meinem Geist, und gleichzeitig tauchte die Antwort dazu auf, wie eine Blume, die gleich daneben erblüht. Es war fast so, als gäbe es so etwas wie eine Frage ohne eine dazugehörige Antwort gar nicht, genau wie kein physisches Teilchen im Universum wirklich von den anderen getrennt ist. Diese Antworten lauteten auch nicht einfach »ja« oder »nein«. Es waren riesige begriffliche Gebäude, atemberaubende Strukturen aus lebendigen Gedanken, so verwinkelt wie Städte. Konzepte, die so gewaltig waren, dass ich mehrere Leben gebraucht hätte, um mich darin zurechtzufinden, wenn ich auf irdisches Denken beschränkt gewesen wäre. Aber das war ich ja nicht. Ich hatte diese irdische Denkweise abgestreift wie ein Schmetterling, der aus dem Kokon schlüpft.
Ich sah die Erde als hellblauen Punkt in der unermesslichen Schwärze des physischen Raums. Ich konnte sehen, dass die Erde ein Ort war, wo sich Gut und Böse vermischten, und dass dies eines ihrer ganz besonderen Merkmale war. Selbst auf der Erde gibt es mehr Gutes als Böses, aber die Erde ist ein Ort, wo dem Bösen erlaubt wird, in einer Weise an Einfluss zu gewinnen, wie es auf den höheren Ebenen der Existenz vollkommen unmöglich wäre. Dass das Böse gelegentlich die Oberhand gewinnen kann, war dem Schöpfer bekannt und von ihm gewollt, und zwar als notwendige Konsequenz des freien Willens, den er Wesen wie uns gegeben hat.
Über das ganze Universum wurden winzige Teilchen des Bösen verstreut, aber die Endsumme all dieses Bösen war nur ein Sandkörnchen in einem riesigen Strand im Vergleich zu der Güte, der Fülle, der Hoffnung und der bedingungslosen Liebe, von denen das Universum buchstäblich überflutet wurde. Der Stoff, aus dem diese andere Dimension besteht, ist Liebe und Akzeptanz, und was immer diese Eigenschaften nicht hat, wirkt dort augenblicklich und offensichtlich fehl am Platz.
Aber den freien Willen muss man mit einem Verlust oder Abfall von dieser Liebe und Akzeptanz bezahlen. Wir sind frei; aber wir sind freie Wesen, die in einem Umfeld gefangen sind, das sich verschworen hat, um uns das Gefühl zu geben, dass wir nicht frei sind. Der freie Wille ist von zentraler Bedeutung für unsere Funktion in der irdischen Welt – eine Funktion, die, wie wir alle eines Tages herausfinden, dem sehr viel wichtigeren Zweck dient,
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