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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Zähnen?«
    »Ja, dein Fuß.«
    »Ich finde, das geht zu weit.«
    »Stimmt.«
    »Nabe? Nabe? Puh, das ist mir noch nie passiert…«
    »Botschafter Ischloear?«
    »Hmm?« Sein Name war ausgesprochen worden. Kabo stellte fest, dass er in einen jener seltsamen tranceähnlichen Zustände geraten sein musste, die er manchmal bei Zusammenkünften wie dieser erlebte, wenn das Gespräch – oder vielmehr, wenn mehrere Gespräche gleichzeitig – auf eine Schwindel erregende, fremdartig menschliche Weise hin und her schwirrten und ihn zu überfluten drohten, sodass er Mühe hatte zu verfolgen, wer was zu wem und warum sagte.
    Er hatte die Erfahrung gemacht, dass er sich später oft genau an die gesprochenen Worte erinnern konnte, aber er musste sich anstrengen, den darin enthaltenen Sinn zu erkennen. Im Verlauf solcher Gespräche fühlte er sich seltsam losgelöst von seiner Umgebung. Bis der Bann gebrochen war, so wie jetzt, indem er durch die Nennung seines Namens aufgeweckt wurde.
    Er befand sich im oberen Saal der Festbarkasse Soliton, gemeinsam mit einigen hundert anderen Leuten, die meisten davon menschlich, wenn auch nicht alle in menschlicher Gestalt. Das Konzert des Komponisten Ziller – nach einer alten chelgrianischen Mosaikweise – war vor einer halben Stunde verklungen. Es war ein zurückhaltendes, feierliches Stück gewesen, passend zur Stimmung des Abends, dennoch war die Darbietung mit tosendem Beifall bedacht worden. Jetzt aßen und tranken die Leute. Und redeten.
    Er stand bei einer Gruppe von Männern und Frauen, die sich um einen der Buffettische drängte. Die Luft war warm, angenehm duftend und mit leiser Musik erfüllt. Eine Deckenkonstruktion aus Holz und Glas wölbte sich über ihnen, und von dieser hing ein Beleuchtungskörper der alten Sorte, die keinem direkt ins Gesicht schien, sondern alles und jeden in einen schmeichelnd warmen Schein tauchte.
    Sein Nasenring hatte zu ihm gesprochen. Als er anfangs zur Kultur gekommen war, hatte ihm die Vorstellung von einer Kommunikations-Ausrüstung, die ihm in den Schädel (oder, nebenbei bemerkt, auch an irgendeiner anderen Stelle) eingesetzt werden sollte, gar nicht gefallen. Sein Familiennasenring war so ziemlich das einzige Stück, das er ständig an sich trug, also hatte man ihm eine vollkommene Nachbildung angefertigt, die zufällig auch ein Kom-Terminal war.
    »Ich bedauere die Störung, Botschafter. Nabe hier. Sie sind am nächsten dran; würden Sie bitte Mr. Olsule darauf hinweisen, dass er zu einer gewöhnlichen Brosche spricht, nicht in sein Terminal?«
    »Ja.« Kabo wandte sich an einen jungen Mann in einem weißen Anzug, der ein Schmuckstück in der Hand hielt und ein ratloses Gesicht machte. »Äh… Mr. Olsule?«
    »Ja, ich habe es gehört«, sagte der Mann und trat einen Schritt zurück, um zu dem Homomdaner aufzublicken. Er sah verdutzt aus, und Kabo hatte den Eindruck, dass sein Gegenüber ihn irrtümlich für eine Skulptur oder einen monumentalen Einrichtungsgegenstand gehalten hatte. Das geschah ziemlich oft. Im Wesentlichen eine Sache des Maßstabs und der Reglosigkeit. Das war eine von mehreren unerfreulichen Begleiterscheinungen, wenn man eine glänzende schwarze, dreibeinige Pyramide von drei Metern Höhe in einer Gesellschaft von schlanken, matthäutigen, zwei Meter großen Zweibeinern war. Der junge Mann betrachtete wieder blinzelnd die Brosche. »Ich hätte schwören können, dass das…«
    »Bitte entschuldigen Sie das Ungemach, Botschafter«, sagte der Nasenring. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Ach, gern geschehen.«
    Ein schimmerndes, leeres Serviertablett schwebte zu dem jungen Mann, kippte in einer Art Verbeugung nach vorn und sagte: »Hallo. Wieder Nabe hier. Was Sie da haben, Mr. Olsule, ist eine Bernsteinbrosche, eingelegt mit Platin und Summitium. Aus der Werkstatt von Ms. Xossin Nabbard aus Sintrier, im Stil der Quarafyd-Schule. Ein erlesenes Meisterstück des Kunsthandwerks. Doch leider kein Terminal.«
    »Verdammt! Und wo ist dann mein Terminal?«
    »Sie haben alle Ihre Terminals zu Hause gelassen.«
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Sie haben mich gebeten, es nicht zu tun.«
    »Wann?«
    »Hundert und…«
    »Ach, egal! Ersetze diese… äh… ändere diese Anweisung. Wenn ich das nächste Mal ohne eins meiner Terminals von zu Hause weggehe… dann sollen sie irgendeinen Warnton von sich geben.«
    »Sehr wohl. Wird ausgeführt.«
    Mr. Olsule kratzte sich am Kopf. »Vielleicht sollte ich mir eine Litze besorgen,

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