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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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schrubben?«
    »Was? Wovon redest du überhaupt?«
    »Ich rede von Papa Blair, dem beschissenen Hausmeis ter«, sagte ich. »Hausmeister, Himmel! Kannst davon ausgehen, dass ein Nigger auch noch einen tollen Namen dafür findet, dass er anderen die Scheiße wegwischt.«
    Josie verpasste mir eine so heftige Ohrfeige, dass mir die Ohren klingelten und ich vor Tränen kaum richtig sehen konnte.
    Benommen hörte ich, wie sie mich beschimpfte. Wie ich auf die Idee käme, dass ihr Vater Hausmeister sei? Wer mir denn so etwas erzählt habe? Wie ich … ich …
    Ihre Stimme wurde wie der Lärm in meinen Ohren ständig lauter und leiser. Dann war der Lärm plötzlich verschwunden und mit ihm auch meine Tränenblindheit. Zögernd begann Josie, sich bei mir zu entschuldigen, und ihr Gesichtsausdruck wirkte wütend und zerknirscht zugleich.
    »… mein Fehler, nehme ich an. Teilweise zumindest. Ich habe nie jemand zu mir nach Hause eingeladen oder über mich gesprochen, oder … oder – ich habe eben gedacht, das ginge niemanden etwas an, und wenn du erst mal anfängst, etwas zu erklären, brauchst du gar nicht mehr aufzuhören. Also, also, na jedenfalls ist das wohl ein gefundenes Fressen für solche Kindsköpfe wie die Hadleys. Was die nicht wissen, erfinden sie einfach hinzu. Ich hätte dir schon irgendwann die Wahrheit gesagt, und heute Morgen habe ich dir sogar schon einen kleinen Hinweis gegeben. Wir beide haben etwas gemeinsam, irgendwie, und ich dachte, du würdest das verstehen. Ich meine, wo doch deine Mutter und mein Vater …«
    Josie unterbrach sich plötzlich und sah mir über die Schulter. Sie riss die Augen vor Entsetzen auf, öffnete den Mund und schrie.
    »Nein, Daddy! Nein, nein, nein! Daddy!«
    Ich hatte keine Gelegenheit, mich umzudrehen. Stattdessen drehte er mich um. Besser gesagt, er wirbelte mich mit einer Hand herum, während er mit der anderen schon ausholte.
    Ein großer Kerl. Eigentlich eher kompakt als groß; ein Kerl, der den Eindruck machte, groß zu sein. Er trug einen grauen Hut mit hochgeklappter Krempe, dazu einen dunklen Anzug von unbestimmbarer Farbe, dessen Jackett so geschnitten war, dass eine Waffe darunterpasste. Die Waffe, von der man einfach wusste, sie befand sich dort.
    Josie Blairs Vater.
    Ein Bulle.
    Ein weißer Bulle.
    »Spuck’s aus!«, spuckte er aus. »Aber schnell! Warum hat sie dir eine Ohrfeige verpasst, hm? Was hast du meiner Tochter angetan, du schwarzer Mistkerl? «

7.
    Nun, wie schon O’Rourke zu O’Malley sagte: »Himmel, Arsch und Wolkenbruch, was ist denn falsch daran, einen Neger einen schwarzen Mistkerl zu nennen?« Und O’Malley antwortete O’Rourke: »So isses, die sind einfach Sensibelchen, diese schwarzen Mistkerle – oder warn’s die schwarzen Saukerle? Ich kann es mir einfach nicht merken, egal, wie oft ich’s auch sage.«
    Himmel, Arsch und Wolkenbruch.
    Mr. Blair – Detective Sergeant Blair – ließ langsam die Hand sinken, mit der er ausgeholt hatte, um mir eine zu kleben. Die andere Hand ließ mich los, und er warf Josie einen verlegenen Blick zu.
    »Tut mir leid, Mädchen«, sagte er mürrisch. »Meine Pferde sind ein wenig mit mir durchgegangen, schätz ich. Du warst spät dran, und es sah irgendwie so aus, als hätte dieser, ähm, na ja, ich dachte, er hätte irgendwas angestellt, und …«
    »Habe ich auch«, unterbrach ich ihn. »Ich habe nach der Schule auf sie gewartet, und dann habe ich mich mit ihr unterhalten, während wir am Fluss entlanggingen. Offenbar habe ich etwas gesagt, das sie nicht hören wollte, also hat sie mir eine geschmiert. Ich würde eigentlich auch nicht hören wollen, was ich ihr gesagt habe, also darf sie mir gerne noch eine schmieren.«
    Er machte eine Bewegung mit der Handkante, um mir zu bedeuteten, ich solle den Mund halten. Sein Blick ruhte weiter auf Josie.
    »Ich meinte es nicht so, Schätzchen. Ich meine, um Gottes willen, das weißt du doch! Ich benutze solche Wörter nicht, ich denke sie nicht mal. Wie könnte ich denn, wo doch meine eigene Tochter – wo ich doch verheiratet war mit, ähm … Ach verdammt, du weißt schon, was ich meine!«
    Als ich davonging, entschuldigte er sich noch immer bei ihr … bei ihr, nicht bei mir.
    Ich war auf dem Weg am Fluss etwa einen Block wei ter gelaufen, als er mir mit verlegener Stimme nachrief, und auch Josie rief meinen Namen. Ich hörte nicht darauf und drehte mich auch nicht um.
    Ich hatte es eilig.
    Ich brauchte noch ein paar Minuten allein in der Wohnung, bevor

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