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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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Mutter heimkam.
    Der Badezimmerknauf musste noch präpariert werden. Und ich würde nicht allzu lange auf meinen Spaß warten müssen. Statt sie in Mutters Essen zu mischen, würde ich ihr die Medizin in einem Highball verabreichen. Einen kräftigen, der seine Wirkung zeigen würde, noch bevor sie den Hut absetzen konnte.
    Bis auf die letzte Faser würden ihre Klamotten ruiniert sein, und um den ganzen Scheiß vom Leib zu kriegen, würde sie durch eine Autowaschanlage müssen. Und dann, bei Gott, dann würde ich ihr sagen, warum! Ich würde ihr sagen, ich wisse ganz genau, dass sie selbst es war, die Velies Füller gestohlen hatte, dass sie es absichtlich getan hatte, damit er sich auf mich stürzte.
    Das hatte ich jedenfalls vor.
    Doch es kam ganz anders.
    Ich erreichte das Mietshaus, in dem Mutter und ich wohnten, und ging den Weg zum Eingang entlang. Die Stufen zu unserer Haus- oder Eingangstür lagen hinter einer scharfen Rechtswendung, die von einer vielleicht anderthalb Meter hohen Hecke verdeckt war.
    Ich weiß nicht, wie ein Architekt so dumm sein kann, Häuser mit solchen eingebauten Stolperfallen zu errichten. Doch je mehr ich von der Arbeit der Architekten sehe, umso mehr neige ich zu der Ansicht, dass sie Schutzhelme auf dem Kopf tragen, um ihren Arsch zu bedecken. Wahrscheinlich sind das alles Nigger, die ihrer natürlichen Bestimmung, Scheißhäuser zu schrubben, entflohen sind.
    Jedenfalls bog ich gesenkten Hauptes und schnellen Schrittes um die unübersichtliche Ecke. Und im nächsten Augenblick segelte ich schon durch die Luft, landete hart auf den Stufen, und ein übergroßer Kinderwagen stürzte um, dessen Insasse – ein wenige Monate altes Kleinkind – nun ebenfalls auf dem Boden landete und sich die verdammte Lunge aus dem Leib schrie.
    Ich sollte erwähnen, dass für eine New Yorker Mutter ein Kinderwagen (oder Buggy, wie Sie wollen) ebenso wichtig ist wie die Kopulation, aus der das Kind hervorgegangen ist. Das ist so ein Statusobjekt; je größer der Kinderwagen, umso wichtiger die Besitzerin. Was schon in Ordnung ist, nehme ich an. Zumindest wäre es das, wenn die Kinder selbst die Wagen schieben würden, und nicht ihre Mütter. Denn gewiss würde kein verdammtes Blag, ganz gleich, wie beschränkt es auch ist, diese gottverdammten Karren dazu einsetzen, die Gänge in den Lebensmittelläden zu verstopfen oder sie am Fuße einer dunklen Treppe stehen zu lassen, wo mit absoluter Sicherheit jemand Unschuldiges darüberstolpert und sich den Hals bricht, oder sie an einer Stelle wie dieser hier stehen lassen, was dann zu oben erwähntem Ergebnis führt.
    Halb benommen, stand ich auf. Ich stellte den Kinderwagen wieder hin und legte das Kind hinein. Und dann, nun, dann …
    Dann stürzte sich eine Frau auf mich. Eine Frau, so fett, dass sie faktisch genauso breit wie lang war. Sie hieb mir ein Dutzend Mal mit den Fäusten in den Rücken, bevor ich mich umdrehen konnte. Die ganze Zeit über kreischte sie, ich hätte versucht, ihren Herbert umzubringen, und was ich Niggerbursche denn mit ihrem Herbert vorhätte, und so ging das ununterbrochen weiter.
    Als ihr schließlich die Luft ausging, sagte ich zu ihr, es hätte keinen Sinn, Herbert umzubringen, da Herbert ja schon tot sei, was selbst so eine Halbirre wie sie sehen könne.
    »Sie heißen doch Hoover, nicht wahr?«, fuhr ich fort. »Und das ist Ihr Sohn Herbert? Er sieht zwar nicht so voller Scheiße aus wie früher, aber die Gesichtszüge sind dieselben.«
    »Hoover?« Die Frau blinzelte mich blöde an. »Was … was willst du …?«
    »Ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten?«, half ich ihr auf die Sprünge. »Der große Ingenieur. Seine größte Erfindung waren die Ecken, hinter denen der Wohlstand schon lauerte.«
    Die Frau starrte mich weiter an und machte den Mund auf und zu, ohne etwas zu sagen.
    »Und was meine Absicht betrifft«, sagte ich, »so hatte ich vor, ihn zu fressen. Schließlich mögen wir Kannibalen dieses weiße Fleisch, jaha!«
    Ich streckte die Hände aus, so als wollte ich Hoover packen (alle Babys sehen aus wie Hoover), und bleckte zugleich die Zähne. Die Frau stieß einen kleinen Entsetzensschrei aus – sie glaubte wohl wirklich, ich meinte es ernst –, und ich beschloss, lieber zu verschwinden, solange noch Gelegenheit dazu war. Also ging ich schnell durch die Eingangstür und verschwand in unserer Wohnung. Drinnen fühlte ich mich tot und verloren. Ich fragte mich, warum der ganze Spaß, den ich immer hatte,

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