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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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und denen Sie anscheinend ganz gern zusprechen, und diese armen Teufel«, und damit wies ich auf die Patienten, »die eh schon leichte Beute für allerlei Vorschläge sind, sind nur Ihrem Beispiel gefolgt und ebenfalls eingeschlafen.«
    Die Hilfe erklärte mürrisch, dass sie die Wahrheit gesagt habe und ich die Patienten fragen könne, was denn passiert sei, wenn ich ihr schon nicht glauben wolle. »Die Patienten fragen?«, meinte ich. »Haben Sie tatsächlich vorgeschlagen, ich solle die da fragen, Miss Nelson?«
    »Na, ist ja auch egal«, murmelte sie. »Ich wette, eine Blutuntersuchung würde zeigen, dass wir alle unter Drogen gesetzt wurden.«
    »Sie meinen wohl, dass Sie unter Drogen stehen «, meinte ich grimmig. »Stelazin und Librium, Valium und Amytal und – ach, egal, Miss Nelson. Ich möchte, dass diese Patienten umgehend geweckt werden, und ich will zusehen, wie Sie es tun.«
    Sie stand auf und machte sich ans Werk. Zu diesem Zeitpunkt traf der Patient Allen Smith ein, er war zwar ein wenig zu früh dran, aber dennoch führte ich ihn in mein Büro.
    »Was ist denn da draußen los?«, fragte er. »Schlafkrankheit oder Pyjamaparty?«
    »Kümmern Sie sich nicht darum«, meinte ich. »Nichts, was Sie betrifft.«
    »Nun, vielleicht schon«, entgegnete er. »Wenn es eine Party ist, möchte ich mitfeiern, ist es die Schlafkrankheit, möchte ich eine Impfung.«
    Ich ging auf diesen Firlefanz nicht ein und besah mir die Notizen, die ich mir aus den Akten gemacht hatte, welche mir von Smiths bisherigen Psychiatern überlassen worden waren. Am auffälligsten war sein Intelligenzquotient von 190 und ein ausgeprägter Ödipuskomplex. (Es ist natürlich von grundlegender Bedeutung, dass sich ein Patient mit hohem IQ sexuell mit seinem oder ihrem Erzeuger oder einem direkten Verwandten identifiziert: einem Gleichrangigen, der es wert ist, mit anderen Worten.) Mir fiel auch auf, dass er ein pathologischer Lügner war, was den Einsatz eines Wahrheitsserums ausschloss, da, aber das versteht sich ja von selbst, man nicht die Wahrheit sagen kann, wenn man nicht weiß, was Wahrheit ist.
    Natürlich bedachte ich auch die Möglichkeit, dass der Patient bei seiner hohen Intelligenz in der Lage sein mochte, seinen Verstand zu programmieren, um so selbst unter hypnotischen Mitteln nur das zu sagen, was er sagen wollte. Wie auch immer würden Wahrheitsseren in diesem Fall nicht weiterhelfen, waren also kontraindiziert.
    »Wie ich sehe, fühlen Sie sich körperlich zu Ihrer Mutter hingezogen«, sagte ich. »Haben Sie je mit ihr darüber gesprochen?«
    »Aber klar«, meinte er. »Sie ist auch ganz scharf auf mich, aber ich rühr sie nicht an, solange sie keinen Wassermann-Test gemacht hat.«
    »Hm-hm«, sagte ich, »Sie fühlen sich zu ihr hingezogen, weisen sie aber ab. Wie kommen Sie darauf, dass sie eine Geschlechtskrankheit haben könnte?«
    »Weil sie eine Hure ist. Ein sehr teures Callgirl.«
    »Nun, Sie wissen, dass das nicht stimmt, Allen!«, wies ich ihn scharf zurecht. »Sie ist nichts dergleichen.«
    »Ach, glauben Sie nicht, hm?« Er grinste mich altklug an. »Sie sollten besser beim Haarekämmen aufpassen, Doktor, sonst kratzen Sie sich noch den Hintern auf.«
    »Diese Praxis«, erklärte ich, »stellt sorgfältige Untersuchungen über das Umfeld eines jeden Patienten und seiner Eltern oder Vormünder an. Eine äußerst sorgfältige Untersuchung. Ihre Mutter ist ganz genau das, was sie zu sein vorgibt.«
    »Wir alle haben Gott sei Dank das Recht zu einer eigenen Meinung«, meinte er nur. »Das hat dieses Land so groß gemacht.«
    »Ich nehme an«, fuhr ich fort, »Sie haben Abscheu vor Sex. Eine Affäre mit Ihrer Mutter wäre Ihnen instinktiv zuwider, also haben Sie in sich ein falsches Verlangen nach ihr geweckt, um so jede sexuelle Beziehung zu vermeiden.«
    »Und warum kriege ich dann nur bei ihr einen hoch?«, wollte er wissen. »Ich habe es gewiss oft genug versucht.«
    »Ich nehme an, Sie haben es auch mit Masturbation probiert?«, fragte ich.
    »Natürlich. Geht auch nicht.« Smith begann, sich die Hose aufzumachen. »Schauen Sie, und …«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn schnell. »Ich habe noch einen anderen Vorschlag. Einen recht naheliegenden. Sie kriegen ihn, um es in Ihren Worten auszudrücken, bei einer Frau nicht hoch, weil Sie homosexuell sind.«
    »Das ist eine gottverdammte Lüge!« Seine Augen funkelten böse. »Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nichts mit einem Mann, verdammt!«
    »Aber Sie

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