Blind vor Wut
daraus hervorgegangen, als erfüllte Frau.
Als ich sie am Abend nach Hause brachte, erklärte sie, mich am nächsten Tag besuchen und wieder »ein paar nette Dinge« tun zu wollen. Ich widersprach vehement und wies darauf hin, dass Mutter vielleicht am nächsten Tag komme (vielleicht, sagte ich). Es wäre die Hölle los, wenn sie uns erwischen würde.
»Tja …« Josie war enttäuscht. »Daddy hat nächste Woche Tagschicht. Du könntest nach der Schule vorbeikommen, und dann könnten wir …« Sie unterbrach sich und gab ein Stöhnen reinster Verzweiflung von sich. »Aber Schatz! Ich glaube, ich kann nicht so lange auf dich warten!«
»Wie wär’s dann mit heute Abend?«, fragte ich. »Dein Dad ist doch heute Abend nicht zu Hause, oder?«
»Ähm, nein. Aber wir haben doch gerade erst, und – ja! «, rief sie dann aus. »Los!«
Im Schlafzimmer riss sie sich geradezu die Kleider vom Leib, so begierig war sie darauf, ihre Nacktheit zu zeigen und sich demütig meinen Wünschen zu unterwerfen. Krankhafte Bewunderung stand ihr in den Augen, als ich ihr mit einem Taschentuch den Mund knebelte und mit einem anderen ihre Hände hinter den Rücken band.
Ich sagte ihr, sie solle sich auf dem Bett ausstrecken, und sie gehorchte unterwürfig.
Ich kniete mich daneben und versetzte ihr einen Schlag in den Magen.
Die Luft entwich ihren Lungen, und einen Augenblick dachte ich schon, sie würde nie wieder atmen. Doch das tat sie, und als sie Luft holte, versetzte ich ihr einen weiteren Schlag.
Das machte ich eine ganze Weile so; sie schöpfte wieder Atem, und ich schlug wieder zu.
Als ich sie schließlich wieder losband, wäre sie wohl hysterisch geworden, doch hatte sie weder die Kraft noch den Willen dazu.
»Also, ich sage es dir ganz deutlich«, hob ich an. »Du hast Blut geleckt, und du willst mehr davon – jedenfalls glaubst du das, was auf dasselbe hinausläuft. Aber den Sex musst du dir bei jemand anders holen. Ich würde Velie vorschlagen, der scheint eh eine Schwäche für dich zu haben, und ihr habt jede Menge Gelegenheit dazu.«
»Das s-sage ich m-meinem Vater«, schluchzte sie. »Er wird dich umbringen!«
»Das wäre mir egal«, erwiderte ich. »Tatsächlich habe ich einen Großteil meines Lebens damit verbracht, mich umbringen zu lassen. Aber was willst du denn deinem Daddy erzählen, hm? Dass du dich mir regelrecht an den Hals geworfen hast, bis ich zurückgeschlagen habe?«
»N-na ja – na, ich werd’s dir schon zeigen! Warte nur ab!«
»Schätzchen«, sagte ich, »findest du nicht, dass ich schon genug gesehen habe? Du kannst mir doch auch nicht mehr antun, als mir schon angetan worden ist, und du wärst dumm, es zu versuchen. Denk lieber an dich und daran, dass du kriegst, was du möchtest. Denk an Velie.«
Dann ließ ich sie liegen und ging nach Hause.
In den Tagen nach meiner Rückkehr in die Schule reichte ihre Haltung mir gegenüber von Verletztheit bis Unnahbarkeit. Doch eines Morgens – sie hatte am Abend zuvor lange gearbeitet – war sie ganz verändert.
Ein gelassener, zufriedener Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Was ich für sie gewesen war, bedeutete ihr offenkundig nichts mehr. Ich hatte, was sie betraf, aufgehört zu existieren; war nur noch eine peinliche Erinnerung, die sie entschlossen war zu vergessen.
Velie. Voilà!
In der Zwischenzeit …
15.
Aus dem Fallbuch von Felix Kronger, Dr. med., Dr. phil., Psychiater.
Patient: Allen J. Smith
Ich arbeitete gerade an einem Artikel für das Journal , und nachdem ich nach meiner Sprechstundenhilfe geklingelt hatte, war ich wieder ans Werk gegangen und hatte in meiner Versunkenheit ganz die Zeit vergessen. Es war über eine halbe Stunde vergangen, als mir die Verzögerung auffiel – eine höchst unverschämte noch dazu! –, und ich ging ins Vorderzimmer, um nachzuschauen. Die Hilfe saß am Schreibtisch und schlief. Ebenso die drei Patienten im Zimmer. Ich rüttelte die Frau wach, nicht sehr sanft, kann ich Ihnen versichern, und verlangte eine Erklärung. Sie murmelte etwas von einem Verkäufer, der einen Wagen durchs Gebäude schöbe und Cola und dergleichen anböte, und meinte, die Getränke müssten wohl mit Drogen versetzt gewesen sein.
»Ach ja?«, erwiderte ich scharf. »Wo sind denn die Flaschen? Die Dosen?«
»Also …« Sie sah sich dümmlich um. »Ich weiß nicht, aber …«
»Vielleicht gab es gar keine«, erklärte ich. »Vielleicht haben Sie eine Überdosis von den Schlafmitteln genommen, zu denen Sie Zugang haben
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