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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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mit ängstlicher Stimme. »Das wäre mir unangenehm.«
    »Hast du ganz sicher nicht«, sagte Blair herzlich. »Sogar im Gegenteil, du hast wirklich vorbildlich gehandelt.«
    »Sir? Ich verstehe nicht.«
    »Du hast die Karriere eines Mannes gerettet. Hast ihn davor bewahrt, für immer seine Würde zu verlieren. Ich schätze, er wird sich persönlich bei dir bedanken, also …« Blair stand auf und wollte gehen. »Ach, Josie und du, ihr scheint euch in letzter Zeit nicht mehr zu sehen.«
    »Nein, Sir. Ich fand, wir sind noch ein wenig zu jung für eine enge Beziehung, wissen Sie, und, ähm, na ja, sie hat viele Abende in der Schule zu tun gehabt.«
    Blair nickte beipflichtend und meinte, ich sei ein wirklich kluger Bursche. Die jungen Leute könnten in Schwierigkeiten kommen, ohne es zu wollen, wenn sie sich zu oft sehen würden. »Himmel«, meinte er, »selbst Erwachsene können in diese Falle tappen. Ich werde nie vergessen, wie, wie …«
    Seine Stimme versiegte. »Ja Sir?«, fragte ich ihn ermunternd, doch er schüttelte nur geistesabwesend den Kopf.
    »Ich glaube, ich werde Josies Mutter nie vergessen. War wohl die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Sehr schwarz, natürlich, aber so etwas zählt nicht, wenn man jung ist, außerdem habe ich sie für eine Puerto Ricanerin gehalten. Zumindest redete ich mir das ein. Jedenfalls … Ach, schon gut …« Und damit brach er abrupt ab. »Ich muss los.«
    »Ja, Sir«, sagte ich, »und vielen Dank, dass Sie vorbeigekommen sind. Mir wird manchmal ein wenig einsam. Mutter hat ihre Freunde, aber das sind natürlich nicht meine. Also …«
    »Schon okay«, unterbrach er mich brummig. »Weiß schon, was du meinst. Wohin du dich auch wendest, du bist von allen Leuten abgeschnitten.«
    »Ja, Sir«, pflichtete ich ihm bei.
    »Hör mal. Wenn du dich abends mal einsam fühlst und du hast Zeit, komm einfach bei mir vorbei. Ich könnte manchmal selbst etwas Gesellschaft brauchen.«
    Ich dankte ihm für die Einladung, und er ging. Ein paar Minuten später kam die Nachmittagspost – ein Brief von Dr. Kronger, meinem Psychiater, an meine Mutter. Genauer gesagt, meinem Ex-Psychiater, denn in dem Schreiben lehnte er mich als Patienten ab. Dem Brief lag auch eine Rechnung für einen Anzug von ihm bei, den ich, wie er behauptete, ruiniert haben soll.
    Angeblich – der Mistkerl hatte keinerlei Beweise – hatte ich ihm eine Flasche grüner Tinte, dokumentenechter Tinte, über die Hose geschüttet, nachdem ich ihn mit einem Betäubungsmittel bewusstlos gemacht hätte. Er hatte es zwar nicht hingeschrieben, doch konnte ich zwischen den Zeilen lesen, dass die Tinte durch die Hose bis auf die Haut gedrungen war und sein Geschlechtsteil wasserfest grün eingefärbt hatte.
    Ich vernichtete Brief und Rechnung. Er würde sich zweifellos erneut an meine Mutter wenden, doch dann würde ich nicht dabei sein, und Mutter würde noch ganz andere Sorgen haben, nicht nur einen Psychiater mit grünem Schwanz.
    Gegen halb sechs kam Mutter in Begleitung von Mr. Velie nach Hause.
    »Schau mal, wer mir über den Weg gelaufen ist«, rief sie fröhlich. »Ist das nicht nett von Mr. Velie, dir persönlich dafür danken zu wollen, dass du so ein feiner, mutiger Bursche bist?«
    »Ja«, sagte ich, »und das ganz ohne Grund. Ich habe doch nur die Wahrheit gesagt.«
    »Aber das hat viel Mut erfordert«, erklärte Velie. »Dieser Rafer ist ein richtiger Schlägertyp. Er hat die anderen fünf Jungs so unter Druck gesetzt, dass sie es mit der Angst bekommen haben, aber du hast dich seinen Drohungen widersetzt.«
    »Mix doch Mr. Velie mal einen Drink, Allen«, bat Mutter. »Und für mich auch einen, wenn du schon dabei bist. Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick, Mr. Velie?«
    Sicher, meinte er, und ich mixte die Drinks. Nun, da es vorbei sei, sagte ich, hätte ich ein wenig Angst vor dem, was ich da angerichtet hätte.
    »Rafer und seine Bande trauen sich sicher nicht, hier aufzukreuzen, aber wenn sie mich auf dem Schulweg erwischen …«
    »Ach, ich bezweifle, dass sie etwas Derartiges auch nur versuchen werden«, erwiderte Velie. »Sie wissen, dass sie sonst in der Besserungsanstalt landen.«
    »Na, vielleicht doch«, meinte ich. »Vielleicht ist es ihnen das wert, wenn sie mich nur ordentlich vermöbeln können.«
    Velie strich sich übers Gesicht, dachte nach und musste zugeben, dass meine Sorge nicht unbegründet sei.
    »Wenn du nur nicht schon mehrere Schultage versäumt hättest, wegen dieses

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