Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
Vom Netzwerk:
ihre Hinterteile erlitten. Psychiater wiederum erklärten, dass sie anscheinend den Hang zu Analerotik verloren hätten.
    Ich las die Story und lachte.
    Ich las sie noch einmal und weinte.
    Ich las sie, lachte und weinte.
    Schließlich ging ich ins Bad und benetzte mir das Gesicht, wusch die Tränen fort und kühlte meine roten Augen. Dann trank ich meinen Drink, wusch das Glas aus und stellte es in die Bar zurück.
    Kurz darauf klopfte es heftig an der Tür, und ich öffnete.
    Es war natürlich Sergeant Blair, und natürlich ließ ich ihn herein und bot ihm einen Platz an.
    »Also gut«, sagte ich und unterdrückte einen Seufzer. »Was habe ich jetzt wieder angestellt, Sir?«
    »Nun ja … Schule schwänzen, zum Beispiel. Eigentlich solltest du um diese Tageszeit doch dort sein.«
    »Mir ist direkt nach dem Essen schlecht geworden«, erklärte ich. »Ich hab ziemlich gewürgt und gespuckt. Mir war nicht danach, es dem Direktor zu melden, aber ich hätte morgen sowieso eine Entschuldigung von meiner Mutter mitgebracht.«
    »Hm. Hm-hm.« Er sah mich genauer an. »Du siehst wirklich ein wenig mitgenommen aus. Was rieche ich da?«
    »Wie bitte?«, entgegnete ich. »Ach das, das ist ein Schmorbraten, den ich zum Abendessen mache. Mutter mag ihn so gerne, und ich dachte, er würde meinem Magen vielleicht auch guttun.«
    »Riecht gut. Also hast du um zwei Uhr die Schule verlassen?«
    »Um zwei? Nein«, antwortete ich. »Das muss kurz nach eins gewesen sein. Sobald ich mich wieder aufgerappelt hatte.«
    »Und du bist dir da sicher? Ganz sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher. Sergeant, wenn Sie mir nur sagen würden, worum es hier eigentlich geht …«
    »Ja, ist wohl besser.« Er wischte sich das Gesicht mit seinem Taschentuch ab. »Ein farbiger Junge namens Rafer – Doozy wird er genannt – behauptet, er habe dich kurz vor zwei Uhr mit dem Direktor, Mr. Velie, auf dem Schulklo gesehen und mitbekommen, wie er dir an die Wäsche wollte.«
    »Aber das ist ja gelogen!«, protestierte ich. »Eine dreckige Lüge, und das weiß er auch!«
    »Es gibt noch fünf weitere Farbige, die das bestätigen. Sie sagen, sie seien ebenfalls um kurz vor zwei auf der Toilette gewesen, als Rafer dort war, und sie sagen, sie hätten dasselbe gesehen wie er.«
    Ich starrte ihn an; natürlich war ich sprachlos vor Verwunderung. Dann verengte ich langsam die Augen.
    »Also, mal sehen«, fing ich an. »Doozy und fünf andere. Insgesamt sechs – alles Schwarze –, die sich ungefähr zur selben Zeit in ihren Klassen entschuldigen und auf die Toilette gehen. Kommt Ihnen das nicht wie ein merkwürdiger Zufall vor, Sir?«
    »Hm-hm. Kommt mir so vor, als wären sie alle verdammte Lügner. Gleichzeitig habe ich mich allerdings gefragt, warum sie so lügen sollten, wenn sie nicht glauben würden, damit durchzukommen?«
    Darauf würde es eine ganz simple Antwort geben, erwiderte ich: Sie hätten deshalb geglaubt, damit durchzukommen, weil Doozy es ihnen befohlen habe.
    »Ich habe ihn gleich nach dem Essen auf dem Gang getroffen, und er hat gesagt, er wolle mich um zehn vor zwei auf dem Klo treffen, ich solle dort auf ihn warten, bis er aufkreuze. Ich habe ihm geantwortet, ich sei nicht sicher, ob ich das tun könne, weil mir ziemlich schlecht sei, doch er hat erwidert, es würde mir noch schlechter gehen, wenn ich nicht aufkreuzte.«
    »Ein ziemlich taffer Bursche, dieser Doozy«, stellte Blair fest und nickte. »Velie hat ihn sich früher schon mal vorgenommen, weil er grob zu den anderen Schülern war.«
    »Ich weiß«, sagte ich, »und ich wollte gewiss keinen Ärger mit ihm. Ich hab schon genug Ärger gehabt. Also sagte ich, na gut, ich würde mich mit ihm treffen, aber worum es denn ginge. Das würde ich dann schon sehen, wenn es so weit sei, hat er geantwortet, ich müsse nur tun, was er mir sage.«
    »Hm-hm. Was hat er noch gesagt?«
    »Nichts weiter. Moment – stimmt gar nicht! Er meinte, er wolle einer gewissen Person eins auswischen und ihn fertigmachen, und wenn ich dabei nicht mitziehen wolle, würde es mir noch leidtun.«
    Blair seufzte und lehnte sich zurück. So habe er sich das auch gedacht, meinte er.
    »Diese harten Jungs«, fügte er verächtlich hinzu. »Nur Muskeln, kein Verstand. Na ja, diese kleine Nummer bricht ihm das Genick. Seine Handlanger und er werden von der Schule fliegen; meinetwegen könnte es sie noch härter treffen, wenn es das Gesetz erlauben würde.«
    »Ich hoffe, ich habe nichts Falsches gemacht«, erklärte ich

Weitere Kostenlose Bücher