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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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noch mal in deine Wohnung gehen würden, auch nicht in unsere. Aber Steve und ich kennen da noch ein anderes Plätzchen …«
    »Ein Motel an der Connecticut-Schnellstraße, Al. Du weißt schon, welches ich meine. Alles ist erlaubt, und keiner stellt Fragen.«
    »Dann lasst uns ein Datum ausmachen«, meinte ich.
    Das taten wir.
    Die Mittagspause ging zu Ende, und wir trennten uns mit verschwörerischem Grinsen und freundschaftlichen Worten. Dann ging ich aufs Klo und stieß auf Doozy.
    »Alles klar, Mann?«, fragte ich. »Zwei Uhr?«
    »Alles klar«, antwortete er zögernd, denn meine Idee gefiel ihm noch immer nicht. »Fühl mich aber noch ’n bisschen mulmig. Was, wenn der alte Sack nicht herkommt?«
    Ich antwortete, Velie würde um zehn vor zwei aufs Klo kommen, plus/minus eine Minute. Ich hätte ihn beobachtet, und er sei zuverlässig wie ein Uhrwerk.
    »Ja, aber schau mal«, wandte er ein. »Was, wenn noch jemand hier ist? Der könnte ihm ein Alibi verschaffen, und dann hängen wir alle in der Scheiße.«
    »Hier wird keiner sein«, entgegnete ich. »Die kennen Velies Gewohnheiten doch auch, die platzen nicht einfach rein, wenn er hier ist.«
    »Überleg doch mal«, sagte ich. Wenn der Direktor dabei ist, kann doch keiner rauchen oder sich auch nur vernünftig erleichtern.«
    »Ja, aber …«
    »Außerdem müssen wir gar nicht weiter rumrätseln«, fuhr ich fort. »Komm einfach ein paar Minuten vor zwei her und schau nach. Wenn noch jemand anders hier ist, lassen wir es bleiben.«
    Doozy grübelte darüber nach und runzelte die Stirn, meinte aber schließlich, dann wäre ja alles geklärt – schätze er.
    »Würd mir nur wünschen, die anderen hätten mehr Mumm, aber …«
    »Wir beide haben genug Mumm für alle. Außerdem müssen sie ja nur unsere Version bestätigen und sich irgendwann beim Lehrer entschuldigen, sie müssten mal aufs Klo. Sie brauchen ja nicht wirklich hier aufkreuzen.«
    »Ja«, sagte er und nickte. »Wir haben genug Mumm, um die Sache durchzuziehen.«
    »Die brauchen sich keine Sorgen machen«, sagte ich. »Du marschierst – die Jungs im Schlepptau – um zwei Uhr in Velies Büro und wirfst ihm vor, dass, na, du weißt schon. Er wird mich natürlich aus dem Unterricht rufen lassen, ich werde sagen, dass ich zu viel Angst gehabt hätte, darüber zu sprechen, aber ja, du würdest die Wahrheit sagen. Und das ist dann Velies Ende.«
    Wieder nickte Doozy und drehte sich zur Tür um. »Schätze, ich geh lieber wieder in den Unterricht. Kommst du?«
    »Wenn du weg bist«, antwortete ich. »Wir dürfen nicht zusammen gesehen werden.«
    »Dann kommst du aber zu spät.«
    »Sie werden es verkraften«, meinte ich. »Schließlich bin ich ein Musterschüler.«
    Ich trödelte auf dem Klo herum und rauchte eine Zigarette. Als ich sicher sein konnte, dass Doozy weg war und keine Gefahr bestand, ihm über den Weg zu laufen, ging ich nach Hause.
    Ich trank einen doppelten Wodka, dann goss ich mir noch einen zweiten ein, trug ihn hinüber ins Wohnzimmer und setzte mich. Der zweite Drink diente als Reserve. Für den Augenblick der Wahrheit oder Unwahrheit oder was auch immer. Ein zusätzlicher Anschub, der mir über den Berg helfen sollte, der direkt vor mir lag.
    Ich schlug die Daily News auf, die ich mir gekauft hatte, und blätterte darin herum. Erst ohne großes Interesse, nur um die Zeit totzuschlagen, die noch vor mir lag. Auch wenn von der schon etwas verstrichen war, als ich mir einen Schmorbraten aufgesetzt und Gemüse geschält hatte. Aber …
    Ich hörte auf, wahllos herumzublättern, und las.
    Es handelte sich um eine dieser Storys, die die News manchmal druckt, wenn noch Platz frei ist und ihr der Sinn nach etwas Unterhaltsamem steht. Eine ungeheuer derbe Geschichte von einem recht pikanten Ereignis, so erzählt, dass niemand sich beschweren konnte – aber jeder den Sinn verstand.
    Im Kern – und unter Auslassung aller Einzelheiten und Umstände – ging es um fünf schwarze Homosexuelle. Hysterisch erzählten sie unverständliche und einander widersprechende Geschichten, weshalb der Grund für den Zustand, in dem sie ins Bellevue Hospital eingeliefert worden waren, nicht abschließend geklärt werden konnte. Doch jeder von ihnen hatte ein Stück Besenstiel im After stecken, dessen Öffnung dann mit Siegelwachs verschlossen worden war.
    Chirurgen hatten die Fremdkörper entfernt, und die fünf Opfer erholten sich nun; sie hatten offenbar körperlich keinen Schaden durch den groben Angriff auf

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