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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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Regung, und er schlug sie noch einmal.
    »Vielleicht erzählen Sie uns ja noch ein letztes Mal, was Sie sehen, bevor Sie sterben«, sagte Bedard. Sie roch seine Angst und die Aggression, die von ihm ausging.
    Sherry hörte, wie der Hahn seiner Pistole gespannt wurde, und im nächsten Augenblick krachte eine mächtige Explosion an ihrem rechten Ohr. Die knienden Frauen schrien auf. Sie betete, dass keine sich rührte oder wegzulaufen versuchte.
    Bedard packte sie und warf sie mit dem Gesicht voran auf den Toten. Sie spürte seine Gürtelschnalle in der Magengrube, die schweren Reißverschlüsse und das Schulterhalfter. Ihr Gesicht lag an seiner Brust, ihr rechter Arm über seinem Schlüsselbein. Es war feucht und warm über dem Einschussloch der Kugel, die ihn ins Herz getroffen hatte. Sie spürte, wie ihre Unterhose das Blut von der Wunde in der Hüfte aufsaugte, die man ihm draußen zugefügt hatte.
    »Nimm seine Hand, du Miststück«, knurrte Bedard drohend. Er spannte erneut den Hahn seiner Pistole.
    Sherry nahm die rechte Hand des toten Mannes in ihre linke, während sie auf ihm lag. Er fühlte sich so warm und menschlich an ...
    ... und da ist ein Lichtblitz und dann Hände, die ihn packen, sie sieht ein Licht im Dschungel, den Eingang zu einem Tunnel; ein Mann zur Rechten hält eine alte Kalaschnikow in den Händen, der Mann zur Linken hat ein Funkgerät; der Tunnel ist von nackten Glühbirnen erleuchtet, die Wände aus Fels und Marmor, in dem sich das Licht spiegelt. Eine Frau, nur mit Büstenhalter und Slip bekleidet. Ein Mann mit einem toten weißen Auge, mit dunkler Hautfarbe, eine automatische Pistole in der rechten Hand; das Gesicht eines Mannes, breit und scharf geschnitten, es ist dunkel bemalt, die Augen sind blassgrün; ein jüngerer Mann mit roten Haaren, eine Landkarte, das Glitzern des Mondlichts auf dem schwarzen Meer; die Silhouette einer zerklüfteten Küste. Eine schwarzhaarige Frau in einem Krankenhausbett, sie lächelt und hält ein blutverschmiertes schreiendes Baby im Arm. Türme einer alten Kirche; nackte Füße der fast nackten Frau; seine eigene zitternde Hand vor dem Gesicht; ein Daumennagel, der über den Lehm kratzt. Nichts mehr...
    Sherry überlegte fieberhaft. Was sollte sie Bedard sagen? Er würde sie so oder so alle töten.
    Bedard packte sie am Arm und zog sie auf die Füße hoch. »Wer ist da draußen?«, schnauzte er und setzte ihr die Pistole an den Kopf.
    Ein Handy klingelte. Bedard zog es aus der Tasche. »Was ist?«, schrie er.
    Es folgte längeres Schweigen, während er zuhörte. Sein Gesichtsausdruck musste beunruhigt gewesen sein, denn einer seiner Männer trat zu ihm. »Kommandant?«, fragte er.
    Bedards Stimme klang irgendwie anders, erschüttert, als er antwortete: »Der Präsident hat alle Polizeikommandanten auf ihre Posten beordert.«
    »Kriegsrecht?«, fragte der Mann.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Bedard. »Préval hat jedenfalls die Flughäfen schließen lassen. Nichts geht mehr rein oder raus.«
    »Was sollen wir tun, Kommandant?«
    »Macht den Hubschrauber startklar. Nein, bring mir zuerst den Sprengzünder.«
    »Und der Sprengingenieur, Kommandant?«
    »Töte ihn. Bring mir nur das verdammte Ding.«
    Von draußen waren plötzlich Schüsse zu hören. Bedard befahl seinen Männern, die Angreifer zurückzuschlagen. Der Schusswechsel ging weiter, dann erschütterte eine mächtige Explosion den Boden.
    Rauch drang in den Keller herein. Und dann brach das Chaos aus. Automatische Waffen wurden abgefeuert, aber nun im Inneren des Gebäudes; Bedards verbleibende Wächter nahmen den Eingang unter Beschuss. Sherry hörte, wie sie einander in Kreolisch zuriefen, doch es schien so, als wären sie bereits weniger, als hätten sie schon Verluste hinnehmen müssen.
    Bedard packte sie grob, schlang den Arm um ihren Hals und drückte mit aller Kraft zu. Sie spürte die Hitze seines Körpers, als er sie in die Richtung drehte, aus der das Gewehrfeuer kam.
    Die Schüsse hörten plötzlich auf.
    »Lass sie los«, rief ein Mann auf Englisch. Sherry drehte überrascht den Kopf herum. Sie spürte, dass sich der Rauch lichtete.
    Bedard zog sie mit sich in die Ecke, seine Männer links und rechts von ihm. »Ich nehme eure blinde Frau mit«, sagte Bedard. »Matteo«, rief er. »Den Zünder!«
    »Lass sie los oder du stirbst«, sagte der Amerikaner ruhig.
    Sherry hörte Laufschritte; jemand kam von hinten und gab Bedard etwas.
    Sie spürte, wie er die Pistole zurück ins Halfter

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