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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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zu Dominik Ehrmanns Mörder?»
    «Nichts, worüber ich mit Ihnen sprechen könnte. Tut mir leid.»
    «Ich verstehe.» Crontalers Ton führte den Inhalt ihrer Worte völlig ad absurdum. «Aber wenn Sie meine Meinung hören wollen: Suchen Sie nach Tina Herbert. Die Frau ist mir nicht geheuer. Sie hat von Anfang an immer nur Unruhe in die Gruppe gebracht. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie Ira zum Selbstmord ermutigt hat, hinter den Kulissen natürlich. Und letztens hat sie tatsächlich selbst behauptet, sie hätte Dominik getroffen, kurz bevor er ermordet wurde. Sie hat ganz bestimmt etwas damit zu tun, Sie werden sehen!»
    Vor zwei Tagen hätte Beatrice über diese wilden Spekulationen noch gegrinst. «Ich behalte Frau Herbert im Auge, ganz bestimmt», sagte sie stattdessen, und sie meinte es ernst.
    «Gut.» Crontaler klang besänftigt. «Ich hoffe, Sie finden den Täter bald. Oder die Täterin.»
    Beatrice bedankte sich und beendete das Gespräch, so rasch sie konnte.
    Natürlich hatte Florin aus dem Gehörten schon seine eigenen Schlüsse gezogen. «Sie würde es nicht zugeben, auch wenn sie es war.»
    «Wahrscheinlich. Im Moment ist das sowieso nachrangig, ich sehe mir das Posting gleich noch mal auf Papier an. Aber weißt du was? Sie hat versucht, Tina Herbert bei mir anzuschwärzen. Originell, nicht?» Auf der Suche nach dem Ordner mit den Facebook-Ausdrucken stieß Beatrice auf eine Packung Vitaminlutschtabletten. Bestens, ihr Immunsystem konnte jede Unterstützung brauchen, die zu kriegen war. Sie steckte zwei gleichzeitig in den Mund und bot auch Florin eine an.
    «Danke. Oh, synthetischer Orangengeschmack. Jetzt weiß ich wieder, warum ich das Zeug versteckt hatte.» Er zog eine Grimasse. «Was suchst du eigentlich?»
    «Den blauen Leitz-Ordner, in dem ich die ausgedruckten Postings abgeheftet hatte.»
    «Den hat Kossar. Er wollte ihn sich borgen, erinnerst du dich nicht mehr? Wollte psychologische Muster ausfindig machen.»
    Genervt schloss Beatrice die Augen. Natürlich. Da konnte sie sich ja einen Wolf suchen. «Weißt du, ob er heute im Haus ist?»
    «Gesehen habe ich ihn noch nicht.»
    Eine Viertelstunde später wusste Beatrice, dass Kossar gerade eine Vorlesung an der Uni hielt. Sie hinterließ ihm eine Nachricht auf der Sprachbox, bat um schnellen Rückruf und darum, dass er die Mappe möglichst noch am Vormittag vorbeibringen sollte.
    Es war kein Rückschlag, sagte sie sich, obwohl es sich so anfühlte. Aber dass Stefan fünf Minuten später mit der nächsten schlechten Nachricht hereinschneite, machte die Sache nicht besser.
    «Die Auskunft des Providers ist da.» Er zuckte die Schultern. «Ich hatte so gehofft, dass wir einen Namen bekommen, aber leider ist Tina Herbert nicht von einem Idioten gehackt worden. Die Verbindung läuft über Datenstick, die Karte ist vertragsfrei und anonym.»
    Wäre ja auch zu schön gewesen, dachte Beatrice.
    Kaum war Stefan wieder weg, stand Bechner in der Tür, seinen vorwurfsvollen Blick auf die Kaffeemaschine gerichtet. Beatrice rührte sich nicht, aber Florin erhob sich mit einem Lächeln, als täte er nichts lieber, als mürrische Kollegen mit Koffein zu versorgen.
    Bechner. Und mich. Sie riss sich zusammen und legte allen Enthusiasmus in ihre Stimme, dessen sie fähig war. «Schön, Sie zu sehen. Gibt es etwas Neues?»
    Er verdrehte die Augen, lehnte sich gegen den Türstock und zog eine Zigarettenschachtel aus seiner Jackentasche, nur um sie sofort wieder zurückzustecken. «Margarete Hartl. Ich habe mit ihr gesprochen.»
    Die Frau an der Tankstelle. Beatrice richtete sich auf. So gewichtig, wie Bechner tat, hatten sie hier vielleicht ihren nächsten Anhaltspunkt.
    «Sie war gar nicht begeistert darüber, dass das Foto im Internet kursiert. Hat mir einen endlosen Vortrag über Datenschutz gehalten, und wir sollen uns gefälligst um die Privatsphäre der Bürger kümmern, bla, bla, bla.»
    Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Bechner gleich zur Sache gekommen wäre.
    Er wartete, bis Florin ihm die volle Kaffeetasse überreichte. «Sie kann sich daran erinnern, von einer jungen Frau beim Tanken geknipst worden zu sein. Sie wusste auch noch, wie die Fotografin ausgesehen hat – schlank, drahtig, dunkles Haar, mit einem Tuch aus der Stirn gehalten. Ziemlich sicher Ira Sagmeister, wenn ihr mich fragt.» Er sah beifallheischend von Florin zu Beatrice und wieder zurück.
    Man konnte ihm den Gefallen ja tun. «Sehr gut», sagte sie und fühlte sich, als ob

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