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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Beatrice bat Bechner, bei Hartl vorbeizufahren und zu überprüfen, ob sie mit der Fotografierten identisch war. «Wenn ja, frag sie, ob sie sich noch an den Tag erinnern kann, ob ihr die Namen unserer Opfer etwas sagen und so weiter. Wenn nein, wüssten wir gerne, wer ihr Auto betankt hat.»
    «Ich liebe es, wenn ihr mich mit Selbstverständlichkeiten aufhaltet», schnappte Bechner. Sein gemurmeltes «Kontrollfreak» wurde zur Hälfte vom Knallen der Tür verschluckt.
    «Versuch doch mal, ihm mehr zuzutrauen», sagte Florin, ohne den Kopf zu heben. Stattdessen schmunzelte er Ehrmanns Obduktionsbericht an, wie passend.
    «Ja. Klar. Hauptsache, du amüsierst dich.» Nun musste sie ebenfalls grinsen. «Ich will doch nur sichergehen, dass er alle Ergebnisse bringt, die wir brauchen. Warum ist er nur immer so empfindlich? Ich bin doch froh, wenn jemand anders meine Arbeit gegencheckt und mir vorab beim Nachdenken hilft.»
    «Oh ja. Besonders, wenn es Hoffmann ist.»
    Sie warf in gespieltem Ärger einen Kugelschreiber nach ihm und verfehlte ihn knapp, aber nur, weil er sich über den Tisch gebeugt hatte, um nach seinem Handy zu greifen. Saties Gnossienne Nr. 1. Anneke.
    «Soll ich rausgehen?» Beatrice war schon halb an der Tür, aber Florin schüttelte den Kopf und drückte das Gespräch weg.
    «Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Privates.»
    «Na dann.» Sie setzte sich und vermied es, ihn anzusehen, weil sie wusste, dass ihr Blick forschend ausfallen würde. Also konzentrierte sie sich auf Facebook, wo natürlich jemand den Artikel als Scan eingestellt hatte. Die dichtende Krankenschwester, Christiane Zach, von der Ribar vermutete, dass sie die Presse informiert hatte.
    Das würde ja passen. Dann hätte sie wie auf Kohlen gewartet, bis das Blatt endlich rauskommt und sie es herumzeigen kann  …
    Sie konnten ihr nicht einmal Vorwürfe machen, niemand hatte Zach bisher ausdrückliche Vorschriften im Umgang mit der Presse gemacht. Wie war das Zitat im Artikel gewesen? Ich traue mich schon fast nicht mehr, mich einzuloggen. Ja, von wegen.
Peter Crontaler Wer von euch hat mit Journalisten gesprochen? Ohne erst Helen und mich zu fragen! Das ist ein grober Vertrauensbruch. Ich hoffe, die Polizei glaubt nicht, dass wir es waren, wir hatten fest versprochen, diskret zu sein.
Phil Anthrop War aber klar, dass irgendwann jemand herumerzählt, was in der Gruppe alles abgeht.
Peter Crontaler Ich möchte wirklich wissen, wer es war und was er oder sie sonst noch ausgeplaudert hat. Wir sind nicht umsonst eine geschlossene Gruppe! Ich bin sehr enttäuscht.
    Daraufhin beteuerten jede Menge Leute, dass sie es nicht gewesen waren. Christiane Zach dagegen hüllte sich in Schweigen, das auf Beatrice ziemlich betreten wirkte – soweit sich das im virtuellen Raum einschätzen ließ. Jedenfalls äußerte sie sich mit keinem weiteren Wort zu dem Artikel.
    «Vielleicht sollten wir sie besuchen, wenn sie so mitteilungsbedürftig ist», schlug Beatrice vor. «Tratschtanten sind meistens gute Beobachterinnen, denn nur so haben sie etwas zu erzählen. Und sie liegen nicht gerne falsch.»
    «Sie haben aber auch kein Problem damit, jedermanns Zeit zu verschwenden», entgegnete Florin. «Ich habe sie nach der Totenmesse für Ira befragt und selten jemanden getroffen, der sich selbst so gern reden hört. Wenn Zach nur den leisesten Verdacht hegen würde, stünde sie schon längst hier auf dem Teppich, um uns mit ihrer Kombinationsgabe zu beeindrucken.»
    Ja. Wahrscheinlich. Trotzdem suchte Beatrice die Adresse der Krankenschwester heraus und erfragte in der Klinik die Abteilung, in der sie arbeitete. Wenn es keine vielversprechenderen Spuren gab, war diese hier besser als nichts.
    Kurz vor Feierabend steckte Drasche sein missmutiges Gesicht zur Tür herein. «Keine Übereinstimmungen in den Fingerabdrucksdatenbanken. Scheint, als wäre der Täter ein unbeschriebenes Blatt. Für mich passt das gut zusammen, wir haben es hier ganz sicher nicht mit einem Profi zu tun.» Drasche gähnte ausgiebig und ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. «Grund zur Freude, eigentlich. Die Laien schnappt ihr doch immer in null Komma nichts.»
    «Sehr witzig, Gerd.» Wieder griff Florin nach seinem Handy und drückte einen weiteren von Annekes Anrufen weg.
    Warum machte das Beatrice nur so nervös? Sie begriff es erst beim Blick auf ihr eigenes Handy. War es denkbar, dass Anneke im Notfall sie anrufen und sie bitten würde, das Telefon an Florin

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