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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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würde behaupten, ich heiße Frank. Als ich das gehört habe, dachte ich sofort, Rajko steckt dahinter», flüsterte er. «Wir hatten erst ein paar Tage vorher Streit gehabt. Er hat so oft gedroht, dass er mich auffliegen lässt. Es ist typisch für ihn gewesen, Dinge auf diese hinterlistige Art zu tun. Jemanden vorzuschicken und nicht selbst in Erscheinung zu treten.»
    «Also haben Sie ihn sich vorgeknöpft.»
    Er schüttelte müde den Kopf. «Das waren Freunde. Alte Freunde.»
    Natürlich begriff sie, was er meinte. Freunde von damals. Sie dachte an die beiden Leichen im Wald, an Gerald und Sarah. Auch das konnte Ribar nur schwer allein erledigt haben. «Ein Killertrupp?»
    Er gab keine Antwort.
    «Jetzt reden Sie schon, bevor er Ihnen noch einmal etwas antut», drängte Beatrice.
    «Momcilo und Zosim waren es», begann er endlich, leise. «Waren mir beide noch etwas schuldig, ich habe ihnen vor drei Jahren ein Alibi beschafft. Also sind sie sofort nach Salzburg gekommen, als ich sie angerufen habe, es war ja eilig. Je weniger Leute das Foto zu sehen bekamen, desto besser.»
    Draußen rumpelte etwas, dann war es wieder ruhig. Blieb ruhig, als wäre niemand mehr da, als hätten sie es aufgegeben. Nur das leise Summen eines Motors im Leerlauf war zu hören, doch das musste aus einiger Entfernung kommen.
    «Sie haben zuerst Rajko ein bisschen in die Mangel genommen», fuhr Ribar fort, «aber der hat geschworen, dass er nichts damit zu tun hat. Sie haben ihm trotzdem eine ordentliche Abreibung verpasst und sich dann auf die Suche nach dem Paar mit dem Foto gemacht. War nicht schwierig, sie sind wieder im gleichen Lokal aufgetaucht, dort hat es ihnen wohl gefallen, und Momcilo hat sich das Bild angesehen und sofort gesagt, er kennt mich. Sie sollen hier warten, er sieht zu, dass ich vorbeikomme.» Ribar leckte sich über die Lippen. «Kann ich einen Schluck Wasser haben?»
    «Gibt’s hier nicht», sagte Nikola, ohne den Kopf zu heben. Es war, als hätte er nur Augen für den schmutzigen Werkstattboden, für die öligen Schrauben und Muttern, die vereinzelt herumlagen. «Weiter.»
    Es war Ribar anzusehen, dass er den nächsten Teil gern ausgelassen hätte, und Beatrice konnte sich vorstellen, warum. Wenn er schilderte, wie Sarah sich über das schnelle Gelingen ihrer Suche gefreut hatte und wie diese Freude kurz darauf in Panik umgekippt sein musste – er konnte froh sein, wenn es dann bei Schlägen blieb.
    «Ich habe ihr nichts getan», sagte er stockend. «Habe nur gefragt, woher das Foto stammt, und das haben sie mir gesagt. Pallauf hat ständig erklärt, dass es keine Absicht war, dass er nur die Festung knipsen wollte … als ob das einen Unterschied gemacht hätte. Das Bild war im Netz, für jeden sichtbar, und jemand hatte mich darauf erkannt.»
    Mit der Schuhspitze schob Nikola Dreck und Schrauben zu einem Häufchen. «Marja», sagte er versonnen. «Erinnerst du dich an sie? Dunkles Haar, sehr hübsch, früher. Sie hat uns andere sofort informiert. Der Panther, hat sie gesagt, ist nicht tot. Er ist alt und fett geworden, aber er ist es, ich weiß es. Und sie hatte recht. Erzähl weiter.»
    In Ribars Mundwinkel hatte sich Spucke zu einer weißen Substanz verdickt, die Fäden zog, wenn er sprach. «Ich dachte die ganze Zeit, das Mädchen lügt.»
    «Sarah. Sie hieß Sarah.»
    «Ja. Entschuldigung. Ich dachte, Sarah lügt. Sie hatte sich etwas Komisches ausgedacht. Dass es mein Sohn sei, der mich suche. Davon ist sie nicht abgegangen. Und sie wollte mir keinesfalls seinen Namen sagen, obwohl …»
    Er unterbrach sich selbst, als er Nikolas verzerrtes Gesicht sah.
    «Ja? Obwohl was? Obwohl ihr sie geschlagen habt? Obwohl sie fast verrückt war vor Angst?»
    «Nein! Nein, das habe ich nicht gemeint.»
    «Sie wurde nicht geschlagen.» Diesmal gelang der autoritäre Ton Beatrice nur zum Teil. «Keine Misshandlungen. Das hätten wir nachgewiesen.» Bewusst vermied sie das Wort Obduktion, um nicht zusätzlich blutige Bilder in Nikolas Kopf entstehen zu lassen.
    «Gut. Aber erwürgt, da sind wir uns einig, nicht?» Er drehte den Schraubenschlüssel in seiner Hand. «Von wem?»
    Kurz schloss Ribar die Augen. «Zosim, denke ich. Er war schon immer ziemlich pragmatisch.»
    Nikola hatte sich lange nicht von der Stelle gerührt, und als er nun mit zwei schnellen Schritten auf Ribar förmlich zusprang, stieß dieser einen überraschten Schrei aus.
    Ein neuerlicher Schlag, fest genug, um den Gefesselten von den Füßen zu

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