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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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weiteren Link stieß sie auf seine Telefonnummer. Wie einfach das war – viel zu einfach! Wenn man es allerdings positiv betrachten wollte, sprach es für einen offenen Charakter. Die Chancen standen also nicht schlecht, dass er auch offen für ein Gespräch sein würde.

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    Kapitel zehn
    I ch war im Club Jackie und habe mit Aschau gesprochen!» Stefan strahlte. Ihm machte es offenbar nichts aus, am Samstagvormittag ins Büro zu kommen. Beneidenswert. Seine Mundwinkel senkten sich erst, als er an Beatrices Miene ablas, dass sie nicht wusste, wovon er sprach.
    «Aschau! Der Barbesitzer. Dem ich die Tonaufnahmen vorspielen sollte.»
    Endlich rasteten die Informationen an den richtigen Stellen ein. «Klar! Entschuldige. Und? Was hat … Aschau gesagt?»
    «Erst war es viel zu laut im Lokal, und er wollte mich nicht in die hinteren Räume lassen.» Wieder grinste Stefan. «Aber dann sind wir in den Hof gegangen, und ich habe ihm die Aufnahme mindestens fünfmal vorgespielt. Am Ende war er ziemlich sicher, dass die Stimme zu Rajko Dulović gehört. Er hat gesagt, diesen jammernden Unterton kennt er von ihm nur zu gut.» Stefan hob die Augenbrauen und legte den Kopf schief. «Außerdem war er ziemlich beunruhigt, dass Dulović offenbar keine Probleme damit hatte, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, und wollte wissen, ob er das schon öfter getan hat.»
    «Danke, Stefan. Tolle Arbeit, wie immer.» Sie kam sich schäbig dabei vor, ihm schon wieder eine Aufgabe aufzubürden, aber es half nichts. Er war nun mal der richtige Mann dafür.
    «Könntest du etwas für mich herausfinden? Ich müsste wissen, wann ein gewisser Boris Ribar sich bei Facebook angemeldet hat und wie lange er schon zur Gruppe ‹Lyrik lebt› gehört. Und mach mir doch bitte auch noch eine Liste von all den Leuten, die sich nach Gerald Pallaufs Tod dort eingeklinkt haben.» Sie richtete ihren Stift auf Stefan, als wolle sie ihn damit piksen. «Außer Tina Herbert natürlich. Für sie lege ich die Hand ins Feuer!»
    Wenn Stefan seinem dahinschwindenden Wochenende nachtrauerte, ließ er es sich nicht anmerken. «Mache ich. Bist du heute den ganzen Tag hier? Oder soll ich dich anrufen?»
    Sie überlegte einen Moment lang. Achim hatte die Kinder abgeholt, sie waren zum Fuschlsee gefahren, der noch warm genug war, um darin zu schwimmen. Vielleicht, hatte Beatrice beim Abschied gesagt. Vielleicht komme ich nach.
    «Nicht den ganzen Tag», antwortete sie. «Aber bis halb zwei oder zwei. Danach schick mir bitte eine SMS.»
    «Gerne.» Stefans lange Gestalt verschwand aus der Tür, aber nur für einen Augenblick, dann steckte er noch einmal den Kopf herein. «Ich bringe dir zu Mittag etwas aus der Cafeteria mit. Thunfischbaguette ist okay?»
    «Ja, absolut. Aber du musst das nicht machen, ich kann auch selbst …»
    Er winkte ab. «Verrat ihm nicht, dass ich es dir gesagt habe, aber ich habe es Florin versprochen. Er sagt, du vergisst immer zu essen, wenn du arbeitest.» Stefan schüttelte in gespieltem Entsetzen den Kopf. «Das könnte mir nie passieren.»

    Die Wiese war fast leer, und die wenigen bunten Handtücher im Grün wirkten wie ein trotziges Aufbäumen gegen die grauen Tage, die vor der Tür standen. Beatrice entdeckte ihre Kinder im See, dort, wo das Floß mit den beiden Sprungbrettern lag. Mina kletterte eben die Leiter hoch, sie trug den hellroten Badeanzug mit den Rüschen am Beinansatz. Achim und Jakob waren nur zwei Köpfe im Wasser, auf die Entfernung kaum zu erkennen.
    Ihre Sachen lagen nicht weit vom Ufer entfernt, die Handtücher sorgsam beschwert, die Hosen und Shirts der Kinder ordentlich zusammengefaltet. Beatrice stellte ihre Tasche daneben und schlüpfte aus Schuhen, Hose und Bluse. Noch hatten die Kinder sie nicht entdeckt, und das war gut so. Sie wickelte sich in ein Badetuch und tauschte ihre Unterwäsche gegen den Bikini, dann näherte sie sich dem See wie einem Duellgegner.
    Den ganzen Sommer über war sie kein einziges Mal schwimmen gegangen, obwohl es immer wieder brütend heiß gewesen war. Sie hatte sich selbst lächerlich gefunden, aber die Angst, ihren Körper von Wasser umschließen zu lassen, eventuell darin unterzugehen, war stärker gewesen als jede Vernunft. Und deshalb war sie heute hier. Der Koordinaten-Fall und sein spektakuläres Finale mussten endlich aufhören, ihr Leben zu beeinträchtigen.
    Ein Schritt in den See hinein. Durchatmen. Das Wasser war kälter, als sie gedacht hatte. Das machte

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