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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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aufbrechen wollen, sondern wäre lieber später von Ezra nach Hause begleitet worden.
    Vielleicht das nächste Mal … oder das Mal danach, sagte sie sich.
    Doch er rief nicht an.
    Nicht am nächsten Tag und auch nicht am Tag danach.
    Möglicherweise hatte sie sich dieses Knistern zwischen ihnen nur eingebildet. Und nachdem schließlich eine ganze Woche ohne ein einziges Lebenszeichen von ihm vergangen war, gab sie die Hoffnung darauf auf.
    Doch es tat weh. Mehr, als sie es je für möglich gehalten hatte.
    Nach nur einem lumpigen Date war es ihm bereits gelungen, die nahezu undurchdringliche Mauer um sie herum, die sie sonst zu ihrem Schutz aufrechterhielt, zu überwinden.
    Vor einem Jahr hatte sie ein lockeres Verhältnis mit jemandem aus der Stadt gehabt – Remy Jennings. Ein paar Monate lang waren sie gelegentlich miteinander ausgegangen. Sie hatte ihn gemocht und im Bett gut mit ihm harmoniert. Doch als das Ganze wieder auseinandergegangen war, hatte es nicht im Geringsten wehgetan.
    Bis über beide Ohren war sie bisher nur auf dem College verknallt gewesen. Sie hatte geglaubt, vielleicht sogar in den Typen verliebt zu sein, und das, obwohl der ihr selbst kein einziges Mal gesagt hatte, dass er sie lieben würde. Nicht ein einziges Mal in sechs Monaten Beziehung.
    Zwei halbernste Beziehungen also. Das war die Summe ihrer Erfahrungen mit Männern – das und ein paar belanglose Verabredungen … Und irgendwie hatte es ein Kerl, den sie exakt zwei Mal getroffen hatte und mit dem sie ein einziges Mal verabredet gewesen war, geschafft, ihre Schutzmechanismen außer Kraft zu setzen.
    Unglaublich.

3
    Wie zum Hohn lag ihre Nummer auch drei Wochen nach der Verabredung noch immer neben seinem Telefon.
    Dabei hätte Ezra den kleinen Zettel längst nicht mehr gebraucht. Er kannte ihre Nummer mittlerweile auswendig.
    Ein Dutzend Mal war er knapp davor gewesen, sie anzurufen.
    Und hatte es sich in letzter Minute anders überlegt. Schließlich war er nach Ash gekommen, um einen klaren Kopf zu kriegen und um herauszufinden, was er in Zukunft anstellen sollte.
    Ein einmaliges, harmloses Date sollte dem doch nicht im Weg stehen, oder?
    Doch als Lena sich nach diesem einen innigen, feurigen Kuss von ihm gelöst hatte, hätte Ezra sie am liebsten wieder an sich herangezogen – nah. Ganz nah. Noch immer konnte er sie förmlich schmecken und ihr Lachen hören, so präsent war die Erinnerung an sie.
    Und all dies zusammengenommen, löste weit mehr als nur das harmlose Gefühl der Zuneigung in ihm aus.
    Angesichts des Chaos in seinem Kopf war jedoch nichts zuträglich, das über harmlos hinausging. Keine Nacht verging, ohne dass ihn Albträume quälten. Nur allzu oft schreckte er mit einem Schrei aus dem Schlaf hoch und rechnete damit, dass ihm warmes, glitschiges Blut an den Händen klebte. Ezra kroch sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch – eine Zweierkiste war zurzeit folglich das Letzte, was er gebrauchen konnte.
    Vor allem nach seiner letzten Beziehung …
    Also rief er sie nicht an …
    … warf ihre Nummer jedoch auch nicht weg.
    Womöglich wollte er sich damit einfach nur selbst bestrafen.
    Oder aber die Erinnerung an sie wachhalten.
    Möglicherweise war es auch eine Mischung aus beidem. Er wusste es nicht.
    Vielleicht brachte er es auch einfach nicht über sich, den Zettel wegzuwerfen.
    »Wen kümmert’s schon, dass er nicht angerufen hat?«, brummelte Lena vor sich hin, nachdem sie ihren Anrufbeantworter abgehört hatte.
    Sie lehnte am Tresen in ihrer Küche und trank aus einer Wasserflasche.
    Puck tat es ihr gleich und schlabberte durstig aus seinem Napf, den sie ihm kurz zuvor aufgefüllt hatte. Gerade waren beide von einem ihrer Spaziergänge querfeldein zurückgekommen. Eigentlich hatte Lena erst den Pfad durch den Wald nehmen wollen, aber Puck hatte sich geweigert.
    In letzter Zeit sträubte er sich immer wieder, auch wenn sie ihn meistens doch noch überzeugen konnte.
    Doch an diesem Tag? An diesem Tag hatte er sich einfach wieder hingesetzt und sich nicht mehr vom Fleck gerührt.
    Statt also im kühlen Schatten der Bäume spazieren zu gehen, waren sie bei knalliger Septembersonne durch die Felder gelaufen, sodass Lena schließlich verschwitzt und mit äußerst schlechter Laune wieder zu Hause ankam. Und das Letzte, worüber sie sich nun freute, waren Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter, die in ihr die Hoffnung weckten, Ezra könnte sich gemeldet haben.
    Doch Fehlanzeige. Zwei Nachrichten stammten von Roz aus dem

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