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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Inn , eine war von einer anderen Freundin, aber keine von dem Mann, der sie vor drei Wochen beinahe um den Verstand geküsst hatte.
    Grummelig drückte sie noch einmal auf die Wiedergabetaste und hörte sich pflichtbewusst Roz’ Nachrichten an. Es gab Lieferprobleme bei einigen der Zutaten, die sie für das Menü an diesem Abend brauchte. Sie würde also umdisponieren müssen. Alles klar. Und dann hatte Roz wieder einmal eine Hochzeit eingestielt, und die Braut verlangte ein bestimmtes Gericht, das Roz später während der Arbeit mit Lena besprechen wollte.
    Lena löschte die Mitteilungen und verließ die Küche. Sie brauchte nun dringend eine Dusche. Ihr war heiß, sie war verschwitzt, und wenn sie fertig sein wollte, bis Carter sie abholen kam, konnte sie nicht ewig in der Küche stehen bleiben und darüber nachgrübeln, warum Ezra King sich nicht bei ihr gemeldet hatte.
    Wen kümmerte das schon?
    Sie hatten eine einzige Verabredung gehabt.
    Und dann einen absolut wunderbaren Kuss.
    Das war nicht besonders viel.
    Was sollte es also schon groß bedeuten, dass sie seitdem mehrmals von ihm geträumt hatte?
    Was hatten ein paar Träume überhaupt zu bedeuten? Ein paar extrem heiße, erregende, eindrückliche Träume?
    Träume.
    Verflucht, Ezra hasste diese Träume. Sie wollten einfach nicht aufhören. Er hätte sie in Schnaps ertränken oder sie mit Medikamenten betäuben können.
    Doch stattdessen hatte er beschlossen, mit ihnen zu leben. Vielleicht würde er es sich allerdings auch noch einmal anders überlegen … vorausgesetzt, er überlebte diese Nacht. Denn der Traum drohte ihn förmlich zu ersticken.
    Er befand sich wieder in dieser Gasse. In jener Gasse, in der er herausgefunden hatte, dass seine Partnerin Mac Stover korrupt war.
    Seine Partnerin, seine Freundin … seine Geliebte.
    Alle hatten gewusst, dass an irgendeiner Stelle ein bestechlicher Cop sitzen musste, und das ganze Jahr über versucht, einen landesweiten Diebesring hochgehen zu lassen. Doch jedes Mal, wenn sie kurz vor dem Erfolg gestanden hatten, war irgendetwas schiefgelaufen. Da musste ein anderer Bulle dahinterstecken – das hatte Ezra sein Bauchgefühl gesagt.
    Er hätte jedoch nie vermutet, dass sie es sein könnte. Hätte nie und nimmer Mac verdächtigt …
    »Wir müssen damit aufhören. Früher oder später fliegen wir auf.«
    Ezra verbarg sich im Schatten und lauschte. Es war furchtbar dunkel. Eigentlich hätte er doch etwas sehen müssen, oder? Irgendetwas. Zumindest erkennen. Zum Beispiel diese Stimme, die ihm irgendwie vertraut vorkam.
    Wer war das?
    Wer war diese Frau?
    »Es läuft doch gerade wie geschmiert. Noch eine große Lieferung, Mac. Dann sind wir durch. Nur noch eine Nummer.«
    Ein leiser, müder Seufzer war zu hören, dann ein heiseres Lachen. »Klar, nur noch eine – von wegen. Weißt du was? Ich hab die Schnauze gestrichen voll. Noch eine Nummer, dann bin ich raus. Nur noch eine einzige. Und das war’s dann.«
    Eine ganze Flut von Erinnerungen schoss durch seinen Kopf. Er und seine Partnerin, Seite an Seite, auf unzähligen Straßen unterwegs.
    »Komm schon, Mac. Nur noch einmal. Das kriegen wir hin.«
    »So ein Quatsch, nur noch einmal. Wer’s glaubt, wird selig, Süßer! Noch einmal, und dann spendierst du mir ein Abendessen.«
    Mac. Es war eindeutig Mac.
    Raus … bloß raus hier! Ach was, scheiß drauf! Bring sie lieber zur Vernunft … Mac … verfluchter Mist …
    Nein.
    Hau ab! Auf der Stelle!
    Doch es war, als könnte er die Beine nicht mehr bewegen. Verdammt! Als wären sie aus Blei. Und auch sein Hirn wollte nicht mehr so recht funktionieren. Mac … seine Partnerin. Seine beste Freundin. Seine Geliebte … Wie oft hatte er diese Frau im Arm gehalten? Wie viele Nächte hatten sie wach gelegen und sich miteinander unterhalten?
    Mac … seine Partnerin.
    Beste Freundin.
    Geliebte.
    Mörderin.
    Denk nach, Mann, du musst nachdenken … Du musst abhauen …
    Während seine kleine Welt in sich zusammenbrach, während Stimmen durch die Nacht gellten, konnte er nur noch eines denken.
    Raus hier …
    Ezra zwang sich, aus dem Albtraum aufzuwachen. Sein Atem ging stoßweise, ein Schrei blieb ihm im Halse stecken.
    Er wollte sich mit den Händen übers Gesicht reiben, hatte jedoch Angst, dass sie mit Blut überzogen waren, mit Macs Blut.
    »Licht«, murmelte er. »Ich brauche Licht, verdammt noch mal.« Er tastete nach der Lampe auf seinem Nachttisch, bis er sie erwischt hatte; dann schwang er die Beine über die

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