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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer
Autoren: Unbekannter Autor
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man das Unmögliche ausschaltet und der Rest immer noch nicht plausibel ist, dann ist das immer noch besser als nichts, und man sollte darauf setzen.«
    »Na gut, aber Sherlock war ein klügerer Kopf als ich.«
    Nach einigem Schweigen fragte sie: »Wann schicken sie - Angie nach Hause?« Bei dem Wort Angie stockte sie.
    Eine schmerzliche Frage. »Sobald die Todesursache eindeutig festgestellt worden ist.«
    »Das dauert aber ganz schon lange.«
    »Es ist auch schwierig, wenn man nicht weiß -was es gewesen sein kann.«
    Mary drehte sich um und schaute ihn mit ihren kristallklaren, hellen Augen an. »Das heißt ja letztendlich nichts anderes als: >Wenn man es wüßte, wüßte man es.<«
    Jury lächelte. »Ja, klingt ganz so. Aber es ist dreimal so schwer wegen der anderen beiden Frauen, deren Tod damit in Zusammenhang stehen kann. Haben sich die drei in England getroffen? Möglich ist es. Haben die drei vielleicht zusammen zu Abend gegessen? Kann es sein, daß sie etwas zu sich genommen haben, das sich bei jeder verschieden ausgewirkt hat? Es kann auch ein Unfall gewesen sein.« Bei zwei von ihnen vielleicht, Frances Hamilton war aber schon im Januar gestorben.
    »Und sie können alle ermordet worden sein.« Mary warf einen flachen Stein auf einen Kaktus.
    »Das zu beweisen ist sogar noch schwieriger. Und es dauert alles so lange, weil es drei verschiedene Ermittlungen sind.«
    Sie nahm wieder einen flachen Stein. »Ich habe aber noch nicht herausgefunden, warum sie auch die Engländerinnen töten wollte.«
    Vielleicht versuchte Mary ja, mit ihrer Trauer fertig zu werden, indem sie Dolly Schell verdächtigte. Wütend zu sein ist leichter - angesichts einer Zukunft, die von einer Sozialarbeiterin gemanagt wird. Die Tatsache, daß Dolly Schell nun ihre einzige Verwandte war, mußte ihr besonders schmerzlich bewußtmachen, wie klein ihre Familie nun war.
    Sie kratzte mit einem Stock in der Erde. »Sie fliegen ab, was?« sagte sie traurig.
    »In ein paar Stunden.«
    »Kommen Sie wieder?«
    »Wir sehen uns wieder.«
    »Woher wollen Sie das denn wissen?«
    »Ich weiß es.«
    Als sie Seite an Seite dort saßen und in die gottverlassene Landschaft schauten, verlor Jury jedes Zeitgefühl, so daß er sich schon fragte, wie lange sie da gesessen hatten, als er ein kurzes deutliches Bellen hörte, das zu einem so verzweifelten Heulen anstieg, daß ihm die Haare im Nacken zu Berge standen.
    »Sunny?«
    Mary Dark Hope nickte. »Nehm ich an.«
    »Das klingt aber eigentlich nicht wie ein deutscher Schäferhund.«
    Einen Moment schwieg sie. Dann sagte sie: »Ich habe ja auch nie gesagt, daß er nur ein deutscher Schäferhund ist.«
42
    Nach sieben Stunden ohne Schlaf sah Jury zu, daß er mit dem ersten Schub Fluggäste des British-Airways-Fluges Terminal 3 erreichte. An den Paßkontrollen dort würden die Reisenden ohne EC-Paß ihr blaues Wunder erleben. In Heathrow herrschte das übliche Chaos, Verspätungen, festsitzende Passagiere, schreiende Kinder und Warteschlangen, in denen die Leute so nervös dreinschauten, als sei ihr Flug das Wichtigste auf der Welt und - gestrichen.
    Die Maschine war um sechs Uhr morgens gelandet; nun war es sechs Uhr vierzig, und Jury wollte nur noch nach Islington, Plant anrufen, Macalvie anrufen und dann ins Bett fallen. Aber zuerst mußte er sein Versprechen einlösen.
    Er sah sie hinter der Kasse auf dem Hocker sitzen und zum Terminal starren. Was muß das für ein entsetzlich langweiliger Job sein, dachte er, als er sich durch einen Schwarm japanischer Touristen boxte und kein Fünkchen schuldig fühlte, weil er zweimal so groß war wie sie. Die Dolmetscherin zog schon ein Gesicht, als ob sie fürchterlich genervt sei.
    Endlich war er an der Theke. »Hallo, Des«, sagte er und setzte seine Reisetasche ab.
    Wer weiß, wo sie gerade mit ihren Gedanken gewesen war, sie sah ihn ausdruckslos an und fuhr dann vor Freude auf. »Sie sind's!«
    »Ja, ich. Zurück aus dem Höllenrachen der Nikotinsucht. Aber immer, wenn ich im Nichtraucherbereich gesessen habe, war ich die Selbstgerechtigkeit in Person. Fünf Tage und keine einzige Zigarette. Ich hatte immer das Gefühl, ich überleb's nicht.«
    »Mir ging's genauso. Aber ich habe durchgehalten. Wenn ich auch immer nur ans Rauchen gedacht habe. Und dann muß ich auch noch an diesem Stand arbeiten und seh die dämlichen Dinger die ganze Zeit vor mir.«
    Wie auf das Stichwort hin erschien ein Kunde und zwang sie erneut, die dämlichen Dinger anzuschauen. Er
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