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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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er ein Ende hat?«
41/I
    Erst als Jury sich am nächsten Morgen die Zähne putzte, merkte er, daß Benny Betts ihn ausgetrickst hatte. Den Kopf über das Waschbecken gebeugt, lachte er so laut, daß er sich beinahe an Tom's-of-Maine-Natural-Zahnpasta verschluckte. Benny hatte die Frage nach seiner Beziehung zu Angela Hope nicht beantwortet.
    Du Hornochse, sagte er zu seinem Spiegelbild. Dann nibbelte er sich mit einem Handtuch das Gesicht trocken und beschloß, einen Spaziergang zu machen.
    Irgend etwas hatte ihn in der Morgendämmerung geweckt, und er war aufgestanden und hatte sich angezogen. Nun ging er durch das schlafende Hotel zu den Aufzügen und fuhr aufs Dach. Er wollte die Sonne aufgehen sehen. Sie stieg aus den Sangre de Cristos hoch, zuerst als Licht, dann als Farbe, blaß und schimmernd wie gehämmertes Gold, dann rosa, blau - so schön, daß es wirklich aussah, als vollbringe ein Kameramann Wunder mit seiner Kamera. Klar, daß die Filmleute Santa Fe liebten. Schnee auf den Bergen, in den Klüften der Gebirgsausläufer, bis hin zur Wüste. Eine Londoner Morgendämmerung war es nicht.
    Wie kommen Sie darauf, daß er ein Ende hat? Die Erinnerung an Benny Betts' Worte war aus irgendeinem Grunde tröstlich.
    Er wanderte über die Plaza, alle Läden hatten noch zu, und trank das Licht. Es besaß eine beinahe spröde Klarheit. Wenn nur der Verstand von einem solchen Licht erleuchtet würde. Vielleicht war das bei jemandem wie Nils Anders der Fall. Jury war enttäuscht, daß er mit leeren Händen nach Exeter zurückkehren mußte. Aber er hatte Macalvie jeden Tag einen Bericht, gefaxt, aufgeschrieben, wen er getroffen und was derjenige gesagt hatte, und zwar so detailliert, wie es seine Erinnerung erlaubte. Unre-digiert, ohne Kommentare. Die konnten warten. Sollte Macalvie an seinen eigenen Theorien basteln. Er war sogar noch einen Tag länger geblieben, obwohl er lieber heute als morgen nach Stratford gefahren wäre. Das verdammte Fax von Plant. Sie ist gefunden! Wo denn?
    Mit der Wut im Bauch fühlte er sich nun aber etwas weniger machtlos. (Das wenigstens erreichte man, wenn man anderen die Schuld für die eigenen Probleme in die Schuhe schob.) Dabei hatte er keinerlei Grund, auf Melrose Plant wütend zu sein, denn immerhin hatte der sie - im Unterschied zur Polizei in Stratford - gefunden.
    Jury überquerte pfeifend den Paseo de Peralta und gestand sich ein, daß er schlicht und ergreifend eifersüchtig war.
    Sie ist gefunden! Aber nicht von ihm.
41/II
    In dem kleinen Einkaufszentrum erloschen die Gaslaternen, und die Lampen in Schell's Pharmacy gingen an. Noch hing das Schild »Geschlossen« an der Glastür. Jury wartete. Aber Dolly Schell sah ihn erst, als sie den großen Schlüsselbund und das Schild umdrehte. Sie riß Mund und Augen sperrangelweit auf.
    »Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte Jury und öffnete die Tür.
    Dolly drehte das Schild wieder um und lächelte. »Es lag nur daran, daß es noch so früh ist. Kommen Sie herein.«
    »Ich bin schon beim ersten Dämmerschein aufgestanden, weil ich den Sonnenaufgang sehen wollte. Toll!« sagte er, als er ihr durch den Laden folgte.
    »Sieht beinahe künstlich aus, zu schön, um wahr zu sein.« Sie blieb stehen, um ein paar Plastikflaschen mit irgendwelchem Zeugs zurechtzurücken, und ging dann durch den Gang weiter. Jury lief hinter ihr her und sah die vielen Haarpflegeprodukte. O ihr Götter, nach dem Ganzen hier zu urteilen, konnte eine Frau einen halben Tag mit Haarewaschen verbringen. Er nahm einen Schaumfestiger und verspürte den kindlichen Wunsch, mit dem weißen Schnee etwas quer über das Schaufenster zu schreiben. Er stellte ihn zu der großen Familie der Schaumfestiger zurück - wie viele Marken existierten davon? - und betrachtete einen weißen Plastiktiegel mit »Formgel«. Was zum
    Teufel war das? Ob es das auch in London gab, und ob Fiona es besaß? Einerlei, gebrauchen konnte sie es ja immer. Als er am Make-up-Regal vorbeikam, dachte er an Carole-anne. Das war Eulen nach Athen tragen, also nein. Er hatte Carole-anne sowieso schon Ohrringe gekauft, ein silbernes Kojotengehänge.
    Am Ende des Gangs gab es noch mehr Kojoten, manche aus Stoff, manche als Aufziehspielzeug aus Blech. Jury hob einen hoch, um zu sehen, wie schwer er war. Dann trug er seine Käufe zu Dolly Schell.
    »Die hätte ich gern. Geschenke.« Er lächelte, als sie sie ihm aus der Hand nahm. »Und bitte ein paar Dramamin. Auf dem Flug von New York ist

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