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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer
Autoren: Unbekannter Autor
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mir ein wenig übel geworden.«
    »Das sagen viele Leute. Es hat etwas mit den Luftmassen über den Bergen zu tun.« Sie nahm die Tabletten von dem Regal hinter sich und legte sie in eine Tüte. Als sie auf die Tasten der altmodischen Registrierkasse drückte, sprang die Schublade heraus. »Fliegen Sie wieder nach Hause?« Er nickte, sie zog die Stirn in Falten und sah enttäuscht aus. »Wann geht Ihr Flugzeug?«
    »Heute nachmittag. Gegen drei. Das heißt nach New York. Auf den Flug nach London muß ich - ach, ich weiß nicht, bei der Zeitdifferenz bestimmt ein paar Stunden warten. Diese dämlichen Flüge gehen ja immer mitten in der Nacht.«
    Dolly gab ihm sein Wechselgeld und fragte: »Haben Sie, was Sie wollten? Ich meine, über Angela?«
    »Nein. Vielleicht gibt's ja auch gar nichts.« Er zuck-te mit den Schultern. »Allem Anschein nach kann sich niemand, wirklich niemand von den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, vorstellen, daß ihr jemand Böses wollte.«
    Dolly Shell schaute zu ihm hoch, ein ironisches Lächeln spielte um ihren Mund. »Außer mir?«
    Jury dachte einen Moment nach. »Haben Sie sie wirklich so gehaßt, daß Sie sie hätten umbringen können?«
    Nun wurde Dolly still. »Ein eindeutiges Nein kann ich dazu nicht sagen.«
    Das war schlau, hörte er Marys Stimme. »Was ist mit Mary?«
    »Mit Mary? Wie, was ist mit ihr?«
    »Sie arbeitet doch manchmal für Sie.«
    »Sie fährt die Medikamente aus, wenn die Leute sie geliefert haben möchten.« Sie legte die Hand auf einen kleinen Stoß weißer Umschläge, der neben der Kasse lag. »Die hier hätten gestern nachmittag rausgemußt. Aber sie ist nicht gekommen. Ziemlich ärgerlich. Ich muß mir wahrscheinlich jemand anderen suchen. Mary ist nicht die Zuverlässigste.«
    »Machen Sie ihr keine Vorwürfe, sondern mir. Ich war bei ihr zu Hause und habe mit der Haushälterin gesprochen. Als Mary kam, haben wir uns auch noch ein wenig unterhalten. Abends habe ich mit Dr. Anders gegessen.«
    Dollys Miene entspannte sich.
    »Nils mag sie sehr«, sagte Jury gedankenlos, während er seine Käufe an sich nahm.
    »Angela? Ja, wahrscheinlich.«
    »Nein, Mary. Ich bezweifle, daß er Angela wirklich so sehr mochte.« Zu spät, die Worte zurückzunehmen. Er hatte - wenn auch in aller Unschuld - geredet, ohne erst zu denken.
    Sie schaute ihn neugierig an. »Mary?«
    »Ich meinte nur .« Jury wußte nicht, mit welcher Antwort er sich über diesen Fauxpas hinwegmogeln konnte.
    Aber sie lächelte. »Mag Nils überhaupt irgend jemanden?«
    Woraufhin Jury stotterte: »Wir haben uns sehr nett unterhalten. Ich habe viel dabei gelernt.«
    Wieder bedachte sie ihn mit einem ironischen Lächeln.
41/III
    »Dahin, wo der Pfeffer wächst!« hatte Rosella geschimpft, als sie im Casita der Hopes auf ein Fenster nach Westen zeigte. »Jedesmal, wenn ich ihnen den Rücken zukehre, gehen sie und ihr verdammter Kojote dort hinaus.«
    Nun erblickte Jury sie, wo der Pfeffer wuchs. Er war vielleicht zehn Minuten gelaufen, als er aus einem kleinen Kaktuswäldchen trat und Mary Dark Hope ungefähr dreißig Meter entfernt auf einem Felsen sitzen sah. Sunny war nirgendwo in Sicht.
    Sie hatte die Beine angezogen und das Kinn auf die Knie gelegt. Sie drehte sich zu Jury um. »Hallo.«
    Sie schob sich das Haar mit einer Geste aus dem Gesicht, die bei einer Frau kokett gewirkt hätte. Sie aber wollte das Gesicht frei haben und damit basta. »Wie haben Sie das hier gefunden?«
    »Hier?« Er lächelte. »Ich bin Rosellas Wegbeschreibung gefolgt.«
    »Echt? Ich hätte nicht gedacht, daß sie wußte, wo ich bin.«
    Jury setzte sich neben sie auf den Felsen, der oben vom Wetter und vielen Sitzen glatt war. »Weiß sie auch nicht. Nur, in welche Richtung du normalerweise läufst.« Jury schaute zu den purpurfarbenen Bergen in der Ferne, der Himmel war klar und stahlblau. »Gehst du oft hierher?«
    »Ja, ich schaue mir gern den Sonnenuntergang an.«
    Er nickte. Dann sagte er: »Ich habe noch einmal mit Dolly Schell gesprochen.« Er schaute sie an. »Nach der Bemerkung, die du gestern abend gemacht hast.«
    »Hm, hm.«
    »Du meintest, es sei schlau von ihr gewesen, etwas zuzugeben, das ich sowieso herausgefunden hätte.«
    Eine Antwort erübrigte sich, sie starrte weiter geradeaus.
    »Es ist alles so wenig plausibel. Selbst wenn sie es geschafft hätte, Angela zu ermorden, wie sind dann die beiden britischen Touristinnen in die Sache hineingeraten?«
    »Sherlock Holmes.«
    »Was?«
    »Er meinte, wenn
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