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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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niedergelassen hatte. Kleid zu, Nägel lackiert, hatte sie den Anforderungen der Schönheitspflege Genüge getan, als handle es sich um eine tägliche Pflicht wie Abwaschen, das sie fürs erste erledigt hatte. Nun konnte sie wieder nur Carole-anne sein, die hochhackigen Pumps abstreifen, sich ausstrecken und die Nase in eine Zeitschrift stecken.
    Er stand auf, ging zum Fenster und sah zu, wie der Regen über die Glasscheiben strömte. Trotz des niederschmetternden kleinen Vortrags, den Dr. Sloa-ne Macalvie gehalten hatte, hätte Jury jetzt gern geraucht. Wo zum Teufel war Plant? Sollte er es noch einmal bei Ruthven versuchen? Bei Lasko? Beide hatte er schon ein halbes dutzendmal belästigt. Er drehte sich um und fing an, hin und her zu laufen. Gott, ein Königreich für eine Zigarette! Dann dachte er an Des, die der Versuchung nicht erlegen war, obwohl sie sie umzingelte. Aber lobte ihn jemand dafür, daß er die verdammten Dinger aufgegeben hatte? Nein. Er blieb stehen und fragte betont provokativ: »Ist Ihnen an mir was aufgefallen?«
    Carole-anne ließ den Kopf nach hinten hängen, um Jury einmal anders zu betrachten, ihr rotgoldenes Haar ergoß sich auf den Teppich. »An Ihnen? Nein.« Abgehakt. Sie legte den Kopf wieder auf die Lehne des Polstersofas und las weiter. Jury durfte sich nicht ändern.
    Darüber mußte er zunächst ein wenig lächeln, doch dann wurde er wieder ärgerlich. Weder gratulierte man ihm, noch hatte man Mitgefühl. Carole-anne gehörte leider zu den nicht süchtigen Rauchern. Wie konnte sie es wagen, heute zu rauchen und dann tage-, ja wochenlang nicht? »Also, wo gehen Sie heute noch hin?«
    »Den Nine-One-Nine. Stone und ich.«
    Der Nine-One-Nine war Stan Keelers Club. Er war immer proppenvoll, nur hier konnte man Stan Keeler bewundern. Jury schaute Carole-anne bitterböse an -was sie natürlich nicht merkte. Er war sich nicht sicher, ob er diese Geschichte guthieß. Guthieß? Wieso maßte er sich an, Carole-annes Herrenbekanntschaften gutzuheißen oder zu mißbilligen? Er wollte gerade etwas sagen, da hörte er ein Klopfen an der Tür. Das Pochen.
    Den Blick immer noch auf dem Modeheft, sagte Carole-anne: »Das ist Stone.«
    Jury schaute von der Tür zu der dahingegossenen Carole-anne, die es keineswegs eilig hatte, aufzustehen.
    Sie blätterte eine Seite in der Illustrierten um und sagte: »Und, lassen Sie ihn jetzt rein?«
    »Ich soll ihn reinlassen? Sind wir jetzt schon soweit? Ich soll den Türsteher für einen Hund mimen?«
    Sie sagte nur: »Er ist zu früh.«
    Jury verdrehte die Augen und riß die Tür auf. Dort saß Stone. »Du bist zu früh«, sagte Jury. Stone war sich nicht zu schade, Jury freundlich mit dem Schwanz zuzuwedeln. »Kannst trotzdem reinkommen.«
    Stone trat ein, blieb stehen, schnüffelte an Jury, nahm dann Platz und schaute Carole-anne an.
    »Vor neun gehen wir nicht. Es ist erst Viertel vor.«
    Stone legte sich hin, schlug die Pfoten übereinander und ließ den Kopf darauf sinken.
    Jury stöhnte und zog mißmutig das Telefon heran.
    Da erwachte Carole-annes Interesse. Sie riß den Blick von der Zeitschrift los und schaute Jury an. »Wollen Sie schon wieder telefonieren?« Sie runzelte die Stirn.
    Er schaute sich demonstrativ in seiner Wohnung um und sagte: »Ja, ich glaube, daß dies mein Zuhause ist. Richtig. Ich bin sogar sicher. Und dieses ist mein ureigenes Telefon.« Er tätschelte es zärtlich.
    »Ha, ha«, sagte Carole-anne und widmete sich wieder ihrer Lektüre. »Darf man nicht mal mehr fragen? Was sind wir heute wieder grantig.« Dann schaute sie auf ihre klitzekleine Armbanduhr, schwang die Beine herum und tastete mit den Zehen nach ihren Pumps. »Bin in einer Sekunde zurück. Hab mein Parfüm vergessen. Bleib hier, Stone, und munter den alten Miesepeter auf.«
    Jury knurrte nur, als sie ging. Stone begab sich zu
    Jurys Sessel und ließ sich dort nieder. Seine Art, den alten Miesepeter aufzumuntern, dachte Jury, während er die Nummer in Stratford wählte. Noch ein Anruf bei Lasko konnte nicht schaden. Lasko wohnte ja praktisch im Büro.
    Offenbar schadete es aber doch, denn Lasko stieß einen großen Seufzer aus, als er Jurys Stimme hörte. »Nichts, Richard. Ich habe absolut nichts gehört.«
    Jury beugte sich vor, langte nach unten und kraulte Stone hinter den Ohren. »Hören Sie, Sam, das paßt doch alles nicht zusammen. Warum schickt er mir das dämliche Fax und verschwindet dann?«
    Stone bellte leise vor sich hin und streckte sich unter Jurys

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