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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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stöhnend.
    »Noch leben Sie«, sagte Virgil. Es war noch mehr Pflaster nötig, um die Verletzungen fest zu verbinden. »Das wird jetzt wehtun«, sagte Virgil. »Ich muss Sie über die Straße bringen und ein Stück den Graben entlang, damit wir Sie hier rauskriegen.«
    »Tun Sie’s.«
    Virgil machte sich bereit, packte Pirellis Schutzweste am Ausschnitt, richtete sich auf und rief Stryker etwas zu. »Zehn Sekunden«, sagte dieser und verschwand im Graben. Dann gab Stryker ein Handzeichen, brüllte: »Lauf!«, und Virgil lief, Pirelli hinter sich her ziehend, über die Straße. Sechs Meter von seiner vorherigen Position entfernt war Stryker wieder aufgetaucht und schoss ein weiteres Magazin leer.
    Pirelli gab keinen Ton von sich, als sie auf der anderen Seite im Wasser landeten. Virgil ruhte sich keine Sekunde aus, sondern zog ihn den Graben entlang durch den Matsch bis zu dem demolierten DEA-Truck. Auch auf diesen hundert Metern, für die sie fünf Minuten brauchten, gab Pirelli keinen einzigen Ton von sich. Sie erreichten den Truck. »Es wird Sie jemand holen kommen«, sagte Virgil, nach Luft schnappend.
    »Das Haus ist verschanzt worden. Wir haben das nicht gewusst, aber es muss verschanzt worden sein«, sagte Pirelli. Sein Gesicht war kreidebleich, seine Augen glasig vom Schock, doch er sprach klar und deutlich.
    »Sieht so aus«, erwiderte Virgil.
     
    In diesem Moment gab es im Haus eine Explosion. Keine sehr große, aber groß genug. Dann noch eine. Ein DEA-Agent setzte einen Granatwerfer ein und beschoss das Haus mit hochexplosiven Granaten und anschließend offenbar mit Tränengas. Und von dem Hügel dahinter, im Nordosten, wo Virgil und Stryker während ihrer Erkundungstour herumgekrochen waren, war ein einzelner, unverkennbarer Knall zu hören. Virgil hatte zwar noch nie mit einem geschossen, doch er vermutete, dass es sich um ein Gewehr Kaliber.50 handelte. Die DEA-Leute wollten das Haus in Schutt und Asche legen.
    »Bleiben Sie ganz ruhig liegen, ich bin gleich zurück«, sagte Virgil und schlich wieder durch den Graben. Franks lag ausgestreckt vor dem ersten DEA-Truck; er war offensichtlich tot. Zwei Agenten in Schutzkleidung hockten hinter dem Truck, ein dritter lag am Boden. Stryker war immer noch im Graben und gab vereinzelte Schüsse auf das Haus ab. Er schien nicht mehr viel Munition zu haben.
    Einer der Agenten, die in den ersten Autos gesessen hatten, kauerte hinter einem der Trucks auf der Straße, dessen vier Reifen zerschossen waren.
    »Was ist mit den Männern hinter dem Truck?«, rief Virgil.
    Der Agent brüllte zurück: »Harmon ist tot. Franks hat ihm direkt in den Kopf geschossen. Die beiden anderen sind verwundet, aber nicht allzu schlimm. Der Rest ist okay. Wie sieht’s bei Ihnen aus?«
    »Ganz gut. Wir haben noch vier heile Reifen. Ich setz rückwärts hier raus, wenn Sie dafür sorgen, dass der Mann am Granatwerfer noch ein paar Dinger abfeuert. Pirelli ist ziemlich schwer verletzt. Ich muss ihn ins Krankenhaus bringen.«
    »Sobald Sie den Wagen gestartet haben, sag ich ihm, er soll loslegen. Fahren Sie wie der Teufel.«
    Virgil kletterte in den Fußraum des Explorer. Die Scheiben auf der Beifahrerseite waren zerschossen, überall lag Glas auf den Sitzen, und der Wagen hatte ein paar Löcher abgekriegt, aber die Reifen waren noch in Ordnung, und niemand hatte auf den Motor geschossen und dabei möglicherweise die Elektronik beschädigt.
    Der Truck sprang sofort an. »Ich bin bereit«, brüllte er durch die kaputten Fenster, und zwei Sekunden später hörte er den ersten Granateinschlag. Er setzte mit dem Wagen im Graben zurück, wurde etwas schneller, weil er fürchtete, er würde im nassen Boden stecken bleiben; dann wieder eine Granate und der Knall von dem Fünfzig-Kaliber und noch eine Granate. Nun riskierte er, sich aufzusetzen, blickte über die Schulter, beschleunigte hinauf auf die Straße und stieß zurück in den Schutz des beschädigten DEA-Trucks.
    Pirelli war noch im Graben, hatte sich aber mittlerweile halb aufgerichtet. Virgil lief zu ihm. »Wie spät ist es?«, fragte ihn Pirelli.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Virgil und packte Pirelli an seiner Schutzweste. »Halten Sie bloß durch«, sagte er, zog ihn über die Straße zum Ford, hievte ihn hinten durch die Hecktür und legte ihn flach auf den Rücken. Dann stieg er in den Truck, setzte noch zweihundert Meter zurück und hörte, wie Feurs Haus nach wie vor mit Granaten beschossen wurde, riskierte es, kurz anzuhalten,

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