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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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wendete durch den Graben und war auf und davon. »Wie spät ist es?«, rief Pirelli. »Wie spät ist es?«
    »Zeit zu verschwinden«, rief Virgil zurück, und das schien Pirelli zu genügen, denn darauf sagte er nichts mehr.
     
    Im Rückspiegel sah er, dass von Feurs Haus Rauch aufstieg - vielleicht Tränengas? -, aber keine Flammen; dann war er hinter der Anhöhe und fuhr auf die Interstate. Er rief gar nicht erst im Krankenhaus an - zum Telefonieren fuhr er eh zu schnell -, und wenn die dort halbwegs was im Kopf hatten, würden sie nach zwei eingelieferten verletzten Agenten mit weiteren rechnen. Eine Meile vor der Ausfahrt sah er einen Truck mit einer zertrümmerten Scheibe, der wie ein DEA-Fahrzeug aussah, zurückkommen. Der Mann, der die beiden Agenten ins Krankenhaus gebracht hatte, war offenbar auf dem Rückweg.
    Acht Minuten bis zur Ausfahrt Bluestem, raus und nach links, in rasendem Tempo den Hügel hinauf, dann rechts zum Krankenhaus und endlich der große Pfeil, der auf die Unfallstation wies. Davor standen drei Polizeiwagen, die Deputys beobachteten ihn und verzogen beim Quietschen der Reifen die Gesichter, dann war er auch schon aus dem Wagen und rief: »Wir haben noch einen Verletzten, Pirelli. Wir brauchen dringend eine Rollbahre …«
    Das Krankenhaus hatte nur einen Chirurgen, wie Virgil erfuhr, ein weiterer war von Worthington unterwegs. Der Arzt, der sich abwechselnd um die beiden verletzten DEA-Agenten kümmerte, warf einen Blick auf Pirelli, sagte zu einer Krankenschwester: »Säubern Sie seine Verletzungen«, und war wieder weg.
    Die Schwestern nahmen Pirelli mit. Als Virgil wieder herauskam, sagte einer der Deputys zu ihm: »Ein paar von uns sind auf dem Weg zu Feur. Und der Typ von der DEA ist auch zurückgefahren.«
    »Hat der Arzt was über die beiden anderen Männer gesagt?«
    »Sie sind beide schwer verletzt. Bei einem steht’s auf der Kippe, dem anderen geht es etwas besser.« Der Deputy war blass und wirkte besorgt. »Ich muss dorthin …«
    »Sie müssen hierbleiben«, sagte Virgil. »Alles koordinieren. Sagen Sie Ihren Leuten über Funk, sie sollen vorsichtig sein, wenn sie näher kommen. Dort herrscht nämlich Krieg. Wenn sie sich dem Gelände mehr als zweihundert Meter nähern, könnten sie zusammengeschossen werden. Sie sollten sich besser zurückhalten, die Farm weiträumig abriegeln und sie von den DEA-Leuten demolieren lassen. Sie sollten die Straßen blockieren und niemanden rein- oder rauslassen. Und besonders nach Leuten Ausschau halten, die zu Fuß unterwegs sind.«
    »Mach ich«, sagte der Deputy.
    Dann saß Virgil auch schon wieder in seinem Truck und fuhr los. Auf halber Strecke rief ihn ein Agent namens Gomez an. »Wir haben Kontakt zu Feur. Er ist immer noch im Haus. Er will nicht mit uns reden, er hat gesagt, Sie sollen ihn anrufen.«
    »Ich bin in drei bis vier Minuten da. Wenn Sie ihn so lange hinhalten können, könnten Sie mithören.«
     
    Die Deputys hatten gleich hinter der Ausfahrt der Interstate eine Straßensperre errichtet. Virgil fuhr durch, wendete vierhundert Meter weiter, setzte bis zu dem demolierten DEA-Truck zurück und stellte seinen Wagen dort ab. Mit dem M16 von dem DEA-Agenten und zwei Magazinen bewaffnet, schlich er durch den Straßengraben zurück.
     
    Das Haus war nur noch eine Ruine. Die erste Etage war verschwunden; ein Teil davon war ins Innere des Hauses gestürzt, der Rest auf den Hof. Virgil, der alle paar Meter kurz den Kopf rausstreckte, sah olivgrüne Sandsäcke, wie man sie gegen Hochwasser verwendete.
    Die hatten sich tatsächlich verschanzt, dachte Virgil, doch die Wucht der Granaten hatte das Haus zerstört.
    Während er durch den Graben kroch, fiel ihm auf, dass nicht mehr geschossen wurde. Es war überhaupt sehr still. Allerdings lag ein starker Benzingeruch in der Luft. Fünf zerschossene Trucks, aus denen Benzin sickerte, und aus einem quoll Rauch.
    Stryker lag nicht mehr im Graben. Er hatte die Straße überquert und hockte hinter einem der Trucks. Virgil hörte, wie eine Granate im Haus einschlug, machte ein paar Sätze über die Straße und duckte sich neben Stryker.
    Einer der Agenten kam zu ihnen herübergerannt. Er sagte nur: »Sind Sie bereit? Das ist für Sie.« Er hielt ein Telefon in der Hand, drückte die Wähltaste und reichte es Virgil.
    »Was ist?«, meldete sich Feur.
    »Hier ist Virgil Flowers«, sagte Virgil. »Wollen Sie rauskommen?«
    Feur lachte. »Wohl eher nicht. Ich möchte Sie allerdings was fragen:

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