Blinder Hass
Warum, zum Teufel, haben Sie angefangen zu schießen? Sie hätten doch einfach an die Tür klopfen können. Ein paar Jahre Knast hätte ich schon verkraftet. Aber Sie haben angefangen zu schießen, und jetzt haben wir mehrere tote Cops. Ich will aber nicht im Todestrakt sitzen und auf die Spritze warten.«
»O Mann«, sagte Virgil. »Das war wegen Franks’ verdammter Hunde. Wir haben nicht auf Sie geschossen. Die Hunde sind auf einen Agenten losgegangen und haben an ihm rumgeknabbert. Da hat jemand auf den Hund geschossen, und daraufhin hat jemand aus dem Haus zurückgeschossen.«
»Das Ganze hier ist wegen der Hunde passiert?« Feur hörte sich allerdings gar nicht überrascht an.
»Nun ja, nicht nur. Wenn Sie nicht tonnenweise Meth produziert hätten, wenn Sie sich nicht im Haus verschanzt hätten, wenn Sie nicht zurückgeschossen hätten … Waren Sie das oder Trevor oder noch jemand anders?«
»Trevor«, sagte Feur. »Dieser dumme Idiot. War immer zu wild auf Waffen. Jetzt hat er dafür gezahlt, er ist nämlich tot. Es sind nur noch zwei von uns übrig, John und ich. Wir sind beide verletzt und überlegen uns, was wir tun sollen.«
»Sie werden nicht noch mehr Cops mit in den Tod nehmen«, sagte Virgil. »Die DEA plant bereits, einen Panzer von der Nationalgarde kommen zu lassen. Der wird das Haus wie eine Dampfwalze plattmachen.«
»Rufen Sie mich in zwei Minuten zurück«, sagte Feur nach kurzem Schweigen. »John ist verletzt, ich muss hören, was er machen will.«
Virgil drückte die Ende-Taste. Er hatte das Telefon so gehalten, dass der Agent mithören konnte. »Das ist gut«, sagte der Agent. »Wenn er redet, wird er aufgeben. Was ist denn mit unseren Leuten?«
»Einer ist echt übel dran, der andere wird vielleicht sterben. Aber noch leben sie und werden beide im Krankenhaus behandelt. Pirelli hat einen Haufen Löcher abbekommen, aber ich glaube nicht, dass er stirbt. Und was ist mit den anderen?«
»Wir haben noch zwei ins Krankenhaus gebracht; sieht nicht gut aus, aber auch nicht ganz schlimm.« Der Agent nickte und biss sich auf die Lippe. »Warum hat Franks nur diese Hunde losgelassen?«, fragte er.
»Weil er verrückt war«, sagte Virgil. »Das ist ein ganzes Haus voller Verrückter.«
Er sah auf das Telefon und drückte auf Wahlwiederholung. Feur meldete sich. »Wir geben auf«, sagte er. »Aber wir können hier nicht raus. Wir sind ringsum zugeschüttet. Wir werden nicht schießen, aber Sie müssen uns rausholen.«
»Wo sind Sie?«
»Mitten im Haus, im Parterre, die ganze erste Etage ist auf uns runtergekommen. Ich sehe nirgendwo Lücken, nur jede Menge Gerümpel. Und John hat starke Schmerzen.«
Virgil hörte einen zweiten Mann im Hintergrund reden, konnte aber nicht verstehen, was er sagte. »Das wird eine Weile dauern«, sagte Virgil. »Aber Sie sollten auf gar keinen Fall Widerstand leisten, Reverend. Das wird Ihnen nicht helfen, die Jungs hier sind nämlich stinksauer. Und wenn die eine Brandgranate da reinwerfen, kriegen Sie schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die Hölle.«
»Wir geben auf«, sagte Feur. »Wir geben auf.«
»Nur für den Fall, dass was passiert, Sie wissen schon«, sagte Virgil. »Warum haben Sie eigentlich die Gleasons und die Schmidts umgebracht?«
»Ich lüge nicht auf die Bibel, Virgil«, sagte Feur. »Damit hatte ich nichts zu tun. Und sehen Sie, es würde doch eh nichts ändern, wenn ich jetzt rauskäme und es zugäbe. Nicht bei all diesen toten Cops hier auf dem Hof. Aber ich hatte nichts damit zu tun.«
Die Agenten gingen es langsam an. Sie richteten auf dem Dachboden der Scheune einen Beobachtungsposten ein, dann näherten sie sich dem Haus, trugen ein paar Sandsäcke zusammen und bauten einen Schutzwall, von dem aus man direkt auf die Ruine schaute.
Der Agent namens Gomez hatte das Kommando übernommen. »Wir brauchen ein paar Ketten, vielleicht auch einen Radlader«, sagte ein anderer Agent zu ihm. »Wir müssen große Teile bewegen.«
Gomez nickte. »Besorgen Sie einen. Am besten gleich zwei. Lassen Sie sie herbringen.«
Ein weiterer Schutzwall aus Sandsäcken wurde vor der gegenüberliegenden Ecke des Hauses errichtet. Während ein Agent dort stand und seine Waffe auf die Trümmer richtete, näherten sich Virgil und Gomez dem Haus, um es sich genauer anzusehen. Links von ihnen hatte einer der Agenten Decken über den toten DEA-Mann und über Franks geworfen.
Aus dem zertrümmerten Haus stank es nach rohem Holz, Staub,
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