Blinder Hass
am Hang drei Baumgruppen und darunter noch eine, und da endet die Linie.«
»Die könnten schon draußen sein«, sagte Virgil.
»Schnappt euch eure Waffen. Schnell. Und dann nichts wie los«, befahl Gomez seinen Männern.
Acht von ihnen bewegten sich in einer langen Gefechtslinie den Hang hinauf, während die beiden noch funktionstüchtigen Trucks des Nordteams sechs weitere Agenten auf einem Umweg nach Süden brachten, um das Gelände dort abzuriegeln. Die DEA-Agenten operierten wie gut ausgebildete Infanteriesoldaten. Sie legten die letzten hundert Meter auf Händen und Knien zurück, wobei immer nur jeweils zwei zur gleichen Zeit vorrückten. Über Funk dirigierte Gomez das Nordteam, und sie zogen die Schlinge am Ende der grünen Linie immer enger.
Als sie dort ankamen, stießen sie auf eine Senke, wo einst der Schrottplatz der Farm gewesen war. Dort lagen zwei verrostete Autokarosserien aus den vierziger und fünfziger Jahren, verrottete landwirtschaftliche Geräte und eine uralte Waschmaschine.
Einer der Agenten legte einen Finger an die Lippen und gestikulierte hektisch. Auf der Böschung der Senke, die dem Farmhaus am nächsten war, lag passenderweise ein Stück Wellblech, so wie man es in Silos verwendete. Der Agent ging vorsichtig darauf zu, lauschte, sah unter das Blech, dann legte er wieder den Finger an die Lippen und machte kehrt.
»Das ist es«, flüsterte er Gomez zu. Der bedeutete seinen Leuten, sich zurückzuziehen. Sie bewegten sich rückwärts und bildeten einen lockeren Kreis, während sich Gomez mit seinem Funkgerät ebenfalls zurückzog. Nach fünfzig Metern blieb er stehen, schaltete das Funkgerät wieder an und instruierte die wartenden Agenten, die ihm per Headset zuhörten.
Das musste ja eine furchtbare Kriecherei sein, dachte Virgil, als er zum Farmhaus blickte. Ein Schacht, der so eng war, dass man gerade mit Schultern und Hüften hindurchpasste und sich mit den Zehen vorwärtsdrücken musste, schlechte Luft … Alles, was viel breiter als einen halben Meter war, hätte eine wahnsinnige Buddelei bedeutet. Und so breit war der Streifen ja auch nicht.
Sie warteten eine Stunde, dann begannen sie, in Schichten Posten zu beziehen. Von dem Zeitpunkt, als sie Franks gestellt hatten, bis zu dem Moment, in dem das Haus in die Luft flog, war kaum mehr als eine Stunde vergangen. Die Bedeutung des grünen Streifens war ihnen eine halbe Stunde später klar geworden. Zwei Stunden danach behielten vier DEA-Männer zusammen mit Stryker das Wellblech im Auge, während Gomez wieder beim Haus war und zwei Agenten zusah, die vorsichtig den Keller erkundeten.
Dann erhielt Gomez einen Funkspruch. »Sie hören sie kommen.«
Er und Virgil liefen den Hügel hinauf, zwei Agenten folgten ihnen. Als sie näher kamen, stand ein Agent unweit des Schachtausgangs auf und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, leise zu sein.
Die Wache haltenden Agenten, die im Halbkreis hinter Felsbrocken und kleinen Erhebungen auf dem Bauch gelegen hatten, näherten sich nun wieder dem Wellblech. Der Agent, der die Aktion leitete, wies Gomez und Virgil auf eine rote Felsnase hin. Sie hockten sich dort hin und spähten durch das dichte Gras. Gomez zog seine Pistole. »Ganz ruhig«, flüsterte Virgil.
Stryker hockte sich neben sie. »Wir konnten sie sprechen hören«, sagte er flüsternd. »Muss wirklich eng sein da drinnen.«
Sie warteten noch zwanzig Minuten. Der befehlshabende Agent sagte in dieser Zeit einmal über Funk zu Gomez: »Nur Geduld, sie sind gleich da«, und Gomez gab das an Virgil und Stryker weiter.
Dann bewegte sich das Wellblech, und der Kopf und die Schultern eines Mannes tauchten auf. Er zog eine lange Waffe heraus, die ebenfalls wie ein M16 aussah, und kniete sich einen Augenblick hin, um zu verschnaufen. Dann drehte er sich um, kroch die kurze Böschung hinauf, aus der er gerade aufgetaucht war, warf einen Blick zum Haus, rutschte den Abhang wieder hinunter, hob das Wellblech hoch und sagte etwas. Daraufhin kam Feur zum Vorschein, richtete sich auf und schaute sich nach Luft schnappend um.
Die beiden redeten einige Sekunden miteinander, dann deutete Feur auf den Hügel. Beide standen geduckt da, die Waffen locker nach unten gerichtet in den Händen. »Keine Bewegung!«, brüllte der befehlshabende Agent. »DEA. Heben Sie die Hände über den Kopf.«
Beide Männer erstarrten, dann rief Feur: »Virgil?«
»Es passiert Ihnen nichts, George, lassen Sie einfach die Waffen fallen«, rief Virgil
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