Blinder Hass
Verschluss von einem Kanister ab, schnupperte daran und sagte: »Benzin.« Er hielt den Kanister schräg in die Sonne, um besser hineinsehen zu können, dann ging er an den Rand des Hofs und kippte das Benzin vorsichtig auf die Erde. Etwa vier Liter liefen aus, dann fiel ein Glasgefäß heraus, dann noch eins. Gomez drehte den Kanister immer weiter, bis alle draußen waren, zwölf hohe Gefäße, die vielleicht mal Gewürze enthalten hatten und jetzt mit Pulver gefüllt waren.
»Es ist also wahr«, sagte er. Und an einen der Agenten gewandt: »Was erzähle ich nur Harmons Frau?«
Der Agent schüttelte den Kopf und sagte nach einigem Zögern: »Dass wir die Arschlöcher getötet haben, die es getan haben.«
Die Agenten kippten die übrigen Kanister aus, die ebenfalls alle Glasbehälter enthielten. Im Schuppen fanden sie fünf weitere Kanister, auch voller Glasbehälter. Feur und seine Freunde hatten pro Ladung immer zwanzig bis dreißig Pfund Meth befördert. »Und das haben sie schon seit Jahren gemacht«, sagte Gomez.
Sie sahen sich in der Scheune um und schlugen die Türen der beiden alten Nissenhütten ein, fanden aber nichts mehr. Dann warfen sie noch einen Blick ins Haus. Das Innere war nur noch ein einziger Trümmerhaufen, und das Feuer wurde immer stärker.
»Die Feuerwehr ist unterwegs«, sagte einer der Agenten. »Nicht dass mich das interessieren würde.«
Der Hubschrauber drehte ab und flog davon, und in der Stille nach dem unerträglichen Dröhnen waren nur noch die Geräusche der Insekten und Vögel zu hören. Virgil, Stryker und Gomez stiegen auf den Dachboden der Scheune, um das Haus von oben zu betrachten. Erstaunlich, dachte Virgil, was Gas anrichten kann.
Sie standen immer noch dort, als der Feuerwehrwagen kam. Der Feuerwehrmann sprühte drei bis vier Minuten lang Schaum auf das Feuer, dann war es erloschen.
»Wir müssen vor die Öffentlichkeit treten«, sagte Gomez. »Pressekonferenz in Bluestem, die hatten wir mehr oder weniger für heute Abend angesetzt. Bis dahin haben wir aber noch einiges zu tun.«
»Rufen Sie Pirelli an. Als ich ihn zuletzt gesehen hab, hat er noch geredet, vielleicht …«
Gomez nahm sein Handy und drückte eine Taste. Keine Antwort.
Stryker kam zu ihnen und sagte: »Stellen Sie das Telefon aus.«
»Was?«
»Stellen Sie das Telefon aus. Kommt mit, seht euch das an.« Er führte sie zurück zur Außentür des Dachbodens und schaute hinunter.
»Feur war ein gemeines, widerwärtiges Arschloch«, sagte Stryker. »Warum sollte der Selbstmord begehen? Der hätte doch seinen Auftritt vor Gericht haben wollen, wenn wir ihn erwischt hätten.«
Gomez breitete verständnislos die Arme aus. »Was?«
Stryker zeigte auf den Hügel. »Dieses Satellitenfoto, das Sie im Motel hatten. Einem Ihrer Leute war da ein merkwürdiger Streifen aufgefallen, der auf das Haus zuläuft, und er hat uns gefragt, ob da ein Graben wär, durch den wir uns runterschleichen könnten. Virgil und ich wussten es nicht. Aber als wir hier waren und um die Scheune herumgegangen sind, müssen wir direkt darübergelaufen sein, und ich hab nichts davon bemerkt. Mir ist nichts aufgefallen. Man kann das offenbar nur von oben erkennen. Von hier.«
»Ja?« Virgil blickte den Hügel hinauf, sah aber immer noch nicht viel.
»Dieser Steifen da, wo das Gras grüner ist«, sagte Stryker und zeigte nach rechts unten. »Seht ihr das? So was entsteht, wenn man gräbt. Frisches Gras. Es ist eine schnurgerade Linie. Für mich sieht das so aus, als hätte jemand da in der Erde einen Kanal verlegt.«
»Was?« Gomez hatte die Augen weit aufgerissen. »Diese schmale Linie?«
»Man braucht sich nur ein dickes Rohr zu besorgen, einen Bagger zu mieten und es gerade den Hügel hinauf bis in dieses Unterholz dort zu verlegen. Wenn einen die Cops dann im Haus erwischen, geht man in den Keller runter, zündet eine Kerze an, dreht den Gashahn auf und versiegelt den Schacht. Dazu reicht ein ganz normaler Kanaldeckel, den man mit Klebeband oder Schaum abdichtet. Dann kriecht man durch den Schacht und schrammt sich dabei ein bisschen die Knie auf … Mir geht nicht aus dem Kopf, dass er nicht rangegangen ist, als Virgil das letzte Mal angerufen hat.«
»Dreckskerl«, sagte Gomez. Während sie vom Dachboden hinunterstiegen, sprach Gomez in sein Funkgerät. Ein halbes Dutzend Agenten kam angelaufen.
»Die Linie läuft direkt in dieses Unterholz dort hinein«, sagte Stryker und zeigte auf den Hügel. »Es gibt höher
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