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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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der Hoffnung, dort etwas Nützliches zu lernen. Und selbst wenn das nicht der Fall war, würde er zumindest ein paarmal die Woche nackte Frauen zu sehen kriegen.
    Seine Gedanken schweiften von dem Nikon-Handbuch zu Joan Carson. Daraus könnte etwas werden, und sei es auch nur für kurze Zeit.
    Er steigerte sich gerade ein wenig in die Vorstellung hinein, als er Garber am Ende der Straße um die Ecke kommen sah. Sie trug eine schwarze Hose und eine weiße Bluse mit rundem Kragen und hatte eine Segeltuchtasche über ihre Schulter geworfen. Mit ihren kurzen dunklen Haaren und den schmalen Schultern sah sie nicht gerade wie eine Orgien-Queen aus.
    »Verdammt«, murmelte Virgil laut vor sich hin, »wie sieht eine Orgien-Queen denn überhaupt aus?«
     
    Garber betrachtete ihn, während sie die Straße entlangkam. Er stellte die Kamera vor dem Beifahrersitz auf den Boden und stieg aus dem Wagen, um sich ihr vorzustellen. »Miz Garber? Mein Name ist Virgil Flowers. Ich bin Ermittler beim Staatskriminalamt von Minnesota. Ich muss kurz mit Ihnen reden.«
    Sie blieb mitten auf dem Gehweg stehen. »Worüber?«
    »Über Bill Judd. Sie haben vermutlich gehört, dass er vor zwei Tagen bei einem Feuer ums Leben gekommen ist.«
    »Das hab ich gehört«, sagte sie.
    »Wir glauben, dass er ermordet wurde«, erklärte Virgil. »Und aufgrund von zwei weiteren Morden …«
    »Den Gleasons.«
    »Ja. Deswegen fragen wir uns so allmählich, ob die Ursache für das Ganze nicht irgendwo in Judds Vergangenheit liegen könnte«, sagte Virgil. »Es handelt sich jeweils um ältere Leute, deshalb hören wir uns bei alten Freunden von Judd um.«
    Sie sah ihn einen Moment durchdringend mit skeptischen Augen an. »Woher haben Sie meinen Namen?«, fragte sie dann.
    »Von Margaret Laymon. Sie hat gesagt, ich könnte mich auf sie berufen.«
    Garber lächelte unglücklich, dann sagte sie: »Na schön, Sie sollten wohl besser reinkommen. Möchten Sie einen Kaffee? Ich hab allerdings nur Neskaffee.«
    Virgil lehnte ab. »Ich hab gerade im Auto einen großen Becher getrunken. Wenn ich vielleicht mal Ihr Badezimmer benutzen dürfte …«
     
    Alter Coptrick, dachte Virgil, als er im Badezimmer stand. Er musste eigentlich gar nicht so dringend, aber wenn jemand einen erst mal auf seine Toilette gelassen hatte, dann würde er, oder in dem Fall sie, auch mit einem reden.
     
    Sie saßen im Wohnzimmer, das von leinenfarbenen Gardinen leicht verdunkelt wurde, Virgil auf dem Sofa, Garber in einem Sessel gegenüber dem Fernseher. Sie sah ihn von der Seite an und sagte: »Wenn Margaret Sie geschickt hat, dann wissen Sie wohl Bescheid darüber, wie wir es mit Bill getrieben haben.«
    »Ja, sie ist ziemlich ins Detail gegangen«, sagte Virgil. »Das notier ich mir allerdings nicht - die Details, meine ich. Ich möchte niemandem wehtun, aber ich muss wissen, ob damals irgendetwas passiert ist, das nach so langer Zeit solche Folgen haben könnte. Gewalttätigkeiten, sexuelle Aktivitäten, Erpressung, Geld, Machtspiele … irgendetwas, das jahrelang in Vergessenheit geraten war und plötzlich auftauchen könnte. Es müsste allerdings etwas Schwerwiegendes sein und etwas, das sowohl Judd als auch die Gleasons betrifft.«
    »Wie viele Namen hat sie Ihnen genannt?«, fragte Garber.
    »Nur Ihren, sie hat allerdings gesagt, sie wüsste noch einen. Den wollte sie mir aber nicht geben, denn sie meinte, wenn ich da Fragen stelle, könnte ich eine Ehe zerstören.«
    »Und das haben Sie einfach so hingenommen?«, fragte sie.
    »Nun ja, leider ist es uns noch nicht erlaubt, Zeugen zu foltern«, erwiderte Virgil.
    Sie nickte. »Hören Sie«, sagte sie, »wenn ich aus der Schule komme, trinke ich normalerweise keinen Kaffee. Dann trinke ich meistens ein Glas Wein. Mögen Sie auch eins? Ich weiß, dass Sie im Dienst sind …«
    »Ach, was soll’s«, sagte Virgil. »Ich trinke ein Glas mit.«
    Garber ging in die Küche und klapperte dort einen Moment lang herum, dann kam sie mit zwei Weingläsern und einer halbvollen Flasche Sauvignon Blanc zurück. Sie zog den Gummistopfen heraus, schenkte Virgil ein Glas ein und kippte den Rest der Flasche in ihr eigenes Glas.
    »Ich kann mir nur eine Sache vorstellen«, sagte Garber dann. »Nachdem seine Frau gestorben war, hat Bill angefangen, mit allen möglichen Frauen aus der Gegend zu schlafen. Es gab allerdings Gerüchte, dass er bereits, als sie noch lebte, häufiger nach Minneapolis gefahren sei, um dort käuflichen Sex zu haben.«
    »Und

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