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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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weiteren Flasche Sauvignon Blanc zurück und schenkte sich noch ein Glas ein.
    »Jetzt hab ich eine Frage an Sie«, sagte Garber. »Was sollte denn damals so Schlimmes passiert sein, selbst wenn man sich das Allerschlimmste vorstellt, dass es Barry veranlassen könnte, hierher zurückzukommen, um Leute umzubringen? Und noch etwas: Wie sollte Barry überhaupt in der Stadt herumkommen, ohne gesehen zu werden? Hunderte von Leuten kennen ihn vom Sehen, und wenn er zurückgekommen wäre, würden alle darüber reden. Er müsste sich schon unsichtbar machen können, um so etwas zu tun.«
    Virgil nickte. »Da haben Sie recht. Doch die Sache ist die, dass wir eigentlich gar nicht wissen, um was es gehen könnte. Mal angenommen, er und Judd hätten etwas wirklich Schlimmes getan, zum Beispiel jemanden umgebracht …«
    »Aber Bill wäre ohnehin bald gestorben. Hatte vermutlich nur noch wenige Wochen zu leben. Warum sollte jemand so lange warten und dann zurückkommen und ihn töten?« Sie schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, für mich hört sich das nicht so an, als hätte da jemand groß was vertuschen wollen. Für mich hört sich das nach Rache an. Und zwar Rache von jemandem, an den man gar nicht denkt, weil er ganz offen hier rumläuft. Wissen Sie, was ich meine? Das ist ein ganz normaler Typ. Er ist die ganze Zeit hier und fällt niemandem auf.«
     
    Sie nannte ihm die Namen von drei weiteren Frauen, die mit Judd zu tun gehabt hatten. Zwei davon wohnten nicht mehr in der Gegend; eine war nach St. Paul gezogen, die andere nach Fargo. Die dritte wohnte noch in Bluestem, war aber geschieden und sehr dick geworden. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie es schaffen soll, jemanden umzubringen. Sie kann kaum einen Block zu Fuß gehen.«
    »Hm. Noch eine Frage: Haben Sie mal von jemandem gehört, der sich der Mann im Mond nennt?«
    Sie wirkte verblüfft und schüttelte den Kopf. »Nein. Wer soll das sein?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich würde es gern wissen.«
    Sie unterhielten sich noch einige Minuten, dann fragte Virgil: »Das ist also alles?«
    Sie schenkte sich ein drittes Glas Wein ein. Sie war schon halb betrunken und stellte die Flasche nicht zurück in den Kühlschrank. »Arbeiten Sie mit Jim Stryker zusammen?«
    »Ja.«
    Sie musterte ihn einen Augenblick forschend, dann sagte sie: »Ich hab mal gehört, ist lange her, dass seine Mutter, Lara, angeblich mit Bill Judd geschlafen hat. Und zwar als sie schon verheiratet war. Mark Stryker, Jims Vater, war einer von diesen merkwürdigen Typen, die sich herumschubsen lassen, und die Leute haben das auch getan. Ich will nicht behaupten, dass da was dran ist, aber als Mark sich umgebracht hat, gab es Gerüchte, dass er das nicht nur getan hätte, weil er einen Teil von seinem Land verloren hat, sondern weil er herausgefunden hatte, dass Lara mit Bill schlief und nicht vorhatte, damit aufzuhören.«
    »Ist das wahr?«
    »Das hab ich gehört. Ich hab allerdings keine Ahnung, wie die Gleasons da reinpassen. Wie dem auch sei …« Ihr Blick glitt zu der Flasche.
    »Danke, Sie haben mir sehr geholfen«, sagte Virgil und stand auf.
    »Wenn ich noch mal in diese Zeit zurückkönnte …« Sie verstummte.
    »Ja?«
    »Ich würde es auf der Stelle tun«, sagte sie. Virgil merkte, dass sie nun ziemlich voll war. »Ich würd so etwas sofort wieder machen. Das war der größte Spaß, den ich in meinem ganzen verdammten Leben hatte.«
     
    Eine trübsinnige Erkenntnis für eine Lehrerin um die fünfzig, dachte Virgil auf der Rückfahrt nach Bluestem. Wo würde so etwas hinführen? Eine Kommune für ältere Rocker an der Westküste? Einen Sportler von der Highschool anbaggern? Mehr Alkohol? Er holte Joan Carson zu Hause ab und ging mit ihr zum Abendessen zu McDonald’s - Big Macs, Pommes, Milchshakes und warmer Obstkuchen. »Ich spüre schon, wie das Cholesterin anfängt, mir die Adern zu verstopfen«, sagte sie. »Ich werde auf dem Parkplatz tot umfallen.« Aber sie hörte nicht auf zu essen.
    »Ach was, das ist gut für dich«, sagte Virgil und schob sich noch mehr Pommes in den Mund. »Das kannst du ruhig essen, bis du vierzig bist, und danach steigst du für den Rest deines Lebens auf Gemüse um.«
    »Na ja, das hier wird jedenfalls ein kurzer Abend«, sagte sie.
    »Ich hatte gehofft, du würdest mit mir zur Farm fahren«, sagte Virgil.
    Sie sah ihn an. »Wozu?«
    »Ach … um mal zu sehen, was du so machst.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Verstehst du was von

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