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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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was ist dann diese eine Sache?« Virgil trank einen Schluck Wein, der so mild war, dass er fast nach gar nichts schmeckte.
    »Abtreibung«, sagte Garber.
    »Abtreibung?«
    »Das gab’s ja eigentlich erst so richtig ab wann? Den siebziger Jahren? Bills Frau muss Anfang der sechziger Jahre gestorben sein. Ja, das stimmt wohl«, sagte sie. »Jedenfalls hat er nicht viel von Kondomen gehalten - oder von Empfängnisverhütung, wie wir damals sagten. Und hier in der Gegend war es nicht so einfach, eine Abtreibung machen zu lassen. Es gab allerdings Gerüchte, dass Russell Gleason einigen Leuten geholfen hätte. Unter anderem Bill.«
    »Hm. Ich verstehe allerdings nicht so ganz, wie das zu einem Mord führen könnte. Ich meine, das würde ja ein ungeborenes Kind betreffen, also jemanden, der gar nicht existiert. Es sei denn …«
    »Irgendwelche Abtreibungsgegner hätten eine Frau ausfindig gemacht, die all die Jahre grübelnd herumgesessen und an ihr verlorenes Kind gedacht hat«, sagte Garber. »Vielleicht war sie von Judd dazu gedrängt worden, vielleicht hat Gleason es gemacht … vielleicht hat sie die ganze Zeit irgendwo auf einer Farm gesessen, hatte keine Kinder und musste immer an das eine denken, das sie abgetrieben hat.«
    Virgil lehnte sich zurück. »Sie hätten Polizistin werden sollen. Das ist die beste Idee, die ich bisher gehört habe.«
    »Zumindest wenn etwas hinter den Morden steckt, das weit zurückreicht«, sagte sie. »Wenn mein Vater so manches von dem gewusst hätte, was ich getrieben habe, hätte er vielleicht etwas dagegen unternommen. Damals zumindest. Aber inzwischen sind wir alle älter geworden. Die Mädels, die sich mit Bill rumgetrieben haben, und unsere Eltern sind größtenteils tot oder zu alt, um einen Mord zu begehen.« Sie trank einen kräftigen Schluck Wein, und das so schnell und gierig, dass Virgil der Gedanke kam, sie könnte ein Alkoholproblem haben.
    »Margaret hat mir erzählt, dass manchmal Gruppen… äh Treffen bei Judd stattgefunden haben«, sagte Virgil, bemüht, das richtige Wort zu finden. Treffen anstatt Gruppensex . »Sie hat gesagt, sie wüsste nicht, wer daran beteiligt gewesen war, weil sie es immer nur mit Judd allein getan hätte. Können Sie mir sagen, ob an diesen Gruppenzusammenkünften außer Judd noch andere Männer beteiligt waren? Insbesondere jüngere, verheiratete Männer. Ich meine, ob er auch Paare eingeladen hat und nicht nur Single-Frauen. Ich denke da an jemanden, der sich möglicherweise an die Zeit zurückerinnert und sich furchtbar missbraucht fühlt.«
    Sie betrachtete Virgil einen Moment lang, dann sagte sie: »Wenn man das alles genauer betrachtet, hört es sich schlimm an. Aber wissen Sie, damals fanden wir das nur aufregend und irgendwie … dreckig, aber auf gute Art dreckig. Mir war immer fast schlecht auf dem Weg dorthin, aber andererseits konnte ich es kaum erwarten.«
    »Also waren da noch andere Männer?«
    »Zumindest einer, Barry Johnson. Er war oft da.« Sie nahm wieder einen großen Schluck Wein, trank das Glas fast leer. »Er war der Leiter des Postamts von Bluestem. Man hätte so etwas nie von ihm gedacht, wenn man ihn dort im Postamt sah. Bill hatte ihm den Job mit Hilfe unseres Kongressabgeordneten zugeschanzt.«
    »Hatten er und Judd eine homosexuelle Beziehung?«
    »O nein, nein. Die meiste Zeit haben zwei Frauen und die beiden Männer mitgemacht. Wir haben rumgelegen und getrunken, und manchmal hatte jemand ein bisschen Marihuana, aber das war’s eigentlich auch schon«, sagte sie. »Manchmal waren drei Frauen da, und wir Frauen haben dann, Sie wissen schon, Sachen miteinander gemacht. Die Typen haben gern dabei zugesehen, aber sie selbst haben es nicht miteinander getrieben - da war nichts Homosexuelles im Spiel.«
    »Wo ist Johnson jetzt?«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Das sollte ich eigentlich wissen«, sagte sie. »Ich weiß es aber nicht.« Sie trank ihren Wein aus. »Ich glaube, er ist irgendwann Mitte der achtziger Jahre von hier weggegangen. Das war, als Bill allmählich älter wurde und sich bei ihm im Haus nichts mehr abspielte. Ich hab gehört, dass Barry nach Kalifornien gegangen wär. Oder vielleicht war’s auch Florida. Vielleicht kann Ihnen das jemand auf der Post in Bluestem sagen … Entschuldigen Sie mich bitte noch einmal«, sagte sie nach kurzem Zögern. Sie ging erneut in die Küche, klapperte wieder ein bisschen herum, und kurz darauf hörte Virgil ein leises Ploppen. Dann kam sie mit einer

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