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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nach irgendwelchen Vorräten oder Belüftungslöchern in den Containerwänden, und fand nichts.
    Ich suchte zwischen allen Kartonreihen, ging in die Hocke, um den stählernen Boden auf Fußspuren zu überprüfen. Die natürlich überall waren. Ich arbeitete mich zentimeterweise voran, meine Knie schmerzten unerträglich. Ich fand einen leeren Papierkorb aus Plastik. Dann zwei Silbermünzen. Ich beugte mich vor. Die eine war eine Deutsche Mark. Die andere kannte ich nicht. Ich ließ alles unberührt.
    Marino, der an der Containertür stand, schien eine Meile weit weg.
    »Mein Autoschlüssel ist in meinem Koffer«, rief ich ihm durch die OP-Maske zu. »Ja?«, sagte er und schaute herein.
    »Kannst du mir das Luma-Lite holen? Ich brauche das faseroptische Zusatzgerät und das Verlängerungskabel. Vielleicht kann Mr. Shaw dir zeigen, wo du es einstecken kannst. Es muss eine geerdete Steckdose sein. Und ich brauche einen Adapter.«
    »Ich liebe es, wenn du versaut redest«, sagte er.

4
    Das Luma-Lite ist eine alternierende Lichtquelle mit einer hoch intensiven Bogenröhre, die fünfzehn Watt Lichtenergie auf vierhundertfünfzig Nanometer bei einer Bandbreite von zwanzig Nanometer abstrahlt. Damit werden Körperflüssigkeiten wie Blut oder Samen, Fingerabdrücke, Drogenrückstände und andere Spuren sowie unerwartete Überraschungen sichtbar, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind.
    Shaw fand eine Steckdose in der Lagerhalle, und ich zog Wegwerfüberzüge aus Plastik über die Aluminiumfüße des Luma-Lite, damit nichts vom letzten Einsatz auf diesen Fundort übertragen wurde. Diese alternierende Lichtquelle sieht in etwa so aus wie ein Diaprojektor, und ich stellte sie auf einen Karton im Container und ließ den Ventilator eine Minute lang laufen, bevor ich das Licht selbst anknipste.
    Während ich darauf wartete, dass die Lampe ihre maximale Stärke erreichte, tauchte Marino mit den braun gefärbten Brillen auf, die unsere Augen vor dem grellen Licht schützen sollten. Die Fliegen wurden immer zahlreicher. Sie prallten wie besoffen gegen uns und summten laut.
    »Verdammte Scheiße, ich hasse sie!«, beschwerte sich Marino und schlug wild um sich.
    Mir fiel auf, dass er keinen Overall trug, sondern nur Über-und Handschuhe.
    »Willst du hinterher so in einem geschlossenen Wagen nach Hause fahren?«, fragte ich ihn.
    »In meinem Kofferraum ist eine zweite Uniform. Für den Fall, dass mich irgendjemand vollkleckert.«
    »Für den Fall, dass du dich selbst vollkleckerst«, sagte ich und blickte auf die Uhr. »Wir haben noch eine Minute.«
    »Ist dir aufgefallen, wie schnell Anderson verschwunden ist? Ich wusste, dass sie das tun würde, in dem Moment, als ich von dieser Sache hörte. Ich hätte nur nicht gedacht, dass außer ihr niemand hier ist. Scheiße, hier geht wirklich was Merkwürdiges vor.«
    »Wie um alles in der Welt kommt sie ins Morddezernat?«
    »Sie kriecht Bray in den Arsch. Soweit ich weiß, macht sie sogar Botengänge für sie, fährt ihren brandneuen, schicken schwarzen Crown Vic in die Waschanlage, spitzt ihr wahrscheinlich die Bleistifte und putzt ihre Schuhe.«
    »Es ist soweit«, sagte ich.
    Ich begann mich mit einem 450-Nanometer-Filter umzusehen, der eine Vielzahl von Rückständen und Flecken aufspüren konnte. Durch unsere gefärbten Gläser wirkte das Innere des Containers wie ein undurchdringlich schwarzer Außenraum, gesprenkelt mit Formen, die in unterschiedlichen Gelb- und Weißtönen unterschiedlich intensiv fluoreszierten, wohin immer ich die Lampe richtete. Das projizierte blaue Licht machte überall auf dem Boden Haare und Fasern sichtbar, wie zu erwarten in einem vielfach betretenen Raum, in dem von zahllosen Menschen berührte Fracht gelagert wurde. Die Kartons aus weißer Pappe glühten bleich wie der Mond.
    Ich ging mit dem Luma-Lite tiefer in den Container hinein. Das rötliche Sekret fluoresziert nicht, und die Leiche saß wie eine mutlose dunkle Gestalt in der Ecke.
    »Wenn er eines natürlichen Todes gestorben ist«, sagte Marino, »warum sitzt er dann so aufrecht da, mit den Händen im Schoß wie in der Kirche?«
    »Wenn er erstickt, verdurstet oder erfroren ist, könnte er sitzend gestorben sein.«
    »Für mich jedenfalls sieht es komisch aus.«
    »Ich sage ja nur, dass es möglich ist. Es wird eng hier. Kannst du mir bitte die Fiberoptik geben?«
    Er stieß gegen Kartons, als er sich einen Weg zu mir bahnte.
    »Du könntest die Brille abnehmen, bis du bei mir bist«, schlug

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