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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ich vor, denn durch die Brille sah man nichts außer dem hoch intensiven Licht, das im Augenblick nicht in Marinos Sichtfeld fiel.
    »Kommt nicht in die Tüte«, sagte er. »Wie ich höre, reicht ein kurzer Blick. Und Päng. Grauer Star, Krebs, was du willst.« »Ganz zu schweigen davon, dass man zur Salzsäule erstarrt.« »Was?«
    »Marino! Vorsicht!«
    Er prallte gegen mich, und ich wusste nicht genau, was als nächstes geschah, aber plötzlich gaben die Kartons nach, und er riss mich beinahe mit, als er stürzte.
    »Marino?« Ich war desorientiert und hatte Angst. »Marino!«
    Ich schaltete das Luma-Lite aus und nahm die Brille ab, damit ich etwas sah.
    »Gottverdammter Hurensohn!«, schrie er, als hätte ihn eine Schlange gebissen. Er lag flach auf dem Rücken auf dem Boden, schob und kickte Kartons aus dem Weg. Der Plastikeimer flog durch die Luft. Ich ging neben ihm in die Hocke.
    »Halt still«, sagte ich bestimmt. »Schlag nicht um dich, bis wir wissen, dass du dir nichts getan hast.«
    »Oh Gott! Oh Scheiße! Ich hab dieses Scheißzeug überall auf mir!«, schrie er panisch.
    »Tut es dir irgendwo weh?«
    »Himmel noch mal, ich muss kotzen. Oh Gott, Oh Gott.«
    Er rappelte sich hoch und stieß Kartons aus dem Weg, als er zur Tür des Containers stolperte. Ich hörte, wie er sich übergab. Er stöhnte und erbrach sich mehrmals.
    »Danach sollte es dir besser gehen«, sagte ich.
    Er riss sein weißes Hemd auf, würgte und keuchte, als er sich aus den Ärmeln kämpfte. Er zog es aus, knüllte es zusammen und schleuderte es zur Tür hinaus.
    »Was, wenn er Aids hatte?« Marinos Stimme klang wie ein Glockenschlag um Mitternacht.
    »Von dem Typ kriegst du kein Aids«, sagte ich.
    »Oh, verdammt!« Er würgte wieder.
    »Ich kann hier allein weiter machen, Marino«, sagte ich.
    »Lass mir eine Minute Zeit.«
    »Warum gehst du nicht und suchst eine Dusche?«
    »Das darfst du niemandem erzählen«, sagte er, und ich wusste, dass er Anderson im Kopf hatte. »Ich wette, mit diesen Kamerateilen könnte man ein echt gutes Geschäft machen.«
    »Bestimmt.«
    »Ich frage mich, was damit passieren wird.«
    »Ist der Leichenwagen schon da?«, fragte ich ihn.
    Er hob sein Funkgerät an den Mund.
    »Herrgott noch mal!« Er würgte erneut.
    Dann putzte er das Funkgerät an seiner Hose ab, hustete, bis er Speichel aus seinem Hals im Mund hatte, und spuckte aus.
    »Einheit neun«, sagte er in das Funkgerät, das er gut dreißig Zentimeter von seinem Gesicht entfernt hielt.
    »Einheit neun.«
    Es war eine Frau. Ich hörte zu meiner Überraschung Mitgefühl in ihrer Stimme. Beamte in der Funkzentrale, vor allem solche, die Notrufe entgegennahmen, blieben meist ruhig und zeigten keinerlei Gefühlsregung, gleichgültig um was für einen Notfall es sich handelte.
    »Zehn-fünf Rene Anderson«, sagte Marino. »Ich weiß ihre Nummer nicht. Sagen Sie ihr, dass wir hier gern einen Leichenwagen sehen würden, wenn es ihr nichts ausmacht.«
    »Einheit neun. Wissen Sie den Namen des Transportunternehmens?«
    »He, Doc«, sagte Marino. »Wie heißt das Transportunternehmen?« »Capital Transport.«
    Er gab die Information weiter und fügte hinzu: »Wenn sie zehnzwei, zehn-zehn oder zehn-sieben ist oder wir sie auf zehnzweiundzwanzig anfunken sollen, dann sagen Sie mir bitte Bescheid.«
    Jede Menge Polizisten kratzten mit einem Schlüssel an ihren Mikrofonen, ihre Art zu lachen und ihn anzufeuern.
    »Zehn-vier, Einheit neun«, sagte die diensthabende Beamtin.
    »Was hast du gesagt, dass du solche Ovationen gekriegt hast?
    Zehn-sieben ist außer Dienst, aber den Rest habe ich nicht verstanden.«
    »Hab ihr gesagt, sie soll mir melden, wenn Anderson nur ein schwaches Signal oder gar keins von sich gibt oder keine Zeit hat, sich darum zu kümmern. Oder ob wir sie verdammt noch mal nicht beachten sollen.«
    »Kein Wunder, dass sie einen Narren an dir gefressen hat.«
    »Sie ist ein Stück Scheiße.«
    »Weißt du zufälligerweise, was mit dem Fiberoptikkabel passiert ist?«, fragte ich ihn.
    »Ich hatte es in der Hand«, erwiderte er.
    Ich fand es an der Stelle, wo er gefallen war und die Kartons umgestoßen hatte.
    »Was, wenn er Aids hatte?«, fing er wieder an.
    »Wenn du dir unbedingt Sorgen machen willst, versuch es mit gramnegativen Bakterien. Oder grampositiven. Clostridi-um.
    Streptokokken. Wenn du eine offene Wunde hast, was nicht der Fall ist, soweit ich weiß.«
    Ich steckte ein Ende des Kabels in den Leuchtstab, das andere in die Lampe

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