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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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die Remington darauf zu richten. Aber er war ein bisschen langsam.
    MeChelle schwang den Ziegel, den sie in der Hand hielt. Er traf Priest seitlich gegen den Kopf.
    Der kippte um wie ein Brett, steif und gerade. Es folgte ein eigenartiges Knacksen. Danach rührte er sich nicht mehr.
    Gooch saß jetzt auf dem Boden, die Beine untergeschlagen.
    Das weiße, fusselige Wesen stand einen Augenblick lang regungslos da. Dann breitete es die Arme aus, tastete durch die Luft, holte wild mit dem Ziegel aus. »Wo bist du?«, rief sie. »Wo bist du, du Saukerl?«
    »Ich glaube, das war’s«, sagte Gooch. Seine Stimme schien von weit her zu kommen. Als spräche jemand anders.
    »Was?«
    »Vorbei. Ich glaube, es ist vorbei.«
    »Hank? Wo ist er? Wo ist er?«
    »Am Boden.«
    »Wo bist du?«
    »Mmm«, sagte er. Er wollte mehr sagen als das.
    Er wollte ihr sagen, wie eigenartig und wunderschön sie aussah. Er wollte sagen, wie stolz er auf sie war. Er wollte irgendwas von Liebe sagen, obwohl er nicht wirklich wusste, welche Worte er benutzen wollte.
    Aber nichts kam.
    Der weiße Geist beugte sich vor, ihre Hände flatterten über Priests Körper. Sie griff nach der Remington.
    »Du hast neun-eins-eins verständigt?«, fragte sie. »Warum sind die dann noch nicht hier?«
    »Nnn«, sagte Gooch. »Nnnnn-nnn.«
    Ihre Hände tasteten weiter, fanden Priests Handy. »Ich kann die Tasten nicht sehen«, sagte sie. »Du musst …« Sie kam auf Gooch zu, die Arme ausgestreckt, tastete durch die Luft.
    Er nahm das Handy, drückte langsam die Knöpfe. Es war schwierig, dann reichte er es ihr zurück.
    »Polizist angeschossen!«, rief sie ins Telefon. »Wir haben einen verletzten Kollegen.« Sie sah so entschlossen und wunderschön aus. Obwohl der lächerliche weiße Fusselkram an ihr klebte.
    Er wollte etwas Starkes sagen, etwas Klares, etwas Reines – etwas, das alles einschloss, was er in seinem Inneren fühlte, wenn er sie ansah.
    »Nnnn …«, sagte er. »Nnnn.«
    Dann spürte er das Unkraut an seinem Gesicht, und die Welt kippte seitwärts.

64
    Du bist vielleicht hinterm Mond groß geworden«, sagte Me-Chelle, »aber du bist wirklich zäh wie Eulengulasch.«
    Gooch hatte sich endlich erholt. Er hatte eine Wohnung in der Ponce de Leon gemietet, in der Nähe von da, wo er gewohnt hatte, bevor er in Rente gegangen war. MeChelle saß an seinem Küchentisch und trank eine Cola, während er ein Huhn zerlegte.
    »Aber das ist doch wirklich lächerlich«, sagte sie. »Du musst doch kein Essen für mich kochen.«
    Gooch grunzte.
    Sie streckte die Hand aus, die Finger etwa einen halben Zentimeter auseinander. » So ein bisschen«, sagte sie. »Der Chirurg hat mir gesagt, ein Knochensplitter in deiner Brust hat deine Halsschlagader um so ein bisschen verfehlt.«
    Gooch zerteilte weiter das Hühnchen. Es war das ungefähr fünfte Mal, dass sie einander sahen, seit sie die Augen wieder öffnen konnte.
    Er hatte in der ganzen Zeit wahrscheinlich nicht mehr als zehn Worte gesprochen.
    »Du bist gestern erst aus dem Krankenhaus rausgekommen, Hank. Du solltest mich für dich kochen lassen.«
    »Frittiertes Hähnchen«, sagte er. »Du siehst das doch wohl nicht als rassistisch an und willst dich beschweren?«
    MeChelle schüttelte den Kopf. Der Typ konnte nicht mal höflich sein, wenn man ihm eine Pistole an die Schläfe drückte. »Du musst Sozialkontakte aber auch so unangenehm wie menschenmöglich gestalten, oder, Hank?«
    »Scheiße, ich kann auch Burger machen, wenn du mir jetzt so kommst.«
    MeChelle lachte. Was zum Teufel sollte man zu einem Typen wie Hank Gooch sagen? »Wir haben jetzt alle Unterlagen«, sagte sie. »Es hat die Fachleute des FBI eine Weile gekostet, alles zu klären. Aber es stimmt. Priest hatte im Grunde Kathleen Bolligrews Treuhänderfonds geplündert. So hat er seinen Start in die Immobilienwelt finanziert. Er hat alles wieder zurückgezahlt. Aber ihm wurde klar, dass er nie vor einer Buchprüfung sicher wäre, deswegen hat er sich an Lane rangeschmissen, als sie alt genug war. Sie zu heiraten hatte ihn in die Lage versetzt, ihre Finanzen zu kontrollieren, und er musste sich keine Sorgen machen, dass irgendein neugieriger Buchhalter ihn mit Dreck bewirft.«
    Gooch kippte Milch in eine Schüssel, gab Mehl dazu, schlug ein Ei auf, ließ es auf das Mehl gleiten.
    »Aber haben sie auch rausgekriegt, wer dich entführt hat?«
    »Keine Spur. Alle Hinweise sind in dem Feuer verbrannt.«
    »Haben sie die Leiche des Typen gefunden, der

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