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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Waffe, sein Knöchel war total im Arsch, und er blutete langsam in seine angeschossene Lunge.
    Aber davon abgesehen?, dachte er. Bin ich ganz froh, zurück bei der Arbeit zu sein.

62
    MeChelle schob sich durch schaumiges, weißes Zeug. Isolierung. Nicht das, was auf Rollen kam, sondern das altmodische Zeugs, das man durch einen Schlauch unters Dach pustete. Sie schwitzte stark in der extremen Hitze und konnte spüren, wie die Isolierung an ihrer Haut kleben blieb. Sie bewegte sich immer weiter, sie kroch von Dachbalken zu Dachbalken.
    Irgendwann musste sie versuchen, hier rauszukommen. Aber wo? Sie wollte nicht bloß wieder in dem brennenden Zimmer enden, aus dem sie gerade geflohen war. Sie schien sich immerhin von dem Feuer zu entfernen. Sie konnte die Hitze im Rücken spüren, also war sie in der richtigen Richtung unterwegs. Sie bemerkte einen Strom frischer Luft, der irgendwo durch eine Soffitte oder einen Schacht kam, also hatte sie wenigstens keine Atemprobleme.
    Irgendwann aber würde sie eine Entscheidung treffen müssen. Wenn sie die Soffitte finden konnte, wäre das vielleicht die richtige Stelle.
    Runterkicken, rausschieben, das Beste hoffen.
    Sie hatte allerdings keine Ahnung, wie hoch das Haus war, in dem sie sich befand. Vielleicht war es ein Bungalow, vielleicht ein zehnstöckiges Hochhaus. Das Dachgeschoss jedenfalls war ganz schön breit. Sie kroch weiter. Plötzlich stieß sie gegen etwas. Eine Mauer.
    Hinter sich konnte sie das Feuer lauter werden hören, es rauschte verfressen.
    Sie stieß einen Fuß durch die Isolierung und entdeckte eine flache Oberfläche darunter. Eine Soffitte? Eine Decke? Unmöglich zu wissen. Sie trat danach. Gab nicht viel nach, ein bisschen, aber nicht sehr. Was gut war. Es war Sperrholz. Was hieß, dass es zur Außenseite des Hauses gehörte, in dem sie sich befand. Wahrscheinlich wirklich eine Soffitte.
    Sie trat noch einmal danach.
    Dann hörte sie etwas. Lautes Knallen.
    Schüsse!
    Schossen die auf sie? Wenn ja, dann von draußen? Oder von hinten? Über den Lärm des Feuers hinweg war das nicht auszumachen.
    Was sollte sie jetzt tun? Wenn sie draußen auf sie warteten, würden sie vielleicht irgendwann verschwinden. Wenn sie hier drinnen waren, kämen sie näher und würden sie umlegen.
    Unmöglich zu sagen. Sie trat noch einmal nach der Fläche, dann rutschte sie von dem Balken, auf dem sie saß. Irgendwas unter ihr gab nach, und sie begann zu stürzen.

63
    Können Sie das hören, Detective Gooch?«
    Joe Priest rief nach ihm. Und, ja, Gooch konnte es gut hören. Das metallische Klicken von Gewehrpatronen.
    »Ich lade nach!«, rief Priest.
    »Geben Sie auf!«, rief Gooch zurück. »Die Polizei ist unterwegs.«
    Gooch hatte sich in eine Ecke zwischen einem Lüftungsschacht und einem Winkel in der Wand des Wohnblocks neben dem brennenden Haus zurückgezogen. Hier war er für den Moment sicher, aber er kam nicht raus, ohne Priest vor die Nase zu laufen.
    »Das denke ich nicht«, sagte Priest. »Schusswechsel mit Polizist? Wenn Sie das gemeldet hätten – Schüsse auf Polizist – hey, kommen Sie, Mann, wenn die überhaupt kämen, wären sie schon lange hier. Nein, ich denke, aus irgendeinem Grund waren Ihre Partnerin und Sie heute allein unterwegs.«
    Gooch wusste, dass Priest recht hatte. Es lohnte sich nicht, zu versuchen, ihn von etwas anderem zu überzeugen.
    »Sie sind angeschossen, Sie stecken in der Klemme, und ich bin besser bewaffnet!«, rief Priest. »Wir können einfach hier sitzen bleiben. Irgendwann verbluten Sie dann eben. MeChelle verbrennt bereits dort oben.«
    Als sollte es seinen Satz zusätzlich betonen, stieg eine große Flamme vom Dach des Gebäudes auf.
    »Selbst wenn die Polizei nicht kommt, dann eben die Feuerwehr!«, rief Gooch zurück.
    »Noch eine ganze Weile nicht!«, rief Priest. »Ich habe meinen Genehmigungsfritzen angerufen und gesagt, wir würden hier absichtlich was abfackeln. Er hat schon bei der Feuerwehr angerufen und ihnen gesagt, hier wäre nichts los, worum die sich Sorgen machen müssten.«
    »Blödsinn!«, rief Gooch.
    »Ich hab auch die Bullen von DeKalb angerufen. Ich habe gesagt, einer meiner Bauarbeiter hätte eine Schachtel mit Patronen für einen Druckluftnagler da drinnen stehen lassen. Ich habe ihnen gesagt, die Dinger gehen hoch, sie müssten sich also keine Sorgen machen, wenn jemand neun-eins-eins anruft, weil er Schüsse gehört haben will.«
    »Gute Idee!«, rief Gooch. »Aber wissen Sie was? Ich wähle jetzt

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