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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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auch gerade neun-eins-eins. Ich werde denen sagen, was wirklich läuft.«
    Gooch zog sein Handy heraus und wählte. Währenddessen sah er etwas Eigenartiges: Ein geisterhaft weißes Wesen kam um die Ecke des brennenden Hauses. Es war eine Frau, und sie hatte die Arme ausgestreckt wie jemand in einem Zombie-Film.
    Gooch brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, wer das war. Ihm blieb beinahe das Herz stehen. Glück übermannte ihn.
    »MeChelle!«, rief er. »Zurück! Zwei Schritte zurück!«
    Sie erstarrte. War jetzt verwundbar. Ihr ganzer Körper war weiß, bedeckt mit irgendeinem Fusselkram, vielleicht Isoliermaterial? Sie hatte irgendetwas in der Hand: einen Ziegelstein. Es sah aus, als wäre sie mehr als bereit, jemand damit niederzuschlagen.
    Gooch fragte sich, warum Priest sie nicht abknallte. Wahrscheinlich war er von ihrem Auftauchen genauso überrascht, wie Gooch.
    »Zurück!«, rief Gooch wieder.
    »Gooch?«
    »Zurück! Zwei Schritte zurück! Bevor er auf dich schießt, duck dich hinter die Wand hinter dir.«
    Gooch hatte jetzt keine Wahl mehr, er trat vor, die .38 vor sich ausgestreckt. Priest tauchte hinter der Betontreppe auf, die zum Obergeschoss des Wohnblocks führte, und zielte mit dem Gewehr in MeChelles Richtung.
    Gooch versuchte, auf Priests Brust zu zielen, aber er kannte die Waffe nicht und musste mit seinem schwächeren Arm schießen. Er wusste instinktiv, dass sein Ziel nicht genau genug war. Er drückte einmal, zweimal, dreimal auf den Abzug und sah Einschusslöcher im Beton neben Priest auftauchen.
    Der duckte sich wieder hinter die Treppe, ohne selbst schießen zu können.
    Gooch’ Bein gab nach und er stürzte zu Boden, der Schmerz schoss durch sein Bein und seine Brust. Es war sein Knöchel. Er musste sich den Knöchel gebrochen – oder zumindest schlimm verstaucht – haben, als er nach dem Sprung vom Geländer auf dem Boden gelandet war.
    MeChelle hörte die Schüsse und zuckte zurück. Ihr Kopf bewegte sich panisch, als schaute sie sich um. Aber sie hatte die Augen zu.
    »Alles in Ordnung, MeChelle!«, rief Gooch. »Bleib einfach, wo du bist.«
    Gooch kroch zurück in seine Deckung, klappte sein Handy auf, wählte 911.
    Jetzt blinkte das Akku-Signal. Er hatte den ganzen Tag telefoniert und nie nachgeladen. Scheiße!
    »DeKalb neun-eins-eins«, sagte der Telefonist. Gooch spürte eine Welle der Erleichterung.
    »Hier ist Detective Henry Gooch, Atlanta Police Department, die Nummer meiner Marke lautet 3041. Ich bin verwickelt in einen Schusswechsel in 936 Grayson. Ich brauche sofort Verstärkung. Ich wiederhole, ich bin Polizist und werde von Verbrechern beschossen. Schicken Sie sofort Verstärkung.«
    »DeKalb neun-eins-eins«, sagte der Telefonist. »Können Sie das bitte wiederholen?«
    »Polizist unter Beschuss. 936 Grayson. Schicken Sie Verstärkung!«
    »Tut mir leid, Sir. Sie sind ganz schlecht zu verstehen.«
    »Polizist unter Beschuss! Polizist unter Beschuss!« Niemand antwortete. Gooch schaute auf die Anzeige. Sie war leer.
    »Sie sind unterwegs!«, rief Gooch. »Geben Sie auf, Priest.«
    Priest sagte nichts.
    »Sie haben Kathleen Bolligrew umgebracht, weil sie draufgekommen ist, dass sie den Fonds ausräumen, oder?«, rief Gooch.
    »Wen interessiert das?«, sagte Priest. »Das ist lange her.«
    »Sie interessiert das!«, rief MeChelle. »Sonst wären Sie nicht hier.«
    »Wie geht’s dir, MeChelle?«, fragte Gooch.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Meine Allergien legen los. Sonst alles bestens. Und du?«
    »Ich bin ein bisschen 1053«, sagte Gooch. Das war der Funkcode für Polizist angeschossen. »Und auch ein bisschen 1093.« Das war das Kürzel für Munition alle.
    »Kein Problem«, sagte MeChelle. »Ich kümmere mich darum.«
    Gooch lachte. Priest lachte ebenfalls.
    »Wie ist unser Status?«, rief MeChelle.
    »Tja, ich sitze hier in einer Ecke und kann nicht raus, ohne zum Ziel zu werden. Priest steckt ungefähr fünfundzwanzig Meter rechts von dir. Unter einer Betontreppe. Wenn er rauskommt, kann ich ihn abknallen. Wenn ich rauskomme, er mich. Er hat eine Schrotflinte, ich eine .38. Mexikanisches Matt.« Gooch redete zum Teil ihr zuliebe, zum Teil mit Priest. »Ich habe gerade neun-eins-eins angerufen. Er ist also ziemlich am Arsch. Seine beste Chance ist, abzuhauen. Wir müssen bloß warten, bis die Kavallerie kommt.«
    »Cool!«, rief MeChelle zurück.
    Gooch saß da, den Rücken an die kühlen Ziegel gelehnt, die Füße im Sonnenlicht, den Körper im Schatten. Es

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