Blindes Vertrauen
Meine Leute werden das Gerücht in Umlauf setzen, es habe Attentatsdrohungen gegen die First Lady gegeben â irgend etwas in dieser Art.«
»Das ist gut. Das dient unserem Zweck.«
Spencer musterte ihn prüfend. »Du bleibst also bei deinem ursprünglichen Vorhaben?«
David, der sich die Szene von vorhin mit Vanessa ins Gedächtnis rief, antwortete: »Mehr denn je. Sie ist vom Tod des Babys noch immer wie besessen. Unser Problem existiert weiter.«
Spencer, der sein eigenes Bild im Spiegel über dem Waschbecken betrachtete, sagte: »Dann haben wir eine Menge Arbeit vor uns.«
»Alles der Reihe nach.« David stand auf. »Ich kann dir kaum sagen, wie sehr du mir gefehlt hast und wie froh ich bin, dich wiederzuhaben. Aber jetzt nimm um Gottes willen bitte ein Bad.«
25. Kapitel
»Miss Travis, Ihr Benehmen ist unverzeihlich.«
»Ich bin mir der AusmaÃe meines Fehlers völlig bewuÃt, Mr. Jenkins. Für mich war es eine demütigende Erfahrung.«
Der WVUE-Geschäftsführer fuhr mit streng gerunzelter Stirn fort: »Senator Armbruster hat mich höchst persönlich angerufen, um mir die Ereignisse aus seiner Sicht zu schildern. Seine Darstellung war noch detaillierter als die Presseberichte. Ich habe mir mit wachsender Bestürzung von Ihrer krassen Unprofessionalität erzählen lassen. Es entsetzt mich, daà eine Angestellte dieses Senders sich so benehmen konnte.«
»Ich bedaure, Sie und WVUE in Verlegenheit gebracht zu haben. Ich würde alles ungeschehen machen, wenn ich könnte.«
Barrie muÃte in ihrem eigenen Interesse buÃfertig wirken, und sie bereute ihren Fehler auch ehrlich. Aber sie fand es unfair, daà Armbruster sich hinter ihrem Rücken an Jenkins gewandt und sie verpetzt hatte, als wäre sie ein ungezogenes Kind. Hatte er ihr noch mehr vorzuwerfen, hätte er es ihr ins Gesicht sagen sollen.
»Im Verhältnis zu den AusmaÃen Ihres Fehlers waren die Folgen minimal. Gott sei Dank! Die Pressekonferenz des Präsidenten hat geholfen, den Vorfall in die richtige Perspektive zu rücken.«
»Ja, Sir, das hat sie getan.«
»Ende gut, alles gut.«
Dieser muntere Kommentar kam von Howie Fripp, der mit ihr zu Jenkins zitiert worden war. Bisher hatte er an einem Niednagel
herumgekaut und die Achseln seines schmuddeligen weiÃen Hemdes naÃgeschwitzt. Barrie wuÃte, daà er nicht ihretwegen besorgt war. Ihn kümmerte nur seine eigene Haut und wie heil sie noch wäre, wenn der Geschäftsführer mit ihnen fertig war.
Jenkins nahm ihn ins Visier. »Tatsächlich haben doch Sie den Kameramann losgeschickt, nicht wahr, Fripp?«
»Ãh, ja, aber nur, weil Barrie angerufen und einen angefordert hat. Sie hat gesagt, sie sei an der Story des Jahrhunderts dran.«
»Gott bewahre«, sagte Jenkins.
Es widerstrebte Barrie, aber sie fühlte sich verpflichtet, Howie in Schutz zu nehmen. »Howie kann nichts dafür, Mr. Jenkins. Ich habe ihn zu Hause angerufen und gebeten, mir einen Kameramann zu schicken.« Sie errötete unter dem unheilvollen Blick des Geschäftsführers. »Eine der vielen Entscheidungen, die ich inzwischen bedaure.«
Sie bedauerte sie, weil die Anwesenheit der Medien eine schlimme Situation in eine Katastrophe verwandelt hatte. Aber Barrie hatte auch leichte Gewissensbisse, weil sie den Kameramann aus Boshaftigkeit angefordert hatte. Sie war auf Gray sauer gewesen, weil er ihren Ausdruck ehrlichen Mitgefühls zurückgewiesen hatte. Sie war nie ein Fan von Clete Armbruster gewesen. Was Vanessa anging, so hatte Barrie vor ihrer Verwicklung in eine Phantomintrige, die sie in Lebensgefahr gebracht hatte, mit kaum verhülltem Spott auf die First Lady herabgesehen. Und wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, gestand sie sich ein, auf Vanessa eifersüchtig zu sein, weil Gray sie noch immer liebte.
Als Barrie an jenem Abend Howie angerufen und dringend einen Kameramann angefordert hatte, hatte sie für keinen von ihnen Wohlwollen aufgebracht. Aus war es mit der Objektivität.
Oh, der Anruf war gerechtfertigt gewesen. Vielleicht etwas egoistisch, aber gerechtfertigt. Unter diesen Umständen hätte kein Reporter in der Geschichte des Journalismus darauf verzichtet, Verstärkung anzufordern. Das hätte die Story sein können, die für sie einen Karrieresprung zum Superstar bedeutet hätte.
Im nachhinein lieà ihr
Weitere Kostenlose Bücher