Blindes Vertrauen
dich hin?« Immer wenn Daily allein das Haus verlieà  â vor allem nach Einbruch der Dunkelheit â, machte sie sich Sorgen um ihn.
»Ja, Mama. Er holt mich ab und bringt mich wieder nach Hause. Und bevor du fragst: Ich werde meinen Sauerstofftank kontrollieren und darauf achten, daà er voll ist, obwohl mir
vielleicht die Luft ausgeht, wenn die junge Bardot mich so zum Hecheln bringt, wie ich hoffe. Und sollte ich mir einen runterholen, werde ich röchelnd, aber glücklich sterben.«
Den letzten Satz hatte er nur angefügt, um sie zu ärgern. Sie hatte ihm nicht erzählt, daà sie rausgeflogen war, denn sie wuÃte, daà er darauf bestanden hätte, daheim zu bleiben und sie zu trösten. Aber es hatte keinen Sinn, wenn sie sich beide elend fühlten.
Nach dem Gespräch in Jenkinsâ Büro hatte einer der Wachmänner von WVUE sie zu ihrem Glaskasten zurückbegleitet und war in der Nähe geblieben, während Barrie ihren Schreibtisch ausräumte. Sie ärgerte sich so sehr darüber, wie eine Verbrecherin behandelt zu werden, daà sie den Wachmann sarkastisch fragte: »Was gibtâs in dieser Bruchbude, das ich stehlen wollen könnte?«
»Hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun, Miss Travis. Firmenpolitik.«
»Ja, natürlich.«
Nachdem sie den Inhalt ihrer Festplatte bereits auf Disketten gespeichert und danach gelöscht hatte, leerte sie die Schreibtischschubfächer aus, in denen Kladden, Notizen und Manuskripte lagen, die fast bis zu ihrem ersten Arbeitstag bei WVUE zurückreichten. Barrie kippte alles unbesehen in Kartons, die der Sender zur Verfügung gestellt hatte; dann half der Wachmann ihr, die Kartons zum Auto hinauszutragen und im Kofferraum zu verstauen.
Da sie keine groÃe Lust hatte, den Abend allein in Dailys deprimierendem Haus zu verbringen, überlegte sie, wo sie ihr abendliches Picknick einnehmen sollte. Am Lincoln Memorial? Am Jefferson Memorial? Beide wurden nachts wunderschön angestrahlt. Sie war noch immer unschlüssig, als sie sich wieder in den Verkehr einordnete.
»Barrie?«
Sie schrie auf und bremste scharf.
»Sieh dich nicht um und halt nicht an.«
Der Wagen hinter ihr kam mit kreischenden Reifen zum Stehen und wäre ihr um Haaresbreite hinten draufgefahren. Der Fahrer hupte wütend, zog dann seinen Honda Civic an ihr vorbei und zeigte ihr seinen hochgereckten rechten Mittelfinger.
»An der nächsten Kreuzung rechts abbiegen«, wies Gray sie aus seiner Ecke des Rücksitzes an. Er war so tief nach unten gerutscht, daà im Rückspiegel nicht einmal sein Kopf zu sehen war.
»Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt!« rief sie wütend, befolgte aber seine Anweisungen.
»Eine Frau, die allein unterwegs ist und es versäumt, vor dem Einsteigen auf den Rücksitz zu schauen, ist echt dämlich.«
»Der Wagen war abgesperrt.«
»Ich bin reingekommen.«
Sein vernünftiger Einwand brachte sie noch mehr auf. »Ich dachte, du seist längst wieder beim Cowboyspielen in Wyoming. Warum hast du mich neulich nacht alles allein ausbaden lassen? Das war verdammt feig von dir. Und was tust du überhaupt in meinem Auto? Woher hast du gewuÃt, wo ich bin?«
»Dort vorn links, dann gleich wieder rechts einordnen und an der ersten Kreuzung abbiegen. Siehst du ungefähr drei Wagen hinter uns eine grüne Limousine?«
»Werde ich beschattet?«
»Sieh in den Rückspiegel, aber nicht zu auffällig.«
»Ãh, nein⦠doch! Die grüne Limousine ist ungefähr einen halben Block hinter uns.«
»Häng sie ab, Barrie.«
»Abhängen? Das sagst du so einfach. Woher weiÃt du überhaupt, daà dieser Wagen mir folgt?«
»Du bist den ganzen Tag beschattet worden.«
»Woher weiÃt du das?«
»Weil ich die Beschatter beschattet habe.«
»Und warum soll ich dir das glauben, Mr. Schachtelteufel?«
»Häng die Verfolger ab und laà die Zicken, okay? Sie sollen aber möglichst nicht merken, daà du sie abhängen willst.«
Obwohl sie ihm hundert Fragen zu stellen gehabt hätte, konzentrierte sie sich lieber auf ihre Fahrerei. »Das macht Spaë, sagte sie, als es ihr gelang, noch schnell durch eine Ampel zu fahren, an der die grüne Limousine halten muÃte.
»Klar, jede Menge«, grummelte Gray vom Rücksitz aus.
Nachdem sie ungefähr zehn Minuten
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