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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Vor langer Zeit war sie sicher ein Flußbett gewesen, das sich tief in den Stein gegraben hatte und jetzt ausgetrocknet war. Möglicherweise führte die Schlucht höher hinauf. Alec beschloß, das Wagnis einzugehen und sie zu betreten.
    Als er die enge Schlucht hinaufritt, ragten schroffe Klippen über ihm auf. Nach kurzer Zeit verbreiterte sich die Spalte und weitete sich zu einem großen Raum, den Alec nur als eine von Mauern umgebene Arena bezeichnen konnte. Dahinter erstreckte sich die Hochebene Hunderte von Metern weit zwischen Schneebergen; an ihrem Rand konnte man eine Art Gebäude erkennen.
    Alec brachte sein Pferd zum Stehen. Zuerst glaubte er, das Indianerdorf gefunden zu haben, aber dann erkannte er, daß das Bauwerk eine Ruine war, ein enormer Haufen zerbröckelter Steine. Nirgends ein Zeichen von Leben, und dennoch hatte Alec das unheimliche Gefühl, daß er beobachtet wurde. Er fröstelte. Furcht, ja Grauen lag in der Luft und mahnte ihn zur Vorsicht.
    Als er den Blick zu den Klippen über sich hob, beschworen die tiefen Schatten dort oben alle verschwommenen Gestalten und Erscheinungen, die seine Phantasie ihm vorgaukelte. Rasch senkte er den Blick. Sicher war es die vollkommene Verlassenheit des Ortes, die seine Angst schürte. Und der düstere Schutthaufen im Hintergrund, mitten in der unendlichen Einöde, machte alles noch schlimmer.
    Alec streichelte Blitz’ Nacken, mehr um sich zu beruhigen als sein Pferd. Was hatte er zu befürchten, solange er auf dem Hengst saß? Er brauchte nur aus der Schlucht hinauszureiten und sich von allen Phantasiegebilden abzuwenden. Dennoch zwang Alec irgend etwas, den Blick nochmals zu den Klippen zu erheben.
    Plötzlich wußte er, daß das, was er sah, wirklich war und kein Hirngespinst. Nicht weit von ihm kam eine gespenstische Gestalt hinter den Felsen hervor und streckte ihm hagere Arme entgegen. Man konnte ihr Gesicht unter einer geisterhaft weißen Maske kaum erkennen, aber die verzerrten Züge waren so viehisch, daß Alec von einem unbeschreiblichen Grauen erfaßt wurde.
    Einen Augenblick lähmte ihn der Anblick vollkommen. Dann erfaßte sein Blick immer mehr Gestalten, die den Abhang herunter auf ihn zukamen. Von überall her aus den Schatten quollen Leiber, eine dämonische, lebende Masse mit weißgefärbten, leeren Gesichtern. Es schienen Hunderte zu sein, die da auf ihn zufluteten.
    Erst in diesem Augenblick fiel Alec die Warnung des Indianerknaben ein. »Die Kiffer... verrückte Leute... ausgeflippt nach dem Genuß von Kräutern... sie bestreichen ihre Körper mit weißem Pulver und leben in der Traumwelt ihrer Phantasie.«
    Alec versuchte, seine Angst zu unterdrücken. Die Kiffer waren keine Ungeheuer, sondern Menschen wie er. Jedenfalls mußte er sie als solche betrachten. Vielleicht würden sie ihm sogar helfen. Er durfte nicht in Panik geraten und die Flucht vor ihnen ergreifen.
    Doch obgleich er wußte, daß sie menschliche Wesen waren, viele sogar in seinem Alter, überwältigte ihn der Ekel beim Anblick der weißgepuderten Körper. Er forschte in den Gesichtern derjenigen, die ihm am nächsten waren, die ihn anstarrten und sich vielleicht fragten, wer der seltsame Reiter sein mochte, der hier zu ihnen in die Schlucht gekommen war. Vielleicht wirkte er genauso verwirrend auf sie wie sie auf ihn?
    Die Kiffer standen genau über ihm. Sie schwankten waghalsig am Rand der Klippen, wo jeder Fehltritt den sicheren Tod bedeuten mußte. Es schien, als hätten sie keine Angst vor dem Tod, oder vielleicht war er ihnen gleichgültig. In ihrem gespenstischen Äußeren drückte sich noch etwas anderes aus als Grauen; es war, als bestünde ihr Dasein nur noch aus dem Tod, als befänden sie sich in einem Rausch des Todes.
    Plötzlich hörte Alec das Schwirren einer fliegenden Waffe. Ein langer Speer zerschnitt die Luft über ihm und landete nur eine Handbreit von ihm entfernt. Die Steinspitze blieb im Boden stecken.
    Rasch wendete Alec den Hengst, und schon flogen weitere Pfeile und Steine auf sie zu. Alec duckte sich tief über den Hals des Pferdes, schrie ihm in die Ohren und hielt auf den Eingang der Arena zu. Aber auch dort standen Kiffer in dichter Reihe vor der Öffnung der engen Schlucht, und der ganze Haufen wartete mit erhobenen Speeren auf ihn.

    DREIZEHNTES KAPITEI

Lauf, Blitz, lauf!

    Auf langen, schlanken Beinen stob Blitz über den Boden, halb auf der Erde, halb in der Luft. Alec legte sich flach auf den Rücken seines Pferdes und richtete den Blick

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