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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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saß, fiel Blitz in Trab. Alec sprach leise auf den Rappen ein, es waren mehr Töne als Worte, und nun fiel Blitz rasch in vollen Galopp. Alec führte ihn den Abhang hinauf und in das grüne Tal. Der Dreiklang der Hufschläge auf dem harten Boden wurde immer schneller und lauter, wie ein Echo des Donners, der über ihnen rollte. Alec beugte sich tiefer über den Hals des Tieres und paßte sich seiner Gangart an. Mit regenblinden Augen sah er, daß sie das Lager fast erreicht hatten. Rasch hielt er Blitz zurück und brachte ihn direkt vor dem Indianerjungen zum Stehen, der ihnen mit vor Schreck geweiteten Augen entgegenblickte. Alec glitt vom Rücken des Hengstes und führte ihn in die Felsenhöhle.
    »Dies ist mein Pferd«, erklärte er Alph. »Ich glaubte, es für immer verloren zu haben. Aber es ist zu mir zurückgekehrt.«
    »Du kannst dieses Roß nennen, wie du willst«, antwortete Alph. »Ich habe es sofort erkannt. Es erfüllt die Prophezeiung vom nahen Ende.« Über ihnen zuckten Blitze, und Donnerschläge zerrissen den Himmel.
    Erstaunt über die Worte des Knaben fragte Alec: »Wie meinst du das?«
    »Ich habe dir doch gesagt, was mein alter Vater erzählt. Ein Feuerroß wird aus der Wüste kommen, ein Pferd so schwarz wie die schwärzeste Dunkelheit, mit Ausnahme eines kleinen weißen Flecks mitten auf der Stirn...« Alphs Hand bebte, als er auf den Hengst zeigte. »Da! Siehst du es nicht?«
    Plötzlich verstand Alec, was der Knabe meinte. Der Wind wehte die Stirnmähne des Rappen zurück, und die runde, weiße Wunde leuchtete in seinem schwarzen Gesicht.
    »Aber sei doch nicht albern«, sagte er leichthin, in der Hoffnung, dem Knaben die Angst zu nehmen. »Das ist doch nur eine Verletzung, die ihm ein anderer Hengst beigebracht hat. Sieh ihn dir doch nur genau an, er ist ja mit Wunden bedeckt.«
    Der Indianerjunge schüttelte heftig den Kopf. »Er sieht genau so aus, wie ihn mein alter Vater beschrieben hat. Er ist das schwarze Feuerroß, und seine Augen richteten sich auf Alec — »es reitet ihn derjenige, der uns vor dem Untergang retten wird.«
    Alec schüttelte den Kopf, mehr belustigt als besorgt. »Aber das ist doch dummes Zeug«, rief er. »Das ist so verrückt wie das, was du von deinen Kiffern erzählst. Ich kann dein Volk nirgendwohin führen. Im Gegenteil, du mußt mich führen. Bring mich morgen zu deinem Stamm. Die Erwachsenen werden es schon begreifen.«
    »Ist das alles, was du mir zu sagen hast?« fragte Alph. »Nichts über das, was jetzt kommen wird?«
    »Es gibt nicht mehr zu sagen«, sagte Alec ungeduldig, aber dann sah er, wie sich die Augen des Knaben mit Tränen füllten. »Es tut mir leid, Alph. Die Ältesten deines Stammes werden mich verstehen und dir erklären, daß mein Pferd und ich nichts mit eurer Prophezeiung zu tun haben.«
    Ohne ein weiteres Wort wich der Knabe, so weit es ging, in die Felsenhöhle zurück.
    »Morgen gehen wir in dein Dorf«, beschwichtigte Alec ihn. »Die Menschen dort werden sehen, daß mein Pferd nur ein Pferd ist, und daß ich ein Mensch bin wie ihr.«
    Nach einer Weile hörten die Regengüsse so abrupt auf, wie sie begonnen hatten. Der Himmel klärte sich auf, und die Nacht brach über Wüste und Berge herein. Blitz graste in der Nähe, als Alec sich auf dem harten Boden des Lagerplatzes ausstreckte und versuchte, seine Gedanken zu ordnen und einzuschlafen. In der Tiefe der finsteren Höhle konnte er den Indianerknaben nicht erkennen, aber Alec spürte, daß er beobachtet wurde. Hoffentlich war der Junge bis zum nächsten Morgen wieder bei Verstand.
    Die Temperatur fiel, und es wurde kalt. Alec drehte sich auf den Rücken und bewegte Beine und Arme, um sich warmzuhalten. Die Sterne über ihm leuchteten klar und hart. Als er zum Fluß hinunterschaute, konnte er die Schafe sehen, wie sie sich unweit von Blitz zusammendrängten. Ihre Augen standen als winzige Lichter in der Dunkelheit.
    Endlich fiel Alec in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung. Er bemerkte nicht, wie sich die riesige Gestalt des Hengstes vor dem Licht des Lagerfeuers gegen die Felswände abhob, als der Rappe ihn mehrmals in dieser Nacht besuchte. Er merkte auch nicht, daß der Indianerknabe im schwachen Grau der ersten Dämmerung seine Schafe zusammentrieb und sie aus dem Tal hinausführte, hinauf zu den höheren Bergen, die dahinterlagen.
    Endlich fielen die ersten Strahlen der Morgensonne auf Alec, aber es war nicht ihre Wärme, die ihn weckte. Es waren die Nüstern des Hengstes, die

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