Blitz der Hengst des Sonnengottes
Gesicht streichen und streichelte seinen Kopf, in der Hoffnung, daß das Tier in der Finsternis und die Enge des Kraters nicht in Panik geraten würde.
Die vorderste Reihe der Kiffer wankte und wich zurück, offenbar aus Angst vor irgend etwas, das sie von unten bedrohen könnte. Doch die hinter ihnen stehenden drängten nach vorn, und einige besonders kühne kamen mit hocherhobenen Speeren langsam den Pfad herab.
Wieder packte Alec die Verzweiflung. Was würde er tun, wenn sie ihn tatsächlich einholten?
Einige Minuten blieb er noch stehen und schaute aufmerksam und angestrengt nach oben. Als er aber sah, daß die Tapfersten der Kiffer sich immer mehr näherten, stieg er weiter den Pfad hinab in die immer dunkler werdende Höhle.
Endlich war Alec unten angelangt. Jetzt glaubte er, weit genug gegangen zu sein. So tief in den Krater hinein würden die Kiffer ihm sicher nicht folgen. Das gedämpfte Dröhnen war lauter geworden und beunruhigte den Rappen. Alec liebkoste ihn, um ihm verständlich zu machen, daß trotz des merkwürdigen Geräusches und der Dunkelheit alles gewiß gut ausgehen würde.
Plötzlich fühlte Alec wie der Boden unter ihm erbebte; im gleichen Augenblick sah er einen Lichtstrahl. Sofort wurde ihm klar, daß das, was von oben nur ein schwacher Schimmer zu sein schien, hier unten hell genug war, um den großen, unterirdischen Raum zu beleuchten, der sich vor ihm öffnete. Als es wieder dunkel wurde, ging er rasch darauf zu, nicht auf die Gefahr achtend, nur dankbar, daß er ab und zu erkennen konnte, wohin er trat. Wenn er seinen Verstand gebrauchte und seine Angst beherrschte, fand er vielleicht einen zweiten Weg aus dem Krater hinaus.
Das Rauschen wuchs zu einem lauten Dröhnen an, als sie den unterirdischen Raum betraten. Alec wartete, bis das Licht wieder aufblitzte und einen Augenblick lang einen hohen Gang beleuchtete, der aus der Felsenkammer wieder hinausführte.
Dann tastete er nach Blitz und fühlte die Wärme des Tieres unter seinen Händen. Das machte ihm Mut, den Weg fortzusetzen. Obwohl er nicht wußte, wohin der Gang führte, beschloß er, ihm zu folgen, denn es bestand immerhin die Möglichkeit, auf diese Weise nach draußen zu gelangen. Leider fühlte er, daß sich der Boden unter ihm immer noch senkte, als ob er tief in die Eingeweide der Erde hinabgesogen würde.
Allmählich wurden die Lichtblitze heller. Alec bemerkte, daß die Wände zu beiden Seiten aussahen, als wären sie von Menschenhand ausgehauen. Das kam ihm allerdings wie ein Wunder vor. Viel wahrscheinlicher war es, daß eine vulkanische Bodenerhebung diesen Durchgang geschaffen hatte. Aber wer konnte die Geheimnisse dieser unterirdirschen Welt begreifen. Was bedeutete das rästelhafte Licht, das auftauchte und verschwand, und dabei langsam immer heller wurde?
Der Gang endete vor dem großen, bogenförmigen Eingang zu einer weiteren Höhle, und dort war das dumpfe Tosen am lautesten. Als das Licht aufblitzte, konnte Alec den unterirdischen Fluß sehen, wie er durch die Höhle schoß, bevor seine Fluten in ein Loch von unbekannter Tiefe hinabstürzten. Die Steinwände gaben sein Rauschen als tausendfaches Echo zurück. Als Alec eine Hand in das Wasser tauchte, stellte er fest, daß es eiskalt war. Blitz trank schon in langen Zügen an seiner Seite, und Alec folgte seinem Beispiel, in der Hoffnung, daß das Wasser seinen Durst und seinen nagenden Hunger besänftigen würde.
Einige Augenblicke später bemerkte er noch einen Gang auf der anderen Seite der Höhle. Durch ihn fiel ein fahles Licht, unterbrochen von nunmehr grellen Blitzen.
Alec stand auf und lehnte sich an sein Pferd. »Komm weiter«, sagte er leise.
So schnell es ging, tastete er sich durch das graue, geisterhafte Licht. Als er den Gang erreicht hatte, stellte er fest, daß er enger war als die andern. Vorsichtig ging er hinein. Das Tosen des Wassers hinter ihm verstummte, und er hörte nur noch das Klappern der Hufe seines Pferdes und seinen eigenen keuchenden Atem. Das Licht drang jetzt wie eine blasse, flackernde Wolke zu ihm, die silbrig schimmerte. Er wußte, daß er sich dem Ursprung der Erscheinung näherte, denn er fühlte Wärme auf seiner Haut. Allmählich wurde der Luftzug fast glühend, und das Licht nahm einen gelblichen Ton an.
Alec blieb stehen. Kein Zweifel, was er sah, war ein Flammenring, der vor ihm kochte und glühte. Gleich darauf verlöschte er zu einem kaum sichtbaren Glimmen, und einen Augenblick später zuckte der
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